Elektromobil liefern lohnt sich
Umweltfreundlich und zugleich kostengünstig? Zumindest für elektrische Fahrzeuge schien diese Kombination bis jetzt schwer zu vereinen. Das Fraunhofer IAO zeigt in Ergebnissen des vierjährigen Schaufensterprojekts "Urbaner Logistischer Wirtschaftsverkehr", dass elektrische Lieferfahrzeuge mit herkömmlichen Fahrzeugen auch wirtschaftlich mithalten können.
08.06.2016
Die zunehmende Urbanisierung bremst Lieferfahrzeuge aus, die Unternehmen und Privathaushalte mit Waren und Gütern beliefern wollen. Insbesondere in Ballungsräumen wächst die Herausforderung, eine stetig steigende Anzahl von Sendungen möglichst umweltfreundliche auszuliefern. Vor vier Jahren hat das Fraunhofer IAO in Kooperation mit den drei großen Paketdienstleistern Deutsche Post DHL Group, DPD und UPS im Rahmen der von der Bundesregierung geförderten Initiative Schaufenster Elektromobilität das Projekt "Urbaner Logistischer Wirtschaftsverkehr" ins Leben gerufen, um dieser Problematik entgegenzuwirken. Im Projekt haben die Partner in drei Städten Baden-Württembergs untersucht, welche Potenziale sich aus einer Elektrifizierung des innerstädtischen Lieferverkehrs ergeben.
Leichte Fahrzeuge schon wirtschaftlich, schwere noch nicht
Im Rahmen der Ergebniskonferenz des Schaufensterprogramms auf der Leipziger Messe wurden die Ergebnisse des vierjährigen Forschungsprojekts vorgestellt. Inwieweit rentieren sich elektrifizierte Lieferfahrzeuge und können sie mit den herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen auf dem Markt konkurrieren? Um diese Frage beantworten zu können, wurde zunächst eine umfangreiche Lebenszykluskosten-Analyse für alle eingesetzten Fahrzeugtypen mit Daten der Unternehmen durchgeführt. Das Ergebnis: Bereits heute können die leichteren Gewichtsklassen mit den Diesel-Referenzfahrzeugen mithalten, wenn entsprechende Großflotten-Rabatte korrigiert und die gesamte Nutzungsdauer betrachtet werden. Schwere Nutzfahrzeuge sind jedoch noch weit davon entfernt, wirtschaftlich zu sein.
In unterschiedlichen Szenarien wurde darüber hinaus untersucht, wie sich rechtliche Anreizmaßnahmen zu Gunsten von elektrischen Lieferfahrzeugen auf die Wirtschaftlichkeit der Gesamtflotten bei den Unternehmen auswirken. Die Analysen ergaben, dass die Verkehrsströme durch geeignete Nutzung sowie veränderte Fuhrparkzusammensetzung der drei betrachteten Unternehmen entzerrt werden können. Setzen Unternehmen die elektrischen Lieferwagen unter planbaren und wiederkehrenden Bedingungen ein, können nicht nur Emissionen reduziert werden, sondern auch operative Kosten bei der Zustellung. So können durch gezielte Anreizmaßnahmen auch bis zu dreimal höhere Anschaffungskosten für E-Lieferfahrzeuge durch geringere Gesamtbetriebskosten des Fuhrparks kompensiert werden. Welches Potenzial aus elektrisch betriebenen Lieferfahrzeugen geschöpft werden kann, bekräftigt auch Projektleiter Steffen Raiber: "Die Belieferung von Innenstädten stellt ein ideales Anwendungsfeld für Elektromobilität dar, das bestätigen die Ergebnisse. Jetzt ist es wichtig, weitergreifende elektromobile Zustellkonzepte zu entwickeln."
Pilotprojekt logSPAZE folgt
Genau hier führt das Anschlussprojekt "logSPAZE" die Arbeiten weiter: Anfang Juni startet das Pilotprojekt, um alternative Zustellkonzepte zu entwickeln. Das Vorhaben wird von der Stadt Stuttgart und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart unterstützt.