Langstreckenmobilität mit Elektrofahrzeugen wird Realität
Ganz wesentlich für Kundenakzeptanz und Kaufverhalten ist bei Elektrofahrzeugen die Flexibilität, auch weite Strecken problemlos zurücklegen zu können. Möglich wird dies durch ein Projekt im Rahmen des Schaufensters „ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET“ Bayern-Sachsen. Entlang der Autobahn A9 von München über Nürnberg nach Leipzig werden Gleichstromschnellladesäulen installiert, die es den Fahrern von Elektrofahrzeugen ermöglichen, in kurzer Zeit ihr Fahrzeug aufzuladen. Das Projekt wird gemeinsam von Siemens, E.ON und BMW durchgeführt.
16.04.2013
Nachdem Ende Dezember die Förderbescheide des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) zugestellt wurden, startet das Projekt jetzt durch. In einer ersten Projektphase werden die Ladesäulen aufgebaut und getestet. Dabei werden zunächst Vorserienfahrzeuge der BMW AG auf Erprobungsfahrten die Strecke nutzen und die Ladesäulen für Praxistests ansteuern. Ab Mitte Januar 2014 stehen die Schnelllader auch privaten Nutzern zur Verfügung. In der zweiten Projektphase bis Mitte Juni 2014 erfolgt die Anbindung der Infrastruktur an das Ladesäulenmanagement und an das E.ON Backend-System. In Phase 3, beginnend ab Mitte Juni 2014, läuft dann der Vollbetrieb des Systems einschließlich der exemplarischen Anbindung an den Marktplatz für Elektromobilitätsservices der Firma hubject.
Die Produktprototypen einer Gleichstromschnellladesäule mit dem neuen Combo-Stecker sowie eine Drehstromladesäule für die A9-Elektrifizierung wird Siemens liefern, ebenso die Bereitstellung und Installation des zentralen Ladesäulenmanagements und das übergeordnete Projektmanagement übernehmen. Für die Installation der Ladeinfrastruktur mit Netzanschlüssen, Aufbau etc. sind BMW und E.ON zuständig. E.ON übernimmt zudem die Aufgabe des Betreibers der gesamten Ladeinfrastruktur und wird dabei neue Geschäftsmodelle entwickeln und testen, während BMW Versuchsfahrzeuge stellt, um die Infrastruktur im täglichen Betrieb zu erproben.
Im Rahmen des Projektes wird somit eine integrierte Gesamtlösung geschaffen. Dirk John, Leiter Road and City Mobility bei Siemens: „Ein Schlüssel für die Akzeptanz der Elektromobilität liegt in der Einbindung der Ladeinfrastruktur in übergeordnete IT-Systeme. Nur so lassen sich umfassende Dienstleistungen für die Fahrer von Elektrofahrzeugen anbieten. Ein Beispiel ist die Einbindung von Clearing House Services, die Roaming für Elektrofahrzeuge ermöglichen. Damit kann ein Fahrer die Ladeinfrastruktur verschiedener Anbieter auf einfache Weise nutzen.“
Ab Ende 2013 wird mit dem BMW i3 das erste rein elektrisch betriebene Großserienfahrzeug der BMW Group in Leipzig vom Band laufen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung, um der Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. „Schon heute kann insbesondere im urbanen Umfeld der größte Teil der Autofahrten problemlos mit der verfügbaren Reichweite reiner Elektrofahrzeuge abgedeckt werden“, stellt Dr. Herbert Grebenc, verantwortlich für den Aufbau von Ladeinfrastruktur bei der BMW Group, fest. „Dennoch ist die Möglichkeit, auch längere Strecken zurückzulegen, ganz wesentlich für eine breite Kundenakzeptanz. Von der Elektrifizierung der A9 erwarten wir ein starkes Signal zum flächendeckenden Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur in Deutschland und Europa.“
Elektromobilität leistet einen wichtigen Beitrag zu einem umwelt- und ressourcenschonenden Verkehrssystem vor allem dann, wenn der Strom regenerativ erzeugt wird und Teil eines intelligenten Energiesystems ist. Alexander Pippert, Leiter Elektromobilität und Smart Home bei E.ON: „Für uns als Energieanbieter ist Elektromobilität, angetrieben mit Strom aus erneuerbaren Energien, ein wichtiger Baustein innerhalb der Energiewende. Wir entwickeln deshalb auch intelligente Ladestrukturen, die den Einsatz von regenerativer Energie optimieren. Schon heute bieten wir unseren Kunden ein Komplettpaket für den unkomplizierten Einstieg in die Elektromobilität an. Außerdem erhöhen wir die Attraktivität dieser Technologie, indem wir neue kundenfreundliche Geschäftsmodelle entwickeln, die den Gesamtenergieverbrauch der Kunden berücksichtigen.“
Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Mio. Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.