Eaton: Vorreiter bei Hybridtechnologie für Nutzfahrzeuge
Fahrzeuge mit Hybridantrieb profitieren von ihrem Potenzial, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, da die Energieeffizienz durch die Rückführung ungenutzter Energie gesteigert wird. Das macht Sinn, denn der Transportsektor gehört weltweit zu den größten Emittenten von Treibhausgasen. Im Jahr 2006 lag sein Anteil am globalen CO2-Ausstoß bei 26 Prozent. In der öffentlichen Diskussion richtet sich der Blick meist auf Privatfahrzeuge. Doch gerade der Nutzfahrzeug-Sektor in urbaner Umgebung bietet enorme Potenziale. UmweltDialog sprach hierüber mit Joao Vicente Faria, bei Eaton verantwortlich für das Fahrzeuggeschäft in Europa, Nahost und Afrika (EMEA).
16.06.2010
UmweltDialog: In der Diskussion um E-Mobility und Hybridantriebe war ja bisher in der Tat hauptsächlich die Rede von Einsparpotenzialen der Hybridantriebe für PKW, dabei gehören Nutzfahrzeuge zu den größten Emittenten von CO2-Emissionen. Wie entwickelt sich der Markt?
Joao Faria: Wir sind davon überzeugt, dass es weltweit ein enormes Potenzial für Hybridnutzfahrzeuge gibt. Vor allem der Markt für Hybridbusse wächst schnell. Nicht nur Ballungsräume in Europa, wie zum Beispiel die britische Hauptstadt London, sondern auch chinesische und indische Städte setzen immer mehr auf Hybridtechnologie. Die Städte verdichten sich zunehmend, und so gibt es einen Bedarf an sauberen Transportlösungen. Aber auch Schwellenländer im Nahen Osten und Afrika, in denen für die nächsten 15 Jahre ein beträchtliches Bevölkerungswachstum erwartet wird, müssen ihre Probleme hinsichtlich der Treibhausgasemissionen und Schadstoffbelastung in den Griff bekommen.
UmweltDialog: Was genau sind die Einsparpotenziale von Hybridantriebsnutzung in diesem Bereich?
Faria: Generell sind die Einsparpotentiale vor allem von Nutzung und Auslastungsgrad des Fahrzeuges abhängig. Im Durchschnitt verzeichnen unsere Kunden Kraftstoffeinsparungen zwischen 15 und 30 Prozent, und gleiches gilt für den Ausstoß von Schadstoffen. In den USA etwa setzt UPS auf unsere Technologie, und wir haben bereits mehr als 200 Fahrzeuge ausgerüstet. Der Einspareffekt allein für UPS liegt bei rund 500.000 Litern Diesel im Jahr.
Hybridantriebe verbessern insbesondere die Energieeffizienz bei Nutzfahrzeugen erheblich. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Ein Paketlieferfahrzeug spart so viel Energie ein wie 4,5 Hybrid-PKW, wenn man den Verbrauch pro transportierte Person oder Transportgut betrachtet. Ein kommunales Versorgungsfahrzeug spart sogar so viel wie neun Hybrid-PKW. Man kann sich also leicht vorstellen, welche Potenziale bei Hybridflotten liegen, wenn wir hier auf Verbrauch und Emissionen in den großen Städten Europas schauen! Eaton ist seit vielen Jahren im Hybridsektor aktiv, und wir haben mittlerweile eine umfassende Expertise dank mehr als 60 Millionen Kilometern Praxiserfahrung.
UmweltDialog: Was sind neben regulativen Aspekten – Stichwort Umweltzonen in Innenstädten – weitere Gesichtspunkte, die die Entwicklung beeinflussen?
Faria: Lassen Sie uns einen Schritt in der Geschichte zurückgehen! Der Transportsektor wächst kontinuierlich, und damit auch der Ausstoß von Treibhausgasen. Es gibt zwar schon seit einer geraumen Weile Hybrid-LKW, aber die Technologie, allen voran Kontrollsysteme und Batterien, verbessern sich stetig. Wir bei Eaton haben einige wesentliche technische Verbesserungen mitgeprägt, wenn man etwa den Einsatz von elektrischen und hydraulischen Hybridantrieben betrachtet. Drittens spielen die Gesetzgebung und staatliche Anreizsysteme eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Marktes.
UmweltDialog:
Was ist der Unterschied zwischen
elektrischen und hydraulischen Systemen?
Faria: Das elektrische
Hybridsystem hat einen Elektromotor. Dieser arbeitet alleine oder zusammen mit
einem herkömmlichen Verbrennungsmotor. Das ist auf dem Markt das gängige
Verfahren. Für Nutzfahrzeuge liefert Eaton jedoch auch hydraulische
Hybridsysteme. Hierbei kommen hydraulische Pumpen zum Einsatz, die die Energie
beim Bremsen speichern und zum Anfahren wieder freigeben. Unsere Erfahrungen
zeigen, dass dieses Verfahren bei Nutzfahrzeugen, die häufig starten und
stoppen müssen, eine bessere Energieausbeute erzeugt als der elektrische
Antrieb.
UmweltDialog: Was muss passieren, damit der Markt für
Nutzfahrzeug-Hybride vom Nischen- zum einem größeren Markt wird?
Faria: Die
Märkte verändern sich bereits rasant. Wir machen schon heute deutlich mehr Umsatz,
und Tag für Tag erhalten wir mehr Anfragen von Nutzfahrzeugherstellern, Städten
und Flotten. Zu allererst liegt das an der technischen Entwicklung und daran,
dass die Systeme bezahlbarer werden. Zum Zweiten liegt es aber auch an Auflagen
und Programmen, die effizientere Mobilität fördern, wie jüngst der Nationale
Entwicklungsplan Elektromobilität. Drittens sorgen die steigenden Ölpreise für
ein Umdenken der Verbraucher. Alles zusammen wird, da bin ich mir sicher, in
ein paar Jahren den Boden für eine hohe Akzeptanz von Hybridantrieben bereiten.
UmweltDialog:
Wo liegen derzeit die Unterschiede
zwischen einzelnen Märkten, etwa in Europa, Nahost oder den USA?
Faria: Es gibt deutliche
Unterschiede zwischen den USA und Europa. In den USA nutzt man in der Logistik
für Überlandtransporte traditionell größere Fahrzeuge. Im Gegensatz dazu hat
man in Europa eine stärkere Nutzung von kleineren Nutzfahrzeugen für die
individuelle Anlieferung in den Innenstädten. In Europa gibt es bei
Hybridantrieben einen deutlich stärkeren Fokus auf den öffentlichen
Personennahverkehr.
UmweltDialog: Ist Europa mit seiner Elektromobilitäts-Strategie auf dem richtigen Weg?
Faria: In Europa werden Hybridbusse klar von der öffentlichen Hand gefördert. Vor allem kommunale Verwaltungen setzen auf bessere und umweltverträglichere Nahverkehrssysteme, auch mit Blick auf die kommenden olympischen Spiele. So bekommt Eaton immer öfter spannende Anfragen von Städten, wie man solche Lösungen vor Ort umsetzen kann.
UmweltDialog: Worin
bestehen derzeit die größten Hindernisse (Kosten, Technologie, Vertrieb)?
Faria: Die größte Herausforderung
ist es, kostengünstige Lösungen anzubieten, da wir nicht immer in
Massenstückzahl produzieren. Das zweite Problem ist weiterhin die
Haltbarkeitsdauer der Batterien. Die ganze Branche arbeitet aber mit Hochdruck daran.
Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Politik in naher Zukunft die notwendigen
Anreizsysteme zur Verfügung stellen wird.
UmweltDialog: Herzlichen Dank für das Gespräch!