Dudenhöffer: Elektroautos noch Versuchsträger
"Derzeit sind Elektroautos eher Versuchsträger als wirklich alltagstaugliche Fahrzeuge", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter Center Automotive Research (CAR) im Interview. Dem Experten zufolge sind die großen Themen, um stärker in Richtung Serie zu gehen, Batteriekosten sowie Batterielebensdauer, Infrastruktur von Ladestellen und Sicherheitsfragen. "Ein Elektroauto und ein Verlängerungskabel aus dem Küchenfenster ist sicher nicht das Szenario der Zukunft. Wir sind also dabei, in den größeren Feldversuchen, die Elektromobilität erst zu verstehen und zu lernen. Aber das wird schneller gehen, als sich so mancher Zulieferer, der heute im Verbrennungsmotor, Abgassystem oder Getriebe sitzt, vorstellen kann", sagt Dudenhöffer.
30.09.2009
Die Bilanz der deutschen Automobilindustrie in Sachen Klimaschutz und CO2-Reduktion stand auch im Mittelpunkt der ersten Sendung auf der "IAA-Nachhaltigkeitsbühne" in Frankfurt. Der Spitzenkandidat von Bündnis90/Die Grünen für die Bundestagswahl Jürgen Trittin und der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Matthias Wissmann diskutierten am Freitag über die Zukunft der Mobilität.
Trittin mahnte dabei die deutsche Automobilindustrie, ihren eigenen Maßstäben gerecht zu werden und die Anstrengungen für den Klimaschutz zu verstärken. "Was einzelne deutsche Premiumhersteller bei der Senkung des CO2-Ausstoßes bereits heute vormachten, muss auch im Volumenmarkt und bei allen Modellen umgesetzt werden", forderte der Spitzenkandidat der Grünen. Gerade bei den alternativen Antrieben müssten Forschung und Entwicklung noch stärker forciert werden, so Trittin weiter. "Unser Ziel muss es sein, automobile Arbeitsplätze in Deutschland zu halten. Und das geht nur, wenn wir mit Nachdruck den Forschungsrückstand aufholen." Gleichzeitig fordert Trittin ein massives Anreizprogramm für Elektrofahrzeuge nach dem Vorbild Frankreichs und den USA.
Eine intelligente Förderung von Elektroautos bezeichnete auch VDA-Präsident Wissmann als sinnvoll und wünschenswert: "Der Mut der Bürger, neue Technologien anzunehmen, muss belohnt werden. Aber die Förderung muss offen für alle Technologien sein - auch der Wasserstoffantrieb und Brennstoffzellen müssen vorangetrieben werden." Wissmann streicht hervor, dass Deutschland bei der Erforschung der Lithium-Ionen-Batterietechnologie bereits heute führend sei. "Am Ende entscheidet aber der Kunde, welche Art Auto er kauft. Deshalb wollen wir in jedem Fahrzeugsegment - vom Kleinwagen bis zum Familien-Van - die umweltfreundlichste Fahrzeugflotte anbieten", so Wissmann.
Das von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung der IAA angekündigte Konjunkturprogramm II nennt Dudenhöffer jedoch "lächerlich". "Merkel hat 500 Mio. für Elektromobilität der Zukunft und fünf Mrd. für die Abwrackprämie ausgegeben - für ein Programm von vorgestern", sagte er dem Fernsehsender "Phoenix". Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat sich bereits vor der IAA für ein Marktanreizprogramm für 100.000 Elektroautos stark gemacht, um den Durchbruch zu beschleunigen. "Schon heute werden in China jährlich Millionen Elektroleichtfahrzeuge verkauft", erklärte der SPD-Politiker in einem Beitrag für die "taz". Daher sei der Einstieg der deutschen und europäischen Autoindustrie in Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Elektrofahrzeugen eine große Chance zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Namhafte Unternehmen sprechen sich auf der IAA für eine stärkere Förderung von Elektroautos aus. "Die kritische Übergangsphase würde kürzer", sagt Siemens-Forschungschef Dieter Achatz in der "Euro am Sonntag". Auch BMW hat angekündigt, unter der Marke "Project i" ein viersitziges Elektro-Fahrzeug anzubieten. BMW-Chef Norbert Reithofer gegenüber der "Auto Zeitung": "Es soll sich um ein komplett neu entwickeltes Auto handeln, das keine der bisherigen BMW- oder Mini-Plattformen nutzt". Bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts will BMW das Auto auf den Markt bringen, der Preis wird derzeit nicht unter 15.000 Euro gehandelt. Indes kommen bereits erste Großbestellungen von umweltbewussten Unternehmen, wie dem Elektro-Infrastrukturkonzern Better Place, der kommendes Jahr beim französischen Hersteller Renault bis zu 35.000 Elektrofahrzeuge bestellen will.