T-Systems - Neues Videokonferenzsystem als Klimahelfer
Jeder kennt dieses Bild vom Flughafen: Menschen in Businessanzügen ziehen klackernd ihre handgepäckgroßen Rollkoffer durch die Eingangshalle. Es sind viele, und sie sind auf dem Weg zu Geschäftsterminen im In- oder Ausland. T-Systems möchte dies ändern: Mit dem Start eines neuen bundesweiten Netzes aus acht Videokonferenzanlagen sollen Geschäftsreisen reduziert werden. Das Ziel ist es, Kosten, Zeit und CO2 einzusparen.
24.06.2009
Laut einer Analyse des Verbandes Deutsches Reisemanagement werden in Deutschland jährlich knapp 158 Millionen Dienstreisen für insgesamt fast 50 Milliarden Euro unternommen. Betroffen sind vor allem große, international agierende Unternehmen. In der Hoffnung, diese Kosten zu senken, hat T-Systems, die Großkundensparte der Deutschen Telekom, nun acht Videokonferenzanlagen in Betrieb genommen. Mit diesem internen Kommunikationssystem können sich Mitarbeiter von bis zu vier Standorten an einem virtuellen runden Tisch treffen, ohne dafür quer durch Deutschland reisen zu müssen. T-Systems schätzt die Einsparpotentiale auf bis zu zehn Prozent. Dies könnte funktionieren, denn die Nachfrage im Unternehmen wächst: Nach der Inbetriebnahme gingen schon in der ersten Woche 70 Sitzungsbuchungen ein. Bisher sind die Großstädte Berlin, Bonn, Frankfurt, München, Darmstadt und Stuttgart an das interne Videokonferenznetz angeschlossen. Ein weiterer Ausbau sei national aber bereits geplant und werde international geprüft, kündigte T-Systems an.
Die neue Videokonferenzanlage sei für das Unternehmen eine deutliche „win-win-win-Situation“, so Stefan Schloter, CIO und Qualitätsbeauftragter bei T-Systems. Man spare nicht nur Zeit und Kosten, sondern reduziere gleichzeitig CO2-Emissionen, die aus Reisetätigkeiten entstehen. Videokonferenzen ermöglichen mobilitätsunabhängige Kommunikation und Verständigung, man könnte damit auf viele Geschäftsreisen verzichten, welche häufig über wichtige Schadstoff-Emittenten wie Flugzeuge oder Autos erfolgen, sind sich die Experten einig. Bei der Telekom-Tochter T-Mobile konnten, durch den Einsatz moderner Geschäftskommunikation, innerhalb eines Jahres über 40.000 virtuelle Geschäftstreffen abgehalten und damit der CO2 Ausstoß um 7.000 Tonnen gesenkt werden, so das Unternehmen. Eine Studie der European Telecommunications Network Operators Association (ETNO) und des WWF schätzt, dass sich europaweit durch den Einsatz moderner IKT-Technologie (Informations- und Kommunikationstechnologie) insgesamt etwa 28 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß sparen ließen, würde jede vierte Geschäftsreise in Europa durch Videokonferenzen ersetzt. Der britische Umweltminister zeigte erst kürzlich, wie das geht: Seine Hauptrede auf der zweiten jährlichen Klimawandel-Konferenz in Sydney im Juli 2008 hielt er per Videokonferenz, ohne London zu verlassen. Damit verzichtete er nicht nur auf rund 60 Stunden Reisezeit, sondern vermied auch einen CO2 Ausstoß von etwa 6,2 Tonnen.
Dass sich diese Möglichkeit, Zeit, Kosten und CO2-Emissionen einzusparen noch längst nicht flächendeckend bei den Unternehmen durchgesetzt hat, zeigt die europaweite Studie von Easynet Global Services und dem IMWF Institut für Management und Wirtschaftsforschung. Hierfür wurden europäische Fach- und Führungskräfte online zur Bedeutung und zum Einsatz von Videokonferenzen befragt. Die Ergebnisse belegen, dass zwar 87 Prozent der befragten Unternehmen Einsparpotenziale in dieser Art moderner Geschäftskommunikation sehen, aber dennoch zwei von drei Unternehmen bisher nicht mit Videokonferenzen arbeiten. Viele scheuen neben den hohen Anschaffungskosten und den Tücken der Technik auch den befürchteten Verlust der persönlichen Nähe, so die Studie. Experten gehen jedoch davon aus, dass gerade in Zeiten der konjunkturellen Krise und des Klimawandels immer mehr Unternehmen künftig auf Videotechnologie setzen werden. Frank Wallbaum, Leiter des Vertriebs bei T-Systems Enterprise Services, betont etwa, dass „sich Unternehmen in Zukunft immer stärker zum Thema Umweltschutz positionieren müssen“. Darin sieht Wallbaum ein großes Potential für die Zukunft moderner Kommunikationstechniken als Klimaschutzhelfer. Kritiker mahnen zwar vor einem erhöhten Energieverbrauch, Martin Jetter vom IT-Branchenverband BITKOM betont jedoch, der Einfluss von modernen Kommunikationstechnologien auf die „Netto-Bilanz“ der globalen Emissionen sei „eindeutig positiv“.
Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien durchdringen eine Vielzahl unterschiedlicher Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche, ihnen kommt daher eine Schlüsselrolle in Fragen des Klimaschutzes und des nachhaltigen Handels zu. Sigmar Gabriel bescheinigt gerade Unternehmen der IKT-Branche die Fähigkeit, „ökonomische Antworten auf ökologische Fragestellungen“ geben zu können und damit Zukunftsmärkte zu erobern. Eine Reduktion der Reisetätigkeiten und damit des CO2-Verbrauchs durch moderne Videokonferenztechnologien ist nur einer der offensichtlicheren Klimaschutzbeiträge der Branche. Die sogenannte „Green IT“ umfasst sämtliche IT-Lösungen, die zu Energie- und auch CO2-Einsparungen in Unternehmen führen sollen. Für T-Systems gibt es, neben der Verminderung des Verkehrsaufkommens, weitere Ansatzpunkte, die Klimabilanz eines Unternehmens zu verbessern, darunter fällt u.a. die Reduktion des Papier- und Energieverbrauchs sowie ein geringerer Einsatz von Hardware beim Kunden. Ein weiteres konkretes Beispiel zu „Green IT“-Anstrengungen von T-Systems ist die Erforschung eines idealen Rechenzentrums, gemeinsam mit der Firma Intel. Seit April 2009 untersuchen Experten, wie sich die Infrastruktur von Rechenzentren ökonomisch und ökologisch effizient gestalten lässt.