Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht bei der Deutschen Telekom
Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung kann nur gemeinsam mit den Mitarbeitern eines Unternehmens gelingen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Commitment der Unternehmensführung. Im Alltag muss CSR aber auch gelebt werden. Das erfordert neben Vorbildern auch das nötige Wissen.
19.02.2019
Mitarbeiter müssen zu den wichtigsten Themen geschult und sensibilisiert werden. Jedem Mitarbeiter sollte klar sein, welchen Beitrag er zur Reduzierung des Carbon Footprint leisten kann, und er sollte erkennen können, wenn grundlegende Menschenrechte in seiner unmittelbaren Umgebung oder in seinem Tätigkeitsbereich gefährdet sind. Für die Deutsche Telekom ist die Einbindung der Mitarbeiter essentieller Bestandteil des Nachhaltigkeitsengagements. „Wir sind auf den ersten Blick vielleicht kein ‚klassisch grünes‘ Unternehmen“, sagte Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, bei der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2017. „Aber wir nehmen Nachhaltigkeit sehr ernst.“
Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung ermittelt die Deutsche Telekom mit einem eigenen KPI die Befürwortung der Mitarbeiter zum CR-Engagement. Die letzten veröffentlichten Zahlen aus dem Jahr 2015 zeigen mit 78 Prozent hohe Zustimmungswerte, sowohl für die Bewertung als auch für die persönliche Identifikation mit dem CR-Engagement. Zudem wird im jährlich abgefragten und veröffentlichten Sozialbericht die Einhaltung des „Menschenrechtskodex & Soziale Grundsätze“ überprüft. 121 vollkonsolidierte Gesellschaften aus dem gesamten Konzern haben für den aktuellen Bericht über das Geschäftsjahr 2017 die vollständige Einhaltung gemeldet.
Basis für die Menschenrechtspolitik der Deutschen Telekom sind die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte aus dem Jahr 2011. Sie bilden die Grundlage für die im „Menschenrechtskodex & Soziale Grundsätze“ verankerte Sorgfaltspflicht sowie den für Lieferanten spezifischen Supplier Code of Conduct. Die CSR Richtlinie (CSR RUG) und der Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) sind neue rechtliche Anforderungen, die eine Auseinandersetzung mit dem Thema Menschenrechte erforderlich machen, hinzu kommen die Erwartungen unterschiedlicher Stakeholder.
Um das Thema aber in die Unternehmenskultur zu integrieren, ist die Einbindung der Mitarbeiter unerlässlich. Zur Förderung von Sensibilität und Bewusstsein für menschenrechtliche Risiken und Verstöße wurde deshalb ein spezielles Training für alle Mitarbeiter konzipiert. Damit schult die Deutsche Telekom weltweit
alle 216.000 Mitarbeiter zum Themenbereich Menschenrechte. „Wir haben im Januar mit dem weltweiten Rollout begonnen“, sagt Yvonne Hommes, die im Konzern für die interne Einhaltung der Menschenrechte zuständig ist.
Das als E-Learning angelegte Trainingsprogramm steht konzernweit zur Verfügung.
Man habe sich bewusst für ein breites Bildungsangebot entschieden, an dem alle Mitarbeiter teilnehmen können, erläutert Hommes. Kulturelle Besonderheiten und nationale Gesetzgebungen werden dabei berücksichtigt. „Grundsätzlich gilt unser Menschenrechtskodex & Soziale Grundsätze aber weltweit“, so Yvonne Hommes weiter.
Seit einigen Jahren untersucht das Team neben den lang etablierten formalen Audits in der Lieferkette auch gezielt die Situation in den eigenen lokalen Einheiten der DTAG rund um den Globus. Mit den vorhandenen Prozessen und den Ergebnissen war man in Bonn weitestgehend zufrieden. Gemeinsam erarbeitete Maßnahmenpläne und deren Umsetzung sorgen für stetige Verbesserung. „Dabei fiel uns allerdings auch auf, dass der Begriff der „Menschenrechte“ als solches von Mitarbeitern aber auch Führungskräften häufig nur mit Missständen in fernen Ländern in Asien oder Afrika in
Verbindung gebracht wird“, erinnert sich Yvonne Hommes. „Ziel muss es sein, die Achtung der Menschenrechte in die Unternehmenskultur zu integrieren und nicht nur als Thema im Einkauf zu begreifen“, führt sie weiter aus. „Jeder Mitarbeiter sollte verstehen, welchen Einfluß und welche Verantwortung die Deutsche Telekom insgesamt hat“, so Hommes, „aber auch was Menschenrechte für die unmittelbare Umgebung bedeuten, und was zu tun ist, um diese einzuhalten.“
Im Nachgang entstand daher die Idee, das Thema Menschenrechte für die gesamte Belegschaft aufzubereiten. Ziel ist die Sensibilisierung aller Mitarbeiter zu Menschenrechtsthemen, vor allem auch in ihrer unmittelbaren Umgebung und ihrem Tätigkeitsbereich.
Das E-Learning führt anhand von Szenarien um Diskriminierung, Arbeitszeitbelastung bis hin zur sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz in das Thema ein. Regelmäßige flankierende interne Kommunikationskampagnen zum Thema Menschenrechte sorgen für eine rege Teilnahme. Hommes: „Den tatsächlichen Erfolg können wir Ende des Jahres auswerten und dann eventuell notwendige Anpassungen vornehmen.“
Neben dem Erkennen von Risiken sollen die Mitarbeiter auch lernen, wie sie sich verhalten können, wenn ihnen Verstöße begegnen. „Dafür haben wir ein spezielles Postfach eingerichtet“, so Yvonne Hommes. Dort eingehende Anliegen werden zunächst einem Plausibilitätstest unterzogen und dann mit den geeigneten Ansprechpartnern und Fachabteilungen bearbeitet. Hommes: „Jeder Mitarbeiter kann sich sicher sein, dass wir sein Anliegen bis zu einer abschließenden Klärung bearbeiten werden.“
Dieser Artikel ist im Original im Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2018" zum Thema "Wirtschaft und Menschenrechte" erschienen.