Mobilität & Logistik

Ökologischer Verkehrsclub: wenn schon Auto, dann sauber

Keine Umweltsieger auf dem Treppchen – Abgasskandal und das Fehlen zweifelsfreier Daten führen zum Rat: Autokauf geplant? Abwarten! Der Diesel ist diskreditiert, das E-Auto teuer, es braucht die Energiewende. Direkteinspritzende Benziner warten auf den Partikelfilter.

19.08.2016

Ökologischer Verkehrsclub: wenn schon Auto, dann sauber zoom

Der ökologische Verkehrsclub VCD hat zum 27. Mal die VCD Auto-Umweltliste präsentiert. Anders als sonst. Mitten im Abgasskandal und der zweifelhaften Datenlage gibt es keine Platzierungen, keine Bewertung umweltbester Pkw. Dennoch: Gerade jetzt ist Orientierung wichtig. Deshalb gibt der VCD Verbrauchern Tipps und Fahrzeugempfehlungen.

Abwarten heißt die Devise

„Gut dran ist, wer heute mit dem Autokauf abwarten kann“, so Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. „Der Diesel ist diskreditiert, nicht zuletzt seitdem bekannt wurde, dass Autohersteller massiv bei der Abgasreinigung tricksen, teils sogar betrügen. Darüber hinaus, und das gilt für alle Fahrzeuge, ist die Schere zwischen den Herstellerangaben und der Realität bei Verbrauch und CO2-Ausstoß immer größer geworden. Uneingeschränkte Empfehlungen für umweltverträgliche Autos sprechen wir deshalb nicht aus. Die Bundesregierung darf jetzt nicht länger zuschauen. Sie muss klare Vorgaben machen und intensiv kontrollieren. Die Hersteller müssen den Willen zeigen, saubere Autos zu bauen und zu verkaufen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Autos wieder unter ökologischen Gesichtspunkten verglichen und gekauft werden können.“

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Ökoranking des VCD bietet Orientierung

Wer in der jetzigen Situation nicht auf den Kauf eines Autos verzichten kann, dem rät der VCD, auf Gebrauchtwagen und Fahrzeugtypen zurückzugreifen, die seit Jahren im Ökoranking des VCD gut abschneiden und darüber hinaus ihre Umwelteigenschaften auf der Straße bewiesen haben.

Für den Stadtverkehr gehören dazu kleine energieeffiziente Benziner und Erdgasfahrzeuge, wie beispielsweise die technischen Drillinge Citroen C1, Peugeot 108 und Toyota Aygo sowie die Erdgas-Drillinge aus dem VW-Konzern und für die Nummer größer der Golf Variant mit Erdgasantrieb.

Klar ist auch, Elektroautos werden gebraucht für den Klimaschutz. Jedoch sind sie immer noch teuer und werden kaum gekauft. Und so präsentiert sich der Markt: Insbesondere bei den batterieelektrischen E-Autos gibt es kaum eine Weiterentwicklung. So ist nur ein neues E-Auto auf den Markt gekommen. Der früher meistverkaufte E-Smart, wird seit einem Jahr nicht mehr zum Kauf angeboten. Aber E-Autos eignen sich: vor allem in Fahrzeugflotten und bei Privatpersonen für Pendler, die tägliche Wege ab 50 Kilometer zurücklegen. In beiden Fällen lohnt sich das E-Auto ökologisch. Finanziell macht das E-Auto für Pendler Sinn, wenn der Strom am Arbeitsplatz künftig kostenlos getankt werden kann.

Der Diesel hingegen hat in der Stadt keine Zukunft. Nur bei Vielfahrern ist die Autobahn die letzte Nische für den Diesel. Aber auch nur dann, wenn die Daten zu Abgas und Verbrauch auf der Straße gemessen werden, transparent vorliegen und den Grenzwert einhalten. Alternativ können für die Autobahnfahrten auch Erdgasfahrzeuge genutzt werden.

Als Auto für Stadt- und Überlandfahrten bieten sich die Hybride an. Denn sie verbrauchen wenig und sind sauberer. Den Toyota Prius beispielsweise gibt es inzwischen in der vierten Generation – auch auf der Straße mit sehr guten Verbrauchs- und CO2-Werten. Einen vergleichbaren deutschen Pkw gibt es leider nicht.

Umweltfreundliche Alternativen zum Auto

Wasilis von Rauch, Mitglied VCD-Bundesvorstand: „Aufgrund der massiven Vertrauenskrise gegenüber der Autoindustrie, drängt sich noch einmal generell die Frage auf, muss es unbedingt ein Auto sein und wie steht es um die Optionen e-Bike, Lastenrad, CarSharing, ÖPNV? Die Mobilität der Zukunft basiert auf Verkehrsmittelkombinationen und wenn Auto, dann von mehreren Personen genutzt. Die Bundesregierung darf nicht nur auf Klimaverhandlungen und in Sonntagsreden den Klimaschutz preisen. Sie muss konsequent handeln, auch im Verkehrssektor. Für den Automobilbereich bedeutet das, Engagement für einen ambitionierten CO2-Grenzwert und realistische Messverfahren zu zeigen. Die deutschen Autohersteller wiederum sollten die Grenzwertgesetzgebung endlich als Innovationsanreiz begreifen, die ihre Stellung auf dem Weltmarkt fördert.“

Abwarten und genau hinschauen! Das muss im Ergebnis die Devise für die Verbraucher sein. Politik und Autohersteller dagegen müssen handeln. Die Bundesregierung ist dafür verantwortlich, den Rahmen zu setzen, die Industrie muss das Vertrauen zurückgewinnen. Gerd Lottsiepen: „Denn ganz unabhängig davon, ob es um die Verbraucherrechte geht, die Gesundheit oder Umwelt und Klima, wenn schon Auto, dann muss es sauber sein.“

Quelle: UD/pm
 

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