Vodafone Interview „Wir haben einen idealen Partner gefunden“

Gleich zwei wichtige CSR-Themenfelder bedient das Handyrecycling-Programm von Vodafone: Den Schutz der Umwelt sowie gesellschaftliches Engagement. Allein im vergangenen Geschäftsjahr sammelte Vodafone 176.000 Alt-Handys und erwirtschaftete so einen Spendenerlös von rund 170.000 Euro. UmweltDialog sprach mit Dr. Mark Speich, Leiter Corporate Responsibility und Stiftungen bei Vodafone, über die Entwicklung des Programms und neue Partner.

17.08.2009

Handy-Recycling, Fotos (2): Vodafone
Handy-Recycling, Fotos (2): Vodafone
UmweltDialog (UD): Das Handy-Recycling-Programm wurde bereits im Jahr 2002 aufgelegt. Wie kam es dazu und was war die Zielsetzung?

Dr. Mark Speich: Vodafone war der erste Netzbetreiber, der ein solches Recyclingprogramm aufgelegt hat. Wir sind damals von der Tatsache ausgegangen, dass es in Deutschland schätzungsweise 50 bis 60 Mio. Althandys gab, die nicht in Gebrauch waren. Werden diese Handys nicht vernünftig entsorgt, stellen sie eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar. Auf der anderen Seite sind Rohstoffe verarbeitet worden, die man recyceln kann. Wir haben aus einem ganz klaren, ökonomischen und ökologischen Handlungsbewusstsein heraus dieses Programm aufgelegt. Gleichzeitig wollten wir mit den Erlösen Projekte und Institutionen fördern, die wir für gesellschaftlich bedeutend halten.

UD: Wie hat sich das Projekt im Hinblick auf ihre Partner und Inhalte entwickelt?

Speich: Wir haben zunächst mit einer Vielzahl von Partnern begonnen und sind jetzt dabei, das zu konzentrieren und inhaltlich klarer auszurichten. Daher arbeiten wir inzwischen nur noch mit einer kleineren, aber besonders aktiven Zahl von Partnern zusammen; Das sind zum Beispiel die Hamburger Tafel, die Bürgerstiftung Sankt Nikolai sowie der Sonnenstrahl e.V., ein Verein der sich um krebskranke Kinder kümmert. Dann arbeiten wir vor allem auch mit dem NABU, mit dem wir gemeinsam ein sehr großes Projekt zur Renaturierung der Havel verfolgen und der Stiftung „Off-Road Kids“, wo es um die Integration von Straßenkindern geht. Jetzt ganz neu dabei sind die Bürgerstiftungen. Entwickelt hat sich das Projekt auch, weil wir uns immer höhere Ziele gesetzt haben, was das Sammeln angeht - glücklicherweise auch mit Erfolg.

UD: Wie erreichen Sie die Verbraucher mit ihrer Aufforderung, ihre alten Handys zu spenden und hat sich deren Spende-Verhalten im Laufe der Jahre verändert?

Speich: Wir haben ein ganzes Bündel von Maßnahmen ergriffen, angefangen mit Postern in unseren Shops sowie bundesweiten Presseaktionen. Auch die jeweiligen Spendenübergaben erfolgen mit Pressebegleitung, wir haben Sammelboxen in allen Vodafone Shops, und im Internet ist das Handy-Recycling ebenfalls beworben. Das hat zum einen den lokalen Bezug, nämlich dort wo gesammelt wird, wird auch gespendet, aber wir haben ganz bewusst auch immer eine bundesweite Strategie verfolgt. So haben wir zum Beispiel das Sammeln in unsere Beteiligung beim RTL-Spendenmarathon eingebunden und dadurch auch eine TV-Präsenz und Berichterstattung in ganz Deutschland erreicht. Zudem machen die Organisationen und Institutionen, mit denen wir partnerschaftlich verbunden sind, natürlich selbst auch Werbung und so auf das Vorhaben aufmerksam.

UD: Wie sind Sie mit den bisherigen Entwicklungen zufrieden, und wo sehen Sie neue Ziele?

Speich: Wir können in jedem Fall sagen, dass wir sehr zufrieden sind, weil wir das Sammelergebnis kontinuierlich gesteigert haben. Allein in diesem Jahr hatten wir uns, verglichen mit dem vergangenen Jahr, ein sehr ehrgeiziges Ziel von 160.000 Geräten gesetzt und haben 176.000 Althandys gesammelt. Durch die Partnerschaft mit den Bürgerstiftungen möchten wir das Ganze auf eine neue Ebene heben und uns noch ehrgeizigere Ziele setzen. Wir glauben hierzu auch einen sehr geeigneten Partner gefunden zu haben.

UD: Wie kam es dazu, dass Sie die Bürgerstiftung mit ins Boot geholt haben?

Dr. Mark Speich, Leiter Corporate Responsibility und Stiftungen bei Vodafone
Dr. Mark Speich, Leiter Corporate Responsibility und Stiftungen bei Vodafone
Speich: Die Bürgerstiftungen entwickeln sich seit einigen Jahren sehr aktiv in Deutschland. Sie haben den großen Vorteil, dass sie sehr lokal agieren und praktisch flächendeckend in Deutschland tätig sind. Die Bürgerstiftungen stehen aber auch für einen Geist, der unserem sehr nahe ist. Dabei geht es um Menschen, die handeln, die ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen und ihre Umgebung verbessern und entwickeln wollen, insbesondere im Sozialen und im Umweltbereich. Das sind Themen die auch uns wichtig sind. Insofern haben wir in der Bürgerstiftung einen geradezu idealen Partner gefunden.

UD: Gab es bei der Auswahl der Bürgerstiftung als Partner gezielte Projekte, die sie überzeugten oder sind es neue Projekte, die durch ihre Förderung unterstützt werden?

Speich: Wir nehmen gar keinen Einfluss auf die Projekte, die die Bürgerstiftung selbst durchführt, sondern lassen das ganz in ihrer Verantwortung. Es gibt auch kein einheitliches Projekt der Bürgerstiftungen, weil jede Einzelne sozusagen autonom ihre eigenen Ziele und Projekte definiert. Ich hatte, weil ich aus dem Stiftungswesen komme, schon viele Berührungspunkte zu diesen Bürgerstiftungen und habe gesehen, wie bemerkenswert die Arbeit dort ist, die immer ehrenamtlich erfolgt.

UD: Können Sie kurz anreißen, um welche Art von Projekten es sich dann beispielsweise handelt, die zukünftig durch Spenden aus dem Recyclingprogamm unterstützt werden?

Speich: Das sind Projekte, in denen man sich um Kinder kümmert, die schulische Probleme haben, insbesondere auch an Problemschulen wie Hauptschulen oder in Problembezirken. Dort übernehmen Ehrenamtliche dann Patenschaften, leisten Hausaufgabenbetreuung und arbeiten mit den Kindern - etwas, was uns sehr wichtig ist. Aber auch Umweltprojekte gehören dazu: Kleinere Renaturierungsprojekte, nicht in der Dimension, wie wir sie mit dem NABU betreiben, aber auf lokaler, regionaler Ebene. Dabei setzen sich die Bürgerstiftungen etwa für die Renaturierung eines Bachlaufs ein oder starten Müllsammel-Aktionen. Das sind oft ganz kleine Dinge, die aber in der Region eine große Bedeutung haben.

UD: Wie werden die Spenden aus dem Handyrecycling-Programm aufgeteilt?

Speich: Zum einen liegt es natürlich an dem, was die jeweiligen Partner tatsächlich sammeln. Für jedes Handy gibt es einen bestimmten Recyclingerlös den wir direkt und unmittelbar an unsere Partner weitergeben. Darüber hinaus haben wir noch andere Quellen, über die wir Geräte sammeln. Den Betrag, den wir so erreichen, verteilen wir auf alle unsere Partner. Wobei wir künftig durchaus diesen Betrag nutzen wollen, um besondere Anreize zu setzen. Die Institutionen, die am besten sammeln, sollen nicht nur per Gießkanne bedient werden, sondern auch etwas mehr bekommen können, so dass wir auch das Element des Wettbewerbs stärken.

UD: Wenn Sie von Wettbewerb sprechen - entstehen Konkurrenzen zwischen den Partnern?

Speich: Nein, ich würde sagen, dass ist ein gesunder Wettbewerb. Wenn auf diese Weise mehr gesammelt wird, ist das für uns ein Vorteil, aber für die Partner eben auch. Es ist nur ein Wettbewerb, wenn wir an die besten der Sammelnden nochmal einen Extra-Beitrag verteilen. Das ist dann aber, so glaube ich, eher inspirierend und nicht problematisch.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Mehr von Dr. Mark Speich über Corporate Social Responsibility lesen Sie im ersten Teil des Interviews.
Quelle: UD
 
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