E-Mobilität für Lkw und Omnibus
60 Prozent der Lkw-Emissionen in Deutschland entstehen auf lediglich zwei Prozent der Straßen: den Autobahnen. Wäre es da nicht sinnvoll, besonders auf diesen Strecken für saubere Schwerlaster zu sorgen? Der Lkw-Hersteller Scania hat eine Idee, wie das möglich wäre: Mit einer elektrischen Oberleitung und Hybrid-Lastwagen. Der Vorschlag hat viele Vorteile. Und er funktioniert bereits in der Praxis. Auf einer Autobahn in Schweden zeigt die Firma, wie Brummis sauber unterwegs sein können.
23.05.2017
Der zwei Kilometer lange Streckenabschnitt befindet sich bei Gävle, einer mittelschwedischen Kleinstadt. Dort wurde die zweispurige E16 mit einer Oberleitung ausgerüstet, wie man sie aus dem Eisenbahnverkehr kennt. Eine uralte Technologie, angepasst an moderne Bedürfnisse. In etwa sechs Metern Höhe führen nun über die rechte Fahrbahn zwei dicke Drähte. Kein Fahrzeug auf der Straße wird durch sie behindert, den meisten Auto- und Lkw-Chauffeuren fällt die Konstruktion wohl nicht einmal auf. Fährt hier jedoch ein Hybrid-Lkw von Scania, bezieht er aus der Oberleitung Energie. Zu Beginn der Strecke hebt sich automatisch und in voller Fahrt ein Stromabnehmer über der Fahrerkabine in die Höhe. Berührt er den Draht, so fließt Strom. Der 40-Tonner schaltet den Dieselmotor ab und fährt nun emissionsfrei.
Das Projekt hat auch in Deutschland aufmerksame Beobachter. Kürzlich vereinbarte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem schwedischen Kollegen Stefan Löfven eine Kooperation beider Länder zum Thema E-Highway. In den kommenden Jahren sollen in mehreren deutschen Regionen Straßenabschnitte elektrifiziert werden.
Nicht nur die Kosten treiben die Entwicklung von elektrischen Schwerfahrzeugen voran. Auch im öffentlichen Nahverkehr gilt: Stromer sind leise und stinken nicht. Deshalb interessieren sich immer mehr Kommunen für elektrische Omnibusse. Vorreiter ist China, wo bereits 200.000 E-Busse fahren, die meisten von einheimischen Herstellern produziert. Scanias jüngstes Projekt in diese Richtung: Induktive Ladestationen an der Bushaltestelle. In Södertälje, dem schwedischen Stammsitz des Herstellers, kann man sehen, wie die Neuerung funktioniert. Ist dort die Buslinie 755 an ihrem Endpunkt Astrabacken angekommen, stellt der Fahrer das Scania-Fahrzeug auf eine Betonplatte im Boden. Dort versteckt sich eine Induktionsschleife. Die Batterie wird nun mit Hilfe eines elektromagnetischen Feldes aufgeladen. Das dauert wenige Minuten, dann fährt der Hybridbus eine weitere, leise Runde. Der Vorteil: Kein Einrücken ins Depot, wenn die Batterie leer ist. Da genau bekannt ist, wie lange die Runde der Linie dauert, wird jeweils nur so viel geladen, wie der Bus benötigt. Das dauert wenige Minuten. Schon fährt der Linienbus weiter – leise, sauber, angenehm.