Kürzere Lieferketten treiben Logistikimmobilienmarkt
Unternehmen werden ihre Lieferketten kürzen und Produktions- und Lagerflächen vermehrt ins Inland verlagern, wodurch die Nachfrage nach Logistikimmobilien hierzulande steigen werde. Dieser Meinung sind 96 Prozent der von EY Real Estate für die diesjährige „Asset-Management-Studie“ mit dem Fokusthema Logistikimmobilien befragten 35 Asset- und Logistikimmobilienmanager.
13.06.2022
Ihnen zufolge sei Deutschland weiterhin ein Top-Markt für Logistikimmobilien, obwohl die Preise im internationalen Vergleich hoch seien. 91 Prozent der Befragten erwarten auch weiterhin steigende Kauf- und Mietpreise.
„Bereits die Corona-Pandemie hatte den Online-Handel zusätzlich befeuert und gezeigt, dass manch eine internationale Lieferkette überstrapaziert war. Der deshalb angelaufene Adaptionsprozess hin zu robusteren und kürzeren Lieferketten erfährt durch den Krieg in der Ukraine noch einmal eine ganz neue, zuvor undenkbare Dynamik. Deutsche Logistikimmobilien sind heute unverzichtbar für die Volkswirtschaft und haben dadurch bei den Investoren eine noch stärke Nachfrage erfahren“, sagt Oliver Schweizer, Autor der Studie, Partner bei EY Real Estate und Leiter des Immobiliensektors in Deutschland bei EY.
Insgesamt gaben mehr als 91 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass der Anteil an Logistikobjekten in ihren Portfolios steigen werde. Lediglich neun Prozent erwarten Stagnation. Einen Rückgang des Logistikanteils erwartet niemand.
Logistikimmobilien differenzieren sich aus
Nach Ansicht von 96 Prozent der Befragten müssten Logistikimmobilien flexibler werden, um die verschiedenen Nutzer- und Mitarbeiteranforderungen abzubilden. Überhaupt ist schon heute mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die Nutzeranforderungen bei Logistikimmobilien individueller und spezifischer seien als bei anderen Assetklassen. Künftig würden zunehmend sogenannte „Urban Warehouses“ das Stadtbild prägen, meinen 82 Prozent der Asset Manager. Bei der Frage, ob mehrgeschossige Logistikgebäude eine Zukunft haben, sind die Teilnehmer noch unentschlossen (52 Prozent keine Zustimmung).
„Der ‚Schuhkarton am Autobahnkreuz‘ steht heute nicht mehr allein für die ganze Nutzungsart, sondern ist eine Ausprägung von vielen – neben urbanen Verteilzentren für die letzte Meile oder ‚Urban Warehouses‘ für minutenschnelle Lieferungen“, sagt Schweizer. „Logistikimmobilien differenzieren sich heute entlang der vielseitigen Nutzeranforderungen aus.“
Automatisierung verändert Logistikimmobilien
Eine besondere Rolle spielt die Last-Mile-Logistik, also die Logistik für den letzten Lieferabschnitt zum Kunden. 96 Prozent der Befragten schreiben ihr eine herausragende Bedeutung für die kommenden zehn Jahre zu. Ein ebenfalls bestimmender Trend für die kommende Dekade sind laut 95 Prozent der Befragungsteilnehmer Automatisierung und Robotics. Dem Urteil von 91 Prozent der Befragten zufolge wird die Zukunft der Logistikimmobilie vom Internet of Things und im engeren Sinne von Smart Warehouses geprägt sein. Auch der autonome Güterverkehr wird nach Ansicht von 95 Prozent der Studienteilnehmer Einfluss auf Logistikimmobilien nehmen. Eine gewichtige Rolle wird zudem der Trend des Quick-Commerce spielen – also besonders schneller und flexibler E-Commerce-Lösungen. Dieser Meinung sind 87 Prozent der Befragten.
ESG-Anforderungen und Angebotsknappheit prägen Logistiksegment
83 Prozent der Befragten sehen eine Herausforderung in der Umsetzung der ESG-Anforderungen. Unabhängig von der Nutzungsart wollen 70 Prozent der Asset Manager hier insbesondere in ESG-Datenprovider und Fachpersonal investieren. Auch das begrenzte Flächenangebot in der Logistik sieht die Mehrheit (74 Prozent) als Herausforderung. Ein Klumpenrisiko sowie eine vergleichsweise kürzere Lebensdauer erachten die Befragten als weniger relevant, wohingegen die eingeschränkte Drittverwendungsfähigkeit von Logistikimmobilien ein geteiltes Meinungsbild hervorruft.
Digitalisierung und Fachkräftemangel fordern Asset Manager
Auch im Jahr 2022 stellt die Digitalisierung für mehr als 90 Prozent der befragten Asset Manager noch eine herausragende Herausforderung dar. Etwa die Hälfte der Befragten sieht die Branche in Sachen Digitalisierung nicht ausreichend gut aufgestellt. 87 Prozent gaben an, mehr denn je in Digitalisierung und Informationstechnologie zu investieren. Das hat auch Auswirkungen auf die ESG-Bereiche: 79 Prozent der Befragten gaben zwar an, dass ESG-Kriterien unternehmensweit etabliert wurden und auch bei Transaktionen in Betracht gezogen werden. Bei der Datentransparenz gibt es jedoch Nachholbedarf: Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, dass die Datengrundlage zur Berechnung von CO2-Emissionen nicht für das gesamte Portfolio vorhanden ist.
Hier können Sie die Studie kostenlos bestellen.