Mobilität & Logistik

Biokraftstoffstrategie wird fortgesetzt

Vor allem Importfahrzeuge vertragen keinen Biokraftstoff E10. Daher ist die erhöhtre Beimischung von Biosprit abgesagt. Nach dieser Schlappe hält Bundesminister Gabriel dennoch an der grundsätzlichen Strategie fest. Umweltverbände dagegen fordern ein Umdenken.

08.04.2008

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat bekanntlich entschieden, dass die Obergrenze für die Biosprit-Beimischung zum Benzin nicht auf 10 Volumenprozent erhöht wird. Es werde beim gegenwärtigen Biosprit-Anteil von maximal fünf Prozent beim Ottokraftstoff bleiben. „Die Umweltpolitik wird nicht die Verantwortung dafür übernehmen, dass Millionen von Autofahrern an die teuren Super-Plus-Zapfsäulen getrieben werden“, erklärte Gabriel. Zuvor hatte die Autoindustrie neue Angaben über die Zahl der Kraftfahrzeuge gemacht, die nicht für den höheren Biosprit-Anteil geeignet sind. Während die deutschen Hersteller mitteilten, dass lediglich 189.000 deutsche Pkw auf die teurere Sorte „Super-Plus“ umsteigen müssten, beziffert der Verband der Importeure ausländischer Marken für seinen Bereich die Zahl auf über drei Millionen. Im Zuge der Beratungen über die Verordnung waren die Hersteller noch von insgesamt rund 375.000 betroffenen Fahrzeugen ausgegangen.

Gabriel verwies darauf, dass die Diskussion um die Erhöhung der Beimischungsobergrenzen nur begrenzt etwas mit dem Erreichen von Klimaschutzzielen zu tun gehabt habe. „Vielmehr ging es sowohl um Interessen der Landwirtschaft an der Stabilisierung und dem Ausbau des Biokraftstoffmarktes und einem ganz speziellen Interesse der Automobilindustrie: Eine erhöhte Beimischung sollte der Automobilindustrie in Deutschland und Europa den Schritt von 130 g C02 pro km auf 120 g C02 pro km ab dem Jahr 2012 kostengünstiger ermöglichen als es durch ausschließlich technologische Schritte in der Motoren- und Fahrzeugtechnik möglich ist.“ Der Verzicht auf die Erhöhung der Beimischungsobergrenzen hat keinerlei Konsequenzen für die Klimaschutzstrategie der Bundesregierung, denn nun muss die Automobilindustrie das Ziel von 120 g C02 pro km mit anderen Mitteln erreichen.“

Die Bundesregierung setze auf die Biokraftstoffe der zweiten Generation und werde alles tun, um die Herstellung im industriellen Maßstab voranzubringen. „Allerdings werden diese Kraftstoffe mit nennenswerten Volumenanteilen erst 2020 zur Verfügung stehen. Vor allem ist es aber so, dass in den nächsten Jahren nur in begrenzten Umfang Biomasse aus überprüften Quellen zur Verfügung steht. Auch ohne die Schwierigkeiten mit E10 müsste aus diesem Grund der Ausbau etwas langsamer als bisher erfolgen.“   

NABU: Nach Scheitern von Biosprit-Plänen Bioenergiepolitik neu ausrichten

Anlässlich des Stopps der geplanten Biospritverordnung und der zunehmenden  Kritik an Agrarkraftstoffen hat der NABU die Bundesregierung aufgefordert, die Bioenergiepolitik in Deutschland neu auszurichten. NABU-Präsident Olaf Tschimpke forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, eine Runden Tisch zur Biomassenutzung unter ihrer Federführung und Beteiligung des Agrar-, Umwelt- und Verkehrsministeriums sowie den betroffenen Verbänden einzuberufen. "Es geht nicht an, dass alle Bundesressorts beim wichtigen Thema Biomasse weiter vor sich hin wurschteln und damit die gesellschaftliche Akzeptanz von nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie aufs Spiel setzen", sagte Tschimpke. Mit Blick auf den Klimawandel und die zunehmende Nutzungsintensivierung natürlicher Ressourcen durch die Land- und Forstwirtschaft sei ein gemeinsames Handeln mehr als überfällig.

Der NABU appellierte an die Bundeskanzlerin, die bisherigen Maßnahmen der einzelnen Fachressorts im Bereich der Biomassepolitik auf den Prüfstand zu stellen und gemeinsame Leitlinien zur Bioenergiepolitik zu formulieren. Nach Auffassung des NABU sollte die Bundesregierung in Zukunft nur noch jene Bioenergienutzung fördern, die eine besonders hohe Treibhausgas-Minderung bei möglichst geringen Umweltbelastungen erbringe und den Erhalt der biologischen Vielfalt garantiere. Dazu zähle beispielsweise die Stromerzeugung in stationären Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.    

Greenpeace: "Bio"-Kraftstoffquote zerstört den Urwald


"Umweltminister Sigmar Gabriel sollte sich auf seine Kernaufgabe konzentrieren. Nicht die Automobilflotte, sondern die Urwälder sind ein besonders schützenswertes Gut", mahnt Alexander Hissting, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. "Durch die Beimischung von Soja-Diesel, wird mit jedem Liter ein Stück Urwald zerstört". Allein in Argentinien, dem drittgrößten Soja-Anbauland der Welt, soll sich die Produktionsmenge von Soja-Diesel in nur drei Jahren verzehnfachen, um die Nachfrage aus Europa zu decken. Die Anbaufläche bedroht vor allem den Chaco-Urwald im Norden des Landes, wo der vom Aussterben bedrohte Jaguar beheimatet ist. 

Nach aktuellen Greenpeace-Analysen wird bereits jetzt dem "Bio"-Dieselanteil im regulären Diesel etwa 20 Prozent Sojaöl beigemischt. Dieser Importanteil des Agrodiesels wird sich drastisch erhöhen, sollte sich Sigmar Gabriel mit seinen Plänen durchsetzen. Die Beimischung von "Bio"-Treibstoffen würde von heute 3,4 Prozent auf 12 bis 15 Prozent bis zum Jahr 2020 zu steigen. Der rasant steigende Bedarf an Sojaöl führt zu einer Ausweitung von Sojaplantagen vor allem in Südamerika. Für die Plantagen wird Urwald gerodet und in Ackerland umgewandelt. Die in den Urwäldern gespeicherten Mengen an Kohlenstoff werden durch die Brandrodung und Bodenbearbeitung als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. 
Quelle: UD
 
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