Mobilität & Logistik

Student patentiert revolutionäres Getriebe mit über 100 Gängen

Getriebe im Automobilbau haben eine natürliche „Grenze“, so wie sie heute konstruiert sind. Bei maximal acht bis zehn Gängen ist baubedingt Schluss. Es wäre ansonsten zu breit und zu schwer, um in Autos verbaut zu werden. Toma Macavei war das nicht genug. Der ehemalige Saarbrücker Informatikstudent hat ein computergesteuertes Getriebe entwickelt, das über 100 Gänge haben kann und etwa die Größe eines DIN-A-4-Blattes hat. Sein Bruder Andrei, derzeit noch Jurastudent an der Saar-Uni, ist als Geschäftsführer einer Firma für die Vermarktung zuständig. Durch Einreichung einer Patentanmeldung ist die Erfindung bereits rechtlich gesichert. Nun suchen sie Partner für den Bau eines Prototyps.

26.07.2012

Toma Macavei, Foto: Macavei
Toma Macavei, Foto: Macavei
Sein VW Golf war ihm nicht sparsam genug. Das war die Initialzündung für Toma Macavei, das Getriebe des Autos zu optimieren. Denn mehr Gänge bedeuten konstantere Drehzahlen des Motors, und das bedeutet weniger Spritverbrauch. Bisher haben herkömmliche Getriebe für Autos und LKW allerdings einen Haken: Die Gänge liegen auf verschieden großen Zahnrädern nebeneinander. Grund dafür ist die Kupplung der Gänge, also deren Verbindung, die direkt an den Zahnrädern geschieht. Zehn Gänge ergeben also ein breiteres Getriebe als fünf Gänge, vorausgesetzt, alle Bauteile sind ansonsten gleich. Irgendwann ist also Schluss, das Getriebe wird zu breit und zu schwer, wenn weitere Gänge hinzukommen.

„Ich habe zwei Zahnradkammern miteinander kombiniert“, erklärt der 30-jährige Toma Macavei. Das funktioniert ähnlich wie bei Fahrrädern und ihren zwei hintereinander liegenden Zahnkränzen. „Liegen in der vorderen Zahnradkammer beispielsweise fünf Zahnradpaare und in der hinteren drei, ergeben sich daraus also 15 Gänge. Theoretisch können wir damit über 100 Gänge erreichen“, erklärt der ehemalige Saarbrücker Informatik-Student.

Die Errechnung des optimalen Gangs

Der schwierigste Teil der Konstruktion war bisher die Verbindung beider Getriebeteile. Bisher ist keinem Ingenieur eine Lösung dafür eingefallen, wie die beiden Zahnradkammern miteinander gekuppelt werden können. Toma Macavei hat nun eine computergestützte Lösung erfunden, die innerhalb der Verbindung beider Zahnradkammern liegt. Diese errechnet den optimalen Gang für die jeweilige Geschwindigkeit und schaltet das Getriebe automatisch. Die Zahnradpaare des Getriebes können sehr eng beieinander stehen, denn die Kupplung der Gänge geschieht im Innern dieser kompakten Welle.

„Ein Auto beispielsweise kann so konstant mit sehr niedriger Drehzahl gefahren werden“, erklärt der Bruder des Erfinders, Andrei Macavei. So wird erheblich Kraftstoff gespart, da auch bei hohen Geschwindigkeiten keine hohe Drehzahl erforderlich ist. „Außerdem wird der Motor nicht so stark belastet“, erklärt der angehende Jurist einen weiteren Vorteil.

Stromgewinnung für Elektroantrieb

Das so genannte Finngetriebe von Toma und Andrei funktioniert in zwei Richtungen. Das heißt, es kann nicht nur Kraft vom Motor an die Räder weitergeben. Wenn ein Fahrer bremst, kann das Getriebe auch die Energie von den Rädern aus zurück übertragen. „So kann man beispielsweise Strom gewinnen für einen Elektroantrieb“, erklärt der 29-jährige Andrei. Das sei sehr gut geeignet für Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also beispielsweise Benzin- und Elektroantrieb.

Nachdem ihnen attestiert wurde, dass diese Idee noch nicht patentrechtlich
geschützt ist, haben Andrei und Toma Macavei ihre Idee mithilfe der
Patentverwertungsagentur auf dem Saarbrücker Campus ein Patent entwickelt.
Eine Saarbrücker Anwaltskanzlei, die auf Patentrecht spezialisiert ist, hat die Patentanmeldung eingereicht. Nun suchen die beiden umtriebigen Studenten nach Partnern, die sie beim Bau eines bis zu 200.000 Euro teuren Prototyps unterstützen.

Förderung des Patents

Andrei Macaveis Firma Maclions wurde für die Entwicklung des Patents bisher mit 5.000 Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in dessen Programm KMU Signo gefördert. Andrei möchte sich nach seinem Jura-Examen aufs Patentrecht spezialisieren. Er ist Geschäftsführer der Maclions UG, die Unternehmensberatung anbietet und ihren Sitz im Starterzentrum auf dem Saarbrücker Campus hat. Toma ist selbständiger Erfinder und lebt in Stuttgart.
Quelle: UD / pm
 
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