Eine Tafel Schokolade ist kein Billigprodukt
Es herrscht Aufbruchstimmung im Kakaosektor. Nun muss sie genutzt werden, um die Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen zu verbessern, missbräuchliche Kinderarbeit abzuschaffen und Entwaldung in den Anbauregionen zu stoppen.
01.06.2018
Die sechste Mitgliederversammlung des Forum Nachhaltiger Kakao Mitte Mai widmete sich der Umsetzung der auf der Weltkakaokonferenz verabschiedeten Berlin Declaration. Sie setzt fort, wozu die Weltöffentlichkeit vor Kurzem auf der Weltkakaokonferenz Ende April in Berlin aufgerufen wurde: ‚Business as usual‘ – Weitermachen wie bisher – ist keine Option mehr. Dabei geht es nicht nur darum, erkennbare Fortschritte zu machen, sondern diese auch zu messen und Änderungen und Verbesserungen damit sichtbar zu machen.
Der Vorstandsvorsitzende des Forum Nachhaltiger Kakao, Wolf Kropp-Büttner, machte deutlich: „Wir brauchen eine Industrie und einen Handel, die sozialen und Umweltkriterien denselben Stellenwert geben wie den ökonomischen Kriterien. Wir brauchen gute Regierungsführung in den Produzentenländern, mehr Transparenz und den politischen Willen, Lösungen zu finden.“ Eine Lösung gebe es jedoch nur in enger Zusammenarbeit zwischen Industrie, Handel, Politik und Zivilgesellschaft und nur, wenn Produzenten- und Konsumentenländer gemeinsam vorangehen. „Dazu können wir als Forum Nachhaltiger Kakao in verschiedenster Weise beitragen,“ so Kropp-Büttner weiter.
Lebenssituation der Kakaobauern muss verbessert werden
Kropp-Büttner verwies zudem auf den Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süßwaren. Hier erreichen die Forumsmitglieder bereits 60 Prozent (Bezugsjahr: 2017; Gesamtmarkt Deutschland: 55 Prozent) und liegen damit international an der Spitze. Damit hat das Forum einen weiteren Schritt zur Umsetzung der Selbstverpflichtung der Forumsmitglieder getan, bis zum Jahr 2020 einen Anteil von mindestens 70 Prozent zu erreichen. Dass dies allerdings nicht ausreicht, um die Lebenssituation der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern, ist den Forumsmitgliedern bewusst.
Die Mitgliederversammlung diente auch dem Austausch über geeignete umfassende Handlungsansätze des Forums. Als notwendig sehen die Forumsmitglieder beispielsweise eine transparente Lieferkette, Information und Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher, ein verbindliches Monitoringsystem, das unterstützt wird von den Regierungen der beteiligten Länder, und Klimaschutzprojekte inklusive flankierender Regulierungen. Zu allem können das Forum Nachhaltiger Kakao und seine Mitglieder beitragen.
Enge Zusammenarbeit
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Hans-Joachim Fuchtel, forderte die rund 80 Forumsmitglieder auf, noch aktiver in die Öffentlichkeit zu gehen. „Das Forum hat das Potential, noch mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken“, sagte Fuchtel. Auf das gemeinsame Projekt PRO-PLANTEURS mit der ivorischen Regierung und die Arbeit des Forums verwies die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Maria Flachsbarth. Sie sprach von einer „Erfolgsgeschichte“. Auch da arbeiteten beide Ministerien, BMZ und BMEL, eng und gut zusammen und engagieren sich für einen nachhaltigen Kakaosektor. Flachsbarth weiter: „Die Punkte der Berliner Erklärung erreichen wir nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“ Dazu gehöre ein wesentlich besserer Kakaopreis – zum einen für die Kakaoproduzenten, zum anderen an der Supermarktkasse. „Eine Tafel Schokolade ist kein Billigprodukt!“, sagte Flachsbarth.
William Saab von der Strategieberatungsgesellschaft NewForesight stellte das für die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) entwickelte Monitoringsystem vor, das den Fortschritt im Hinblick auf einen nachhaltigen Sektor weltweit in Zukunft messen soll. Die ICCO als Zusammenschluss aus Produzenten- und aus Konsumentenländern ist nun gefordert, ihre Rolle als führende Organisation noch stärker als bisher wahrzunehmen.