Abgasuntersuchungen der DUH: Grenzwerte überschritten
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) stellt ihre bisher umfangreichste Abgasuntersuchung im realen Straßenbetrieb von 36 Diesel- sowie drei Benzin- bzw. Benzinhybridfahrzeugen der Abgasstufe Euro 6 vor. Obwohl die Messungen zwischen Mai und September bei überwiegend sommerlichen Temperaturen erfolgten, überschreiten 33 der 36 Fahrzeuge die Stickoxid-Grenzwerte um das bis zu 9,2-fache. Die Tatsache, dass drei Fahrzeuge die Grenzwerte unterschreiten, zeigt die grundsätzliche Machbarkeit einer wirksamen Abgasreinigung.
15.09.2016
Mit den nun sinkenden Außentemperaturen überprüft die DUH jetzt auch das Abgasverhalten im Winterhalbjahr. Von mehreren Herstellern ist bekannt, dass sie unterhalb von +19 Grad (Fiat), +17 Grad (Opel, Porsche, Renault) bzw. +10 Grad (Mercedes) die Abgasreinigung massiv reduzieren, obwohl die Zulassungsvorschriften die Funktionstüchtigkeit der Abgasreinigung auch für niedrige Außentenperaturen vorschreiben und zwei Tests bei -7 bzw. -15 Grad Celsius vorsehen.
Die jetzt vorgestellten Messungen wurden im Rahmen des in diesem Frühjahr neu eingerichteten „Emissions-Kontroll-Instituts“ (EKI) der DUH durchgeführt. Die fachliche Leitung hat Dr. Axel Friedrich, international tätiger Verkehrsexperte und ehemaliger Leiter der Abteilung Verkehr, Lärm des Umweltbundesamtes. Getestet wurden zwischen Mai und September Fahrzeuge der Euronorm 6, die aktuell verkauft werden. Ein Schwerpunkt der Auswahl lag auf Fahrzeugen der Top 30 der meistverkauften Diesel-Modelle in Deutschland.
Unter den sieben Fahrzeugen mit den schlechtesten Abgaswerten finden sich gleich drei Fahrzeuge der Herstellers Ford. Diesel-Pkw der Hersteller Ford, Opel (GM) und Renault/Nissan zeigten durchgehend hohe Stickoxidwerte (NOx). Der Ford Mondeo erreicht die höchsten NOx-Emissionen mit durchschnittlich 739 mg NOx/km, das entspricht einer Überschreitung des Grenzwertes um den Faktor 9,2. Aber auch weitere Ford Modelle wie der Ford Kuga 2.0 TDCi oder der Ford Focus 1.5 TDCi liegen mit 614 mg/km bzw. 554 mg/km weit oberhalb des erlaubten Emissionswertes. Die mit einem Renault Motor ausgestattete Mercedes A-Klasse überschreitet den Grenzwert um den Faktor 6,1. Der BMW 520d Touring, Volvo XC60 2.0D und Jeep Renegate 1.6 Multijet zeigen Überschreitungen um den Faktor 4,8 bis 6,3.
Zwei Diesel-Pkw halten den Euro 6 Grenzwert für Diesel-Pkw von 80mg NOx/km auch im realen Betrieb ein: ein Audi Q3 sowie ein Mercedes E 220d der neuen Motorengeneration, der dem EKI vom Hersteller zur Verfügung gestellt wurde. Auch ein leichtes Nutzfahrzeug von VW, der T6, hielt den für dieses Fahrzeug geltenden Euro 6 Grenzwert von 125 mg NOx/km auf der Straße ein.
Zu Vergleichszwecken wurden drei Benzin- bzw. Benzinhybridfahrzeuge gemessen. Ein vom Hersteller bereitgestellter Toyota Prius 1.8 Hybrid erreichte mit fünf mg/km mit Abstand die geringsten Emissionen aller getesteten Fahrzeuge. Ein weiterer Prius 4 aus dem Feld erreichte 15 mg/km. Sehr geringe NOx Werte mit nur elf mg/km zeigte auch ein Opel Mokka 1.4 ecoFlex.
"Diesel-Pkw verpesten die Luft in unseren Städten 70-mal mehr"
„Selbst bei sommerlichen Temperaturen verpesten die aktuell verkauften Euro 6 Diesel-Pkw die Luft in unseren Städten 70-mal mehr als moderne Benzin- bzw. Benzin-Hybrid Fahrzeuge. Es fehlt allerdings der politische Wille, die Autokonzerne zu zwingen, alle ausgelieferten Euro 5 und Euro 6 Dieselfahrzeuge so nachzubessern, dass sie die Grenzwerte für das Dieselabgasgift NOx auf der Straße auch einhalten. Unsere Untersuchung zeigt, dass es technisch möglich ist. Wenn jedoch der politische Wille fehlt, die Einhaltung der Grenzwerte im Fahrbetrieb durchzusetzen, bleibt nur ein Fahrverbot für alle Diesel in den Innenstädten.
Bislang weigert sich das verantwortliche Bundesverkehrsministerium ganz offensichtlich, die Hersteller hier in die Pflicht zu nehmen und so die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Nachdem nun Verkehrsminister Dobrindt, das Recht beugend, dem Sportwagenhersteller Porsche zugestanden hat, eine funktionierende Abgaseinigung nur bei Temperaturen oberhalb von fünf Grad Celsius einhalten zu müssen, werden sich andere Hersteller auch darauf berufen“, so Resch weiter.
Auffällig ist, dass die getesteten Modelle von VW im Mittel niedriger lagen als die der meisten anderen Hersteller. „Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass VW offenbar aus dem massiven öffentlichen Druck der letzten Monate gelernt hat“, so der Experte Axel Friedrich. „Es ist dringend nötig, dass andere Hersteller dies auch endlich verstehen und auch die Fahrzeuge im Felde nachbessern.“ Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel des Opel Zafiras. Nach der Nachbesserung durch Opel sind die Stickoxidemissionen um mehr als 75 Prozent niedriger als bei vorangegangenen Messungen.