Wuppertal-Institut kritisiert Elektro-Mobilitätskonzept
Der Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie kritisiert das Konzept der Bundesregierung für die Elektromobilität. Uwe Schneidewind hält die Pläne für verfehlt. Es helfe der Umwelt in Deutschland keinen Schritt weiter, „50 Millionen Fahrzeuge auf unseren Straßen mit Verbrennungsmotor gegen Elektromobile auszutauschen“, sagte Schneidewind in einem Streitgespräch der WirtschaftsWoche.
03.09.2014
Stattdessen fordert Schneidewind, der die Bundesregierung in Umweltfragen berät, neue Verkehrskonzepte vor allem für die Städte. Kernpunkt: Die Zahl der Autos soll drastisch sinken, dafür die Nutzung von Fahrrädern, Bussen und U-Bahnen massiv gefördert werden. „Nur die verbleibenden Autos fahren elektrisch“, verlangt Schneidewind. Auch Car-Sharing-Konzepte bringen nach dem Urteil von Schneidewind kaum ökologische Vorteile: „Zwar schaffen Einzelne ihren Wagen ab, dafür nutzen zum Beispiel bei schlechtem Wetter auf einmal Menschen das Auto, die vorher mit Rad und Bus unterwegs waren.“
Friedrich Schmidt-Bleek, einst Mitbegründer des Wuppertal-Instituts, der gerade ein vieldiskutiertes Buch mit dem Titel „Grüne Lügen“ veröffentlicht hat, hält Elektroautos und Hybridantriebe sogar für Entwicklungen, die der Umwelt mehr schadeten als nützten. „Zwei Motoren plus Batterie in einem Auto bedeuten grob eine Verdopplung der Menge an Material je gefahrenen Kilometer gegenüber einem Benziner. Was soll daran ökologisch sein?“, kritisierte er in der WirtschaftsWoche.
Die beiden Ökologie-Vordenker beklagen einen Stillstand in der Umweltpolitik. „Alle Umweltindikatoren verschlechtern sich", resümiert Schneidewind. So sei der CO2-Gehalt der Atmosphäre gegenüber 1990 um 50 Prozent emporgeschossen. Um den Anstieg zu stoppen, fordert er, das Klimagas über internationale Handelssysteme so weit zu verteuern, „bis es nicht mehr wirtschaftlich ist, Kraftwerke mit schmutziger Braunkohle statt mit relativ sauberem Gas zu betreiben“. Schmidt-Bleek sieht nur einen Ausweg aus der Misere: Die ökonomisch und politisch stabilsten Staaten Europas sollten voran gehen und zeigen, wie Marktwirtschaft im Einklang mit der Umwelt funktionieren kann. „Es muss doch möglich sein, unter ökologisch und sozial besseren Bedingungen als bisher Profite zu schaffen, Waren zu exportieren und sich Importe leisten zu können“, sagte er. Wenn Europa das schaffe, würden etwa auch China und Indien sehen, „dass wir Wohlstand schaffen können, ohne die Welt ins Verderben zu stürzen.“