Lieferkette

Zinn, Tantal, Wolfram und Gold: Neue Sorgfaltspflichten für Unternehmen

Die Europäische Union hat das Online-Portal „Due Diligence Ready!“ ins Leben gerufen, welches unter Koordination des Öko-Instituts erstellt wurde. Kleine und mittlere Unternehmen können sich damit auf die Sorgfaltspflichten vorbereiten, die ab dem 1. Januar 2021 verbindlich gelten. Betroffen sind Firmen, die in ihrer Lieferkette mit Zinn, Tantal, Wolfram und Gold zu tun haben.

09.12.2019

 
 

Auf dem Online-Portal finden kleine und mittelständische Unternehmen Informationen, Tools und Schulungsmaterialien, die bei der Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für Mineralen und Metalle unterstützen.

Die Lieferkette für Minerale

Bis die Rohminerale auf den Verbrauchermarkt gelangen, sind viele Akteure beteiligt: bei der Gewinnung, dem Transport, dem Umschlag, dem Handel, der Verarbeitung, der Verhüttung, der Veredelung und dem Legieren – bis zur Herstellung sowie dem Verkauf des Endprodukts. Der Begriff „Lieferkette“ bezeichnet alle Vorgänge, Organisationen, Akteure, Technologien, Informationen, Ressourcen und Dienstleistungen, die auf dem Weg der Minerale von der Abbaustätte bis zur Einbindung in das Endprodukt für den Endverbraucher eine entscheidende Rolle spielen. Ist Ihr Unternehmen betroffen? Finden Sie es anhand eines Flussdiagramms heraus.

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Was sind Sorgfaltspflichten (Due Diligence)?

Sorgfaltspflichten (englisch Due Dilligence) bezeichnen die Art, wie ein Unternehmen Risiken erkennt, managt und kommuniziert. Dazu gehören die Risiken, die das Unternehmen für andere erzeugt, und die Risiken, denen es selbst ausgesetzt ist. Sorgfaltspflichten sind ein „anhaltender, proaktiver und reaktiver Prozess“.

Die Grundlage ist die EU-Verordnung zu Mineralen aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (umgangssprachlich auch Konfliktmineralien genannt). Sie soll die Finanzierung von Konflikten durch Rohstoffe und Menschenrechtsverletzungen bei Abbau und Verarbeitung eindämmen. „Durch die Erfüllung der Sorgfaltspflicht können Unternehmen die Wahrung des Völkerrechts und der nationalen Rechtsvorschriften, einschließlich der Bestimmungen gegen den illegalen Handel mit Mineralen und der UN-Sanktionen, sicherstellen.“ 

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Sorgfaltspflichten (Due Diligence) in der Praxis

Die Durchführung der Due Diligence nimmt Zeit und Ressourcen in Anspruch. Wie groß der Aufwand für ein Unternehmen ist, hängt von der Größe und der Position in der Lieferkette ab sowie von deren Komplexität und deren Risikoprofil. Zudem spielt die Erfahrung beim Aufbau von Managementsystemen eine Rolle. Ein Unternehmen kann die Sorgfaltspflichten auf verschiedenen Wegen erfüllen.

  • Kleine Unternehmen haben weniger Lieferanten als größere Unternehmen, und unterhalten oft langfristige Geschäftsbeziehungen. Hier sollte es möglich sein, eine geeignete Due Diligence innerhalb eines angemessenen Zeitraums schrittweise aufzubauen.
  • Wenn Unternehmen viele Lieferanten haben, „sollten Sie in Betracht ziehen, sich einem Branchenverband anzuschließen, um Kapazitäten mit anderen Unternehmen zu bündeln und dadurch stärker agieren zu können“. Zudem sollte überlegt werden, Managementsysteme einzuführen, beispielsweise in Kombination mit einem Datenmanagementsystem, das die Erfassung und die Zusammenführung von Due-Diligence-Daten sowie die Berichterstellung unterstützt. 

Die EU-Verordnung basiert auf den „OECD-Leitsätzen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten“. Diese Leitsätze zeigen Unternehmen einen fünfstufigen Prozess, in dem die Sorgfaltspflichten eingeführt, Risiken erkannt und behandelt werden können.

  • Aufbau eines soliden Unternehmensmanagementsystems.
  • Ermittlung und Bewertung von Risiken entlang der Lieferkette.
  • Gestaltung und Umsetzung einer Strategie zur Risikobekämpfung.
  • Durchführung eines unabhängigen Audits durch Dritte zu den Sorgfaltspflicht-Aktivitäten der Verhüttungsbetrieben/ Scheideanstalten.
  • Jährlicher Bericht zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette.

Behörde in Deutschland

In Deutschland wird die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) als zuständige Behörde kontrollieren, ob EU-Importeure in Deutschland die Bestimmungen der Verordnung einhalten.

Sorgfaltspflichten vernachlässigt? Fiktives Fallbeispiel

Das fiktive Unternehmen Megatronics stellt elektronische Komponenten her und liefert an einige der größten Unternehmen auf dem Markt. Da Megatronics keine Due-Diligence-Prüfung bei seinen Lieferanten durchführt, weiß das Unternehmen nicht, dass sein Zinn und Wolfram aus einem Hochrisikogebiet stammen, einer Region im fiktiven Land Galatien. In Galatien gibt es verschiedene Rebellengruppen, die immer wieder Gebiete angreifen, in denen Zinn und Wolfram im abgebaut werden. Man weiß, dass die Rebellengruppen häufig die Kontrolle über Bergbaugebiete übernehmen und Einheimische zu unbezahlter Arbeit zwingen, während sie die Minerale verkaufen, um ihre Aktivitäten zu finanzieren. Eine Nichtregierungsorganisation (NGO) veröffentlicht eine Reportage darüber, dass Megatronics regelmäßig Rohstoffe aus Galatien bezieht. Die Kunden bitten das Unternehmen, den Kauf von Zinn und Wolfram aus dem Krisengebiet einzustellen. Diese Entwicklung ist ein Schock für Megatronics. Um seine Kunden zu halten, muss das Unternehmen schnell neue Lieferanten finden. Da Megatronics jedoch keine Due-Diligence-Systeme hat, fällt es schwer zu entscheiden, mit welchen Lieferanten es zusammenarbeiten soll. Mittlerweile sind im Unternehmen Zinn und Wolfram knapp. Damit sind Kundenbeziehungen und Rentabilität gefährdet. Darüber hinaus muss das Unternehmen Medienanfragen zu seinen Beschaffungspraktiken beantworten. Aufgrund der unzuverlässigen Lieferung und dem geschädigten Image sinkt der Verkauf der Komponenten. Das Unternehmen ist gezwungen, seine Preise zu senken, um Kunden zu halten. Andere Kunden beschließen, ihre Beziehung zum Unternehmen komplett zu beenden.

Hier gelingt die Risikominderung: Reale Fallstudie

Lesen Sie hier die Geschichte des kongolesischen Unternehmens Metachem SARL, das Zinn, Tantal und Wolfram aus artisanalem (rein manuell betriebenen) und Kleinbergbau im Osten der Demokratischen Republik Kongo verarbeitet, exportiert und liefert.

Quelle: UD/pm
 

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