E-Mobilität: Deutsche Autobauer verbessern Ladeinfrastruktur
Es ist das größte Ladeinfrastruktur-Projekt eines deutschen Arbeitgebers: Bis Mitte 2022 stattet Audi jeden zehnten Parkplatz an deutschen Werken mit einer Lademöglichkeit für Elektroautos aus. Auch Porsche baut die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge aus. In Leipzig bringt der Sportwagenhersteller Europas leistungsstärksten Schnellladepark ans Netz.
03.03.2020
Im Kundenzentrum von Porsche in Leipzig sind jetzt zwölf Schnellladesäulen mit 350 Kilowatt (Gleichstrom) und vier Ladepunkte mit 22 Kilowatt (Wechselstrom) in Betrieb – an sieben Tagen die Woche, rund um die Uhr und für Kunden aller Fahrzeugmarken. In der Pilotphase bis Ende März ist das Schnellladen dort für alle Nutzer kostenlos. Danach erfolgt die Bezahlung über die gängigen Ladekarten der Mobilitätsanbieter zu den jeweiligen Konditionen.
„Der neue Ladepark am Dreieck zwischen den Autobahnen 9, 14 und 38 bereichert die Ladeinfrastruktur in Mitteldeutschland erheblich. Willkommen sind Elektro- und Hybridfahrzeuge aller Marken“, sagt Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH. „Wir freuen uns, dass wir mit dem neuen Ladepark Elektrofahrzeughaltern in Leipzig und Umgebung sowie Transitreisenden eine attraktive Lademöglichkeit anbieten können.“
Europas leistungsstärkster Schnellladepark
Die Gesamtleistung des Ladeparks, inklusive sechs interner Schnellladepunkte, beträgt sieben Megawatt. Aktuell verfügt Porsche Leipzig damit über Europas leistungsstärksten Schnellladepark, der vollständig mit Strom aus regenerativen Energiequellen betrieben wird.
Die Schnellladesäule mit dem Namen „Porsche Turbo Charger“ wurde von Porsche Engineering entwickelt und setzt in Sachen Ladedauer neue Maßstäbe: Je nach Fahrzeugmodell können in nur fünf Minuten bis zu 100 Kilometer Reichweite geladen werden. Die Schnellladefunktion können alle Fahrzeuge mit einem sogenannten Combined Charging System-Anschluss (CCS2) nutzen. Besucher, die ihr Fahrzeug bei Porsche laden wollen, erreichen den Ladepark am Kundenzentrum über die Besucherpforte in der Porschestraße nahe der Autobahnabfahrt Leipzig-Nord.
Audi investiert rund 100 Millionen Euro in Ladeinfrastruktur
Audi wiederum errichtet mehr als 4.500 Ladepunkte für batteriebetriebene Fahrzeuge – und leistet so einen Beitrag zur Energiewende im Individualverkehr. „Eine derart umfangreiche Ladeinfrastruktur aufzubauen ist eine vollkommen neue Herausforderung”, umschreibt Maximilian Huber seine Aufgabe. Der Projektleiter Standortladen ist nicht nur Bauherr der Ladepunkte, sondern auch Energiemanager und Softwareanbieter für die umfassende Ladelösung an den Standorten des Automobilherstellers. Allein im Stammwerk Ingolstadt werden im finalen Ausbau 3.500 Ladepunkte zur Verfügung stehen. In Neckarsulm werden es 1.000 sein, in Brüssel und Győr knapp 100. Ebenso entsteht im mexikanischen Werk in San José Chiapa eine Ladeinfrastruktur. Dazu kommen heute schon umfangreiche Ladekapazitäten an den Trainingszentren am Münchener Flughafen. Für das Gesamtprojekt stehen insgesamt bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung.
Ein Ladekonzept in dieser Größenordnung ist in Deutschland bisher einzigartig – und verlangt eine akribische Vorbereitung sowie ein weitgehend eigenständiges Energiemanagement. Ein eigenes Projektteam hat deshalb bereits seit Mitte 2017 konzeptionell die Umsetzung vorbereitet und aufgebaut. Bereits ein Jahr früher fiel die Grundsatzentscheidung, zehn Prozent aller Parkplätze zu elektrifizieren. „Solche Vorläufe sind notwendig, weil allein Planung und Ausbau der Energieversorgung in dieser Größenordnung mehrere Jahre dauern kann”, so Huber. Dabei ist die Aufrüstung im laufenden Produktionsbetrieb der Standort eine besondere Herausforderung.
Das Projektteam verantwortet die gesamte Strategie, Invest- und Konzeptplanung und steuert Aufbau sowie Betrieb von Ladeinfrastruktur sowie die Verrechnung von Ladevorgängen an den Audi Standorten. Dabei werden die Ladepunkte bedarfsgerecht für Mitarbeiter und andere Parkende erweitert, die Ladeinfrastruktur dementsprechend ausgelegt, Betriebsregeln erstellt sowie Hotline und Support bereitgestellt. Wichtig ist auch die eichrechtskonforme Erfassung und Abrechnung der Ladevorgänge.
An den Standorten Brüssel, Ingolstadt und Neckarsulm steht bereits eine Ladeinfrastruktur mit einer Anschlussleistung von insgesamt 21 Megawatt zur Verfügung. Das entspricht dem Stromverbrauch einer Kleinstadt mit 14.000 Einwohnern. Darunter sind 600 Ladepunkte mit einer Leistung von bis zu 22 Kilowatt (kW) und 60 Gleichstrom-Ladepunkte mit einer Leistung zwischen 50 und bis zu 350 Kilowatt. Bis Mitte 2022 werden es allein an den Werksstandorten 4.500 Ladepunkte mit je bis zu 22 Kilowatt Leistung und ca. 50 weitere mit je bis zu 350 kW sein. Die gesamte Anschlussleistung wird bereits ab diesem Jahr durch ein dynamisches und intelligentes Lastmanagement standortübergreifend gesteuert, so dass Ausbau der Stromanbindung nicht erforderlich ist.
Größter Einzel-Ladepark von Audi in München
Dazu kommt die Ausstattung der drei Standorte des Audi Training Centers am Flughafen München. Dort ist der größte Einzel-Ladepark von Audi mit einer Anschlussleistung von 2,1 Megawatt am Netz. In Verbindung mit dem Neubau des ATC IV wird hier zudem in Kombination mit einem Batteriepufferspeicher der erzeugte Solarstrom für Ladevorgänge verwendet. „Es geht aber nicht nur um die reine Energieversorgung”, so Huber. Das Projektteam hat auch eine eigene Navigations-Karte auf Basis von Google-Maps auf den Weg gebracht, mit der Mitarbeiter in Echtzeit sehen, wo Ladesäulen frei sind. Eine weitere wichtige Dienstleistung ist die Abrechnung über Online-Systeme sowie die Integration in ein internes Verrechnungssystem.