Lieferkette

EU soll illegalen Fischfang in Ghana unterbinden

Die Environmental Justice Foundation fordert die Europäische Union auf, gegen illegalen Fischfang in Ghana vorzugehen. Es bestehe ein hohes Risiko, dass Fisch und Meeresfrüchte, die illegal in Sperrzonen mit verbotenen Netzen gefischt wurden, auf dem EU-Markt landen.

28.07.2020

EU soll illegalen Fischfang in Ghana unterbinden

In einem neuen Bericht beschuldigt die Environmental Justice Foundation (EJF) industrielle ghanaische Trawler des illegalen Fangs von Fisch und Meeresfrüchten. Die für den Export nach Europa zugelassenen Schiffe würden in Sperrzonen fischen, dabei verbotene Netze verwenden und die Fänge gezielt lokalen Kanufischern stehlen.

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Dem Bericht zufolge gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass eine formelle Warnung der Europäischen Kommission an Ghana aus dem Jahr 2013 nicht vollständig umgesetzt worden ist. Eigentlich war die Maßnahme, die zu Importverboten hätte führen können, 2015 aufgehoben worden, weil Ghana neue Gesetze erlassen und einen klaren Mangement-Plan für die Fischerei vorgelegt hatte.

Satellitendaten lieferten erste Hinweise

Ghana exportiert vor allem Thunfisch in die EU. Die industrielle Schleppnetz-Flotte des westafrikanischen Landes überführt außerdem jährlich zwischen 2.000 und 3.500 Tonnen Tintenfisch, Kraken und Kalmare nach Europa – vor allem nach Portugal, Italien und Spanien. Der Wert der Ware beläuft sich auf circa zehn Millionen Euro.

Mithilfe von Daten aus Satellitenüberwachungen und Beobachtungen auf See sowie der Zusammenführung von Daten anderer Organisationen hat die EJF nach eigenen Angaben mehrere Fälle belegt, in denen Trawler, die für den Export in die EU zugelassen sind, an illegalen Aktivitäten beteiligt waren. Nach Angaben der Organisation könnten EU-Verbraucher nun unbeabsichtigt illegale Praktiken und die Überfischung in Ghana unterstützen.

Industrielle Trawler bedrohen lokale Fischer

Besondere Sorge bereitet der EJF der sogenannte Saiko-Fischfang. Dabei fangen industrielle Trawler in Fischgründen, die eigentlich kleinen lokalen Fischern vorbehalten sind. Die Fänge werden in entsprechend angepasste kleinere Boote umgeladen, in Ghana angelandet und auf lokalen Märkten verkauft. Dadurch werden kleine Fischpopulationen im uferfernen Freiwasserbereich gefährdet und die Existenzgrundlage von 2,7 Millionen Ghanaern zerstört, die auf die Fischerei angewiesen sind.

Der Bericht deckt ebenfalls mögliche Verstöße gegen das EU-Gesundheitsrecht auf: So werden Produkte offenbar über China umgeleitet und anschließend unter Angabe chinesischen – nicht ghanaischen – Ursprungs in die EU importiert.

Obwohl es gegen ghanaisches Recht verstößt, sollen etwa 90 Prozent der industriellen Schleppnetz-Flotte Ghanas durch chinesische Eigentümerstrukturen geprägt sein. Schiffsbetreiber nutzen undurchsichtige Unternehmensstrukturen und „Scheinfirmen“, um Fischerei-Lizenzen zu erhalten. Die EJF entdeckte nach eigenen Angaben zwei für den Export in die EU zugelassene Trawler, die bei einem ghanaischen Unternehmen registriert sind, das von einem chinesischen Konzern gegründet wurde.

Saiko beenden und Transparenz verbessern

Die EJF fordert die EU auf, alle im Rahmen ihrer Verordnung verfügbaren Instrumente zur Bekämpfung der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischerei zu nutzen, um Ghana zu helfen, den Saiko-Fischfang zu beenden und die Transparenz innerhalb des Fischereisektors zu verbessern. 

Alle EU-Mitgliedsstaaten sollten Importe von Fisch und Meeresfrüchten aus Ghana genau unter die Lupe nehmen und auf mögliche Handelsumlenkungen achten, lautet eine weitere Forderung. Gleichzeitig seien Verarbeiter und Einzelhändler dazu aufgefordert, ihre Lieferketten mit Ursprungsort in Ghana – insbesondere solche, die mit der ghanaischen Schleppnetz-Flotte in Verbindung stehen – zu überprüfen.

Quelle: UD/pm
 

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