Flottenversuch Elektromobilität in Berlin
Volkswagen hat in Kooperation mit sechs Partnern und dem deutschen Bundesumweltministerium den Status quo des im Juli 2008 gestarteten „Flottenversuchs Elektromobilität“ präsentiert. Übergeordnetes Ziel des bis Juni 2012 laufenden Projektes: Die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Volkswagen setzt dabei als Forschungsfahrzeuge 20 Golf Variant „twinDRIVE“ ein, deren wegweisender Plug-In-Hybridantrieb im urbanen Umfeld vorwiegend emissionsfrei via Elektroantrieb arbeitet.
16.08.2011
Der Golf Variant twinDRIVE ermöglicht rein elektrisch gefahrene Distanzen von bis zu 57 Kilometern; darüber hinaus sorgt ein kleiner Verbrennungsmotor für eine Gesamtreichweite von rund 900 Kilometern. Nach der für Plug-In-Hybride geltenden Richtlinie zur Verbrauchsermittlung ergibt sich für den 170 Kilometer pro Stunde schnellen und bis zu 120 Kilowatt/163 PS starken Golf Variant twinDRIVE ein Kraftstoffverbrauch von 2,1 Liter pro 100 Kilometer (analog 49 Gramm CO2 pro Kilometer). Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, zum twïnDRIVE: „Unsere Plug-In Technologie bietet genau das, was viele Autofahrer wünschen: In der Stadt emissionsfrei unterwegs sein, ohne auf die volle Flexibilität für längerer Strecken verzichten zu müssen. Damit setzt twinDRIVE neue Maßstäbe und könnte sich mittelfristig zur idealen Antriebsform entwickeln.“
Der „Flottenversuch Elektromobilität“ erlangt mit den Geschehnissen in Japan und dem aktuell von der Bundesregierung forcierten Ausstieg aus der Atomenergie höchste Bedeutung. Hintergrund: Bis 2020 soll der Bestand an reinen Elektrofahrzeugen, so die Pläne der Bundesregierung, allein in Deutschland eine Million Exemplare erreichen. Und diese Fahrzeuge müssen nachhaltig - mit erneuerbaren Energien - betrieben werden, um einen signifikanten Fortschritt im Umweltschutz zu erzielen.
Bereits jetzt werden mehr als 16 Prozent des in Deutschland benötigten Stroms durch erneuerbare Energien abgedeckt; dieser Anteil soll bis 2020 auf 30 Prozent ausgebaut werden. Volkswagen forciert diesen Weg: Der Automobilhersteller hat zum Beispiel im deutschen Werk Emden eine der leistungsfähigsten Windkraftanlagen der Welt installiert, mit dem bereits ein Drittel der Energie für die Fabrik gewonnen wird. Parallel wird zudem mehr und mehr Strom aus Solar- und Wasserkraft erzeugt. Diese Energieformen müssen ebenfalls für die Mobilität genutzt werden.
Allerdings unterliegt die Menge der regenerativ gewonnenen Energien aufgrund natürlicher Einflüsse (zum Beispiel Sonnenscheindauer, Windstärke) Schwankungen. Deshalb bedarf es einer intelligenten Steuerung des Strombedarfs und der Vermeidung von Lastspitzen. Der „Flottenversuch Elektromobilität“ analysiert vor diesem Hintergrund das Nutzerverhalten der Fahrer von Automobilen mit elektrischer Lademöglichkeit, die Laststeuerung sowie intelligente Strategien beim Ladevorgang. Damit wird zudem ein Szenario geprüft, in dem künftig Teile der täglichen Netzspitzen über die Lithium-Ionen-Batterien der Autos abgepuffert werden könnten.
Die 20 Golf Variant twinDRIVE können, wie skizziert, über weite Strecken allein elektrisch und damit emissionsfrei gefahren werden. Dank des cleveren Energiemanagements und innovativer Eingabemöglichkeiten via Radio-Navigationssystem kann der Fahrer zudem programmieren, dass etwa auf einer Fahrt von Leipzig nach Berlin - auch am Ziel (!) - die reinen City-Kilometer emissionsfrei per E-Motor gefahren werden sollen. Hierzu „reserviert“ er eine elektrische Reichweite, die in der Batterie vorgehalten wird, sodass jederzeit durch das Betätigen einer E-MODE-Taste rein elektrisch gefahren werden kann. Das Wort „Umweltzone“ bekommt damit in den Städten eine völlig neue Qualität.
Die flächendeckende Einführung der Plug-In-Hybrid-Pkw und reinen Elektroautos ist allerdings nach wie vor eine große Herausforderung. Prof. Dr. Winterkorn: „Die Elektromobilität ist für den Automobil- und Industriestandort Deutschland eine Jahrhundertaufgabe. Autobauer, Zulieferer, Stromerzeuger, Wissenschaft und Politik - nur gemeinsam werden wir Deutschland zum Leitanbieter und Leitmarkt machen.“ Der „Flottenversuch Elektromobilität“ führt auf deutscher Ebene genau diese Partner zusammen.
Der Flottenversuch wird von sechs Kooperationspartnern aus Forschung und Wirtschaft unter Federführung der Volkswagen AG durchgeführt. Als Industrieunternehmen ist der Energieversorger E.ON beteiligt. Aus dem Bereich der Forschung bringen die Fraunhofer Gesellschaft ISIT (Darstellung der Batteriesysteme und Entwicklung neuer Batteriechemie), das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU; Erstellung von Ökobilanzen), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR; Analyse, Prognose Verkehrsszenarien) und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Methodenentwicklung, Labortest Batteriezellen) ihr Know-how in den Flottenversuch ein.