Mobilität & Logistik
Hickhack um E10
Der Einsatz von Biosprit sorgt weiter für Verwirrung. So warnen Automobilexperten vor Unverträglichkeit des Biotreibstoffs E10 bei bis zu drei Mio. Fahrzeugen. Bisher ging man von wenigen Hunderttausend aus. Schützenhilfe erhalten sie dabei sogar von Umweltschützern. In Berlin rät man zur Besonnenheit: Minister Gabriel hat eine erneute Überprüfung angeordnet und will dann „Autofreundlich“ entscheiden.
02.04.2008
Dem Bundesumweltministerium liegen bisher noch keine belastbaren Angaben der Autohersteller zur Zahl der Fahrzeuge vor, die die neue Kraftstoffsorte E10 nicht vertragen würden. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) hatten am 14. Februar zugesagt, die entsprechenden Informationen bis Ende März vorzulegen. Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass die Zahlen entsprechend der Absprachen zeitnah vorgelegt werden.
„Danach wird das Bundesumweltministerium entscheiden“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller. „Sollten die Zahlen gravierend von den bisher genannten abweichen, wird das Bundesumweltministerium die betreffende Verordnung selbstverständlich überdenken und verändern.“ Müller wies darauf hin, dass die vom ADAC genannten Zahlen von niemandem überprüft werden könnten. Die Verordnung, die 10. BImSchV, sieht vor, dass der Anteil von Bioethanol am Kraftstoff von jetzt maximal fünf Volumenprozent auf bis zu zehn Prozent (E10) erhöht werden kann. Solange von Seiten der Automobilindustrie keine verlässlichen Zahlen zur Verträglichkeit von E10 vorliegen, wird das Bundesumweltministerium die Verordnung dem Bundeskabinett nicht zur abschließenden Entscheidung zuleiten.
3 Mio. Fahrzeuge gefährdet?
Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Pkw, die durch Kraftstoff mit einem Anteil von 10 Prozent Bioethanol geschädigt werden könnten, ist offenbar wesentlich größer als bisher angenommen. Wie ZEIT Online aus Regierungskreisen erfuhr, ist mit rund 3 Millionen Fahrzeugen zu rechnen, die den E10 genannten Kraftstoff nicht vertragen.
Darunter seien nach Angaben des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) 315.000 Fahrzeuge deutscher Hersteller und zwei bis drei Millionen Pkw ausländischer Produzenten. Dies hätten Recherchen des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) ergeben.
Der Automobilklub ADAC will am Freitag die Ergebnisse eigener Recherchen bei den Automobilherstellern veröffentlichen. Ein Sprecher des ADAC bestätigte ZEIT Online die "Größenordnung von 3 Millionen Fahrzeugen", die den E10-Kraftstoff nicht vertragen. Die Recherche sei allerdings noch nicht abgeschlossen, sagte der ADAC-Sprecher.
Die Bundesregierung will zum Zwecke des Klimaschutz den Bioethanolanteil im Benzin von 5 auf 10 Prozent erhöhen. Bisher hieß es, dass nur 375.000 schon zugelassene Fahrzeuge den E10-Kraftstoff nicht vertragen. Die vom VDA genannte Ziffer bezog sich allerdings nur auf Fahrzeuge aus deutscher Produktion; die ausländischen Hersteller hatten bisher keine Zahlen genannt.
Weil Zweifel an der genannten Summe von Fahrzeugen entstanden waren, die wegen Unverträglichkeit des E10-Kraftstoffs auf das teure Super-Plus ausweichen müssten, hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Mitte Februar verlässliche Angaben über die Zahl der betroffenen Fahrzeuge gefordert. Sollte diese Zahl der von den technischen Problemen Betroffenen wesentlich höher sein als die damals genannten 375.000 Fahrzeuge, müsse über das Biospritziel von 10 Prozent "neu nachgedacht werden", hatte Gabriel damals angekündigt.
Auch der NABU hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel aufgefordert, die für 2009 geplante Verordnung zur Beimischung von zehn Prozent Agrarkraftstoffen zum Benzin, so genanntes E10, auf Eis zu legen. "Unabhängig von der Zahl der betroffenen Fahrzeuge muss das Bundesumweltministerium die Agrarsprit-Verordnung überdenken. Viel gravierender als die Sorge, ob drei Millionen Fahrzeuge zukünftig Super- oder Super-Plus-Kraftstoff tanken müssen, sind die mit der Agrarkraftstoff-Produktion verbundenen Probleme wie die drohende Entwaldung, Wasserknappheit sowie untragbare Preisanstiege für Lebensmittel", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Keine Probleme bei Neufahrzeugen
Immerhin: Die meisten Autokonzerne haben sich bereits bei ihren Neuwagen auf die Entwicklung eingestellt, wie etwa das Beispiel GM zeigt: Bis auf eine Ausnahme vertragen alle für Superkraftstoff spezifizierten Autos von General Motors Europe „Super E10 schwefelfrei ROZ 95“. Sowohl Neuwagen als auch die bisher zugelassenen Fahrzeuge der Marken Chevrolet, Opel, Saab, Cadillac, Corvette und HUMMER sind für den Betrieb mit dem neuen Kraftstoff geeignet, dem gemäß DIN 51 626-1 ein Anteil von zehn Volumenprozent Ethanol beigemischt ist. Ebenso uneingeschränkt E10-tauglich sind Erdgas- (CNG) und Autogasfahrzeuge (LPG) im Benzinmodus.
Die erhöhten Beimischungsanteile regenerativer Kraftstoffkomponenten leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Senkung der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs in Deutschland. Die Saab BioPower-Modelle sind sogar für den Betrieb mit E85 optimiert, einer Mischung aus 85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent Benzin. Cadillac offeriert ein E85-fähiges 2,0-Liter-Flexpower-Aggregat im BLS. Bis 2010 werden ebenso Opel Chevrolet und HUMMER Fahrzeuge im Modellprogramm haben, die mit E85 betankt werden können.
Lediglich der 2,2-Liter-Benzin-Direkteinspritzer mit dem Motorcode Z22YH benötigt generell Sprit mit maximal fünfprozentigem Ethanolanteil - also herkömmlichen Superkraftstoff („Super schwefelfrei ROZ 95“) oder aber das neu benannte „Super Plus E5 (DIN EN 228) ROZ 98“. Den 2.2 DIRECT gibt es für die Opel-Modelle Signum, Vectra und Zafira.
„Danach wird das Bundesumweltministerium entscheiden“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller. „Sollten die Zahlen gravierend von den bisher genannten abweichen, wird das Bundesumweltministerium die betreffende Verordnung selbstverständlich überdenken und verändern.“ Müller wies darauf hin, dass die vom ADAC genannten Zahlen von niemandem überprüft werden könnten. Die Verordnung, die 10. BImSchV, sieht vor, dass der Anteil von Bioethanol am Kraftstoff von jetzt maximal fünf Volumenprozent auf bis zu zehn Prozent (E10) erhöht werden kann. Solange von Seiten der Automobilindustrie keine verlässlichen Zahlen zur Verträglichkeit von E10 vorliegen, wird das Bundesumweltministerium die Verordnung dem Bundeskabinett nicht zur abschließenden Entscheidung zuleiten.
3 Mio. Fahrzeuge gefährdet?
Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Pkw, die durch Kraftstoff mit einem Anteil von 10 Prozent Bioethanol geschädigt werden könnten, ist offenbar wesentlich größer als bisher angenommen. Wie ZEIT Online aus Regierungskreisen erfuhr, ist mit rund 3 Millionen Fahrzeugen zu rechnen, die den E10 genannten Kraftstoff nicht vertragen.
Darunter seien nach Angaben des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) 315.000 Fahrzeuge deutscher Hersteller und zwei bis drei Millionen Pkw ausländischer Produzenten. Dies hätten Recherchen des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) ergeben.
Der Automobilklub ADAC will am Freitag die Ergebnisse eigener Recherchen bei den Automobilherstellern veröffentlichen. Ein Sprecher des ADAC bestätigte ZEIT Online die "Größenordnung von 3 Millionen Fahrzeugen", die den E10-Kraftstoff nicht vertragen. Die Recherche sei allerdings noch nicht abgeschlossen, sagte der ADAC-Sprecher.
Die Bundesregierung will zum Zwecke des Klimaschutz den Bioethanolanteil im Benzin von 5 auf 10 Prozent erhöhen. Bisher hieß es, dass nur 375.000 schon zugelassene Fahrzeuge den E10-Kraftstoff nicht vertragen. Die vom VDA genannte Ziffer bezog sich allerdings nur auf Fahrzeuge aus deutscher Produktion; die ausländischen Hersteller hatten bisher keine Zahlen genannt.
Weil Zweifel an der genannten Summe von Fahrzeugen entstanden waren, die wegen Unverträglichkeit des E10-Kraftstoffs auf das teure Super-Plus ausweichen müssten, hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Mitte Februar verlässliche Angaben über die Zahl der betroffenen Fahrzeuge gefordert. Sollte diese Zahl der von den technischen Problemen Betroffenen wesentlich höher sein als die damals genannten 375.000 Fahrzeuge, müsse über das Biospritziel von 10 Prozent "neu nachgedacht werden", hatte Gabriel damals angekündigt.
Auch der NABU hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel aufgefordert, die für 2009 geplante Verordnung zur Beimischung von zehn Prozent Agrarkraftstoffen zum Benzin, so genanntes E10, auf Eis zu legen. "Unabhängig von der Zahl der betroffenen Fahrzeuge muss das Bundesumweltministerium die Agrarsprit-Verordnung überdenken. Viel gravierender als die Sorge, ob drei Millionen Fahrzeuge zukünftig Super- oder Super-Plus-Kraftstoff tanken müssen, sind die mit der Agrarkraftstoff-Produktion verbundenen Probleme wie die drohende Entwaldung, Wasserknappheit sowie untragbare Preisanstiege für Lebensmittel", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Keine Probleme bei Neufahrzeugen
Immerhin: Die meisten Autokonzerne haben sich bereits bei ihren Neuwagen auf die Entwicklung eingestellt, wie etwa das Beispiel GM zeigt: Bis auf eine Ausnahme vertragen alle für Superkraftstoff spezifizierten Autos von General Motors Europe „Super E10 schwefelfrei ROZ 95“. Sowohl Neuwagen als auch die bisher zugelassenen Fahrzeuge der Marken Chevrolet, Opel, Saab, Cadillac, Corvette und HUMMER sind für den Betrieb mit dem neuen Kraftstoff geeignet, dem gemäß DIN 51 626-1 ein Anteil von zehn Volumenprozent Ethanol beigemischt ist. Ebenso uneingeschränkt E10-tauglich sind Erdgas- (CNG) und Autogasfahrzeuge (LPG) im Benzinmodus.
Die erhöhten Beimischungsanteile regenerativer Kraftstoffkomponenten leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Senkung der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs in Deutschland. Die Saab BioPower-Modelle sind sogar für den Betrieb mit E85 optimiert, einer Mischung aus 85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent Benzin. Cadillac offeriert ein E85-fähiges 2,0-Liter-Flexpower-Aggregat im BLS. Bis 2010 werden ebenso Opel Chevrolet und HUMMER Fahrzeuge im Modellprogramm haben, die mit E85 betankt werden können.
Lediglich der 2,2-Liter-Benzin-Direkteinspritzer mit dem Motorcode Z22YH benötigt generell Sprit mit maximal fünfprozentigem Ethanolanteil - also herkömmlichen Superkraftstoff („Super schwefelfrei ROZ 95“) oder aber das neu benannte „Super Plus E5 (DIN EN 228) ROZ 98“. Den 2.2 DIRECT gibt es für die Opel-Modelle Signum, Vectra und Zafira.
Quelle: UD