BSH: Interview mit neuem Leiter der CR-Abteilung
Seit knapp einem Jahr ist Dr. Peter Böhm nun Chief Corporate Responsibility Officer bei der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Um die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Konzerns gezielt zu steuern, richtete die BSH Anfang des Jahres den neuen Konzernbereich ein. Im Interview mit UmweltDialog berichtet Böhm über seine Tätigkeit als Leiter der Abteilung sowie über Verbesserungsmöglichkeiten, Pläne und Ziele der BSH in Sachen Nachhaltigkeit.
19.12.2011
UmweltDialog (UD): Sehr geehrter Herr Dr. Böhm, seit Anfang dieses Jahres sind Sie Leiter des Konzernbereichs Corporate Responsibility (CR) bei BSH Bosch und Siemens Hausgeräte. Würden Sie unseren Lesern kurz berichten, was Sie vorher gemacht haben?
Dr. Peter Böhm: In über 20 Jahren bei der BSH habe ich verschiedene Tätigkeiten ausgeübt. Als Mitglied der Produktbereichsleitung war ich beispielsweise für das Produktmarketing unserer Geschirrspüler verantwortlich, später war ich Geschäftsführer der BSH Tochtergesellschaft in Polen. Als Projektleiter habe ich die Altgeräterücknahme- und Recyclingsysteme in Europa aufgebaut. Zuletzt war ich für die internationale Vermarktung unserer besonders energieeffizienten Geräte verantwortlich.
UD: Was gehört zu den Aufgaben der CR-Abteilung und welche Funktionen übernehmen Sie als Leiter dieses Konzernbereichs?
Böhm: Unser Bereich plant und steuert konzernweit die Nachhaltigkeitsaktivitäten der BSH. Wir formulieren verbindliche Ziele und verankern diese dann in der Konzern-Businessplanung und den internen Prozessen der BSH. Dazu haben wir auch ein sogenanntes CR-Committee eingerichtet, das sich jeden Monat trifft. In diesem Gremium sitzen unter anderem die Konzernverantwortlichen aus dem Personalbereich, dem Kundendienst, dem Vertrieb, den Produktbereichen, dem Umweltschutz und der Geschäftsstrategie. Außerdem bin ich noch für die unternehmerische Interessenvertretung bei Politik und NGOs zuständig.
UD: Als ehemaliger Leiter der „Energy Excellence Initiative“ der BSH sind Sie Experte auf dem Gebiet Energieeffizienz. Als Chief Responsibility Officer werden Sie künftig auch in anderen Bereichen beansprucht. Wie sieht Ihr Expertenteam aus, um diesen Anforderungen gerecht zu werden?
Böhm: Zwei Mitarbeiter kümmern sich speziell um das Thema Supereffizienz Portfolio und die Vermarktung unserer sparsamsten Geräte. Ein Kollege ist insbesondere für das Thema CO2 Bilanzierung und Emissionsrechte zuständig. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitarbeitern steuere ich die Arbeit im CR-Committee und halte die Kontakte zu Politik, Verbänden und NGOs.
UD: Was waren bisher die Schwerpunkte der gemeinsamen Treffen mit Ihrem CR-Committee und welche bedeutenden Entscheidungen oder Pläne wurden bereits beschlossen?
Böhm: Zunächst haben wir ein konzernweites Verständnis von CR geschaffen und die Aufgaben und Ziele definiert. Basierend auf unserer internationalen Stakeholderbefragung haben wir eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt und die für uns besonders wichtigen Felder als Schwerpunktthemen definiert. Anschließend haben wir die CR-Strategie für die BSH entwickelt und entsprechende Nachhaltigkeitsziele in unserer Businessplanung verankert.
UD: Das 2010 entwickelte „Supereffizienz-Portfolio“, in dem die BSH ihre Produkte mit der höchsten Energieeffizienz am Markt vereint, ist das erfolgreichste Vorzeigeprojekt des Unternehmens: Zwischen 2009 und 2010 konnte der Verkauf dieser Produkte in Europa um knapp 70 Prozent gesteigert werden. Wie kann das Supereffizienz-Portfolio weiterentwickelt werden, um an bisherige Erfolge anzuknüpfen beziehungsweise sie auszubauen?
Böhm: Unser Supereffizienzportfolio muss kontinuierlich an den Markt-, beziehungsweise den Technologiefortschritt angepasst werden. Was heute die Kriterien eines supereffizienten Gerätes erfüllt, ist nächstes Jahr vielleicht nur noch Marktstandard. Die technische Weiterentwicklung der Geräte schreitet erfreulicherweise ständig voran. Ein supereffizienter Kühlschrank der besten Energieeffizienzklasse A+++ braucht nur halb so viel Strom wie ein Gerät der Effizienzklasse A+. Unser Supereffizienzportfolio ist also sozusagen eine dynamische Bestenauszeichnung. Bislang haben wir das Supereffizienzportfolio nur für Europa berechnet, da wir als Vergleichsmaßstab das europaweit verbindliche EU-Energielabel heranziehen. Wir arbeiten aber gerade daran, unser Portfolio auch international auszurollen. Das geht aber nur in Märkten, in denen wir ein Energielabel als Vergleichsmaßstab vorfinden, zum Beispiel in Australien oder China.
UD: Neben der Energieeffizienz zählten bisher die Bereiche Produktverantwortung sowie Know-how Transfer zu den zentralen Handlungsfeldern der BSH. Gibt es Pläne, um in der Zukunft gezielt auch soziales und bürgerschaftliches Engagement stärker in den Blickpunkt zu stellen?
Böhm: Die BSH engagiert sich in allen Regionen und an allen Standorten, in denen unser Unternehmen tätig ist. Wir arbeiten beispielsweise mit Behindertenwerkstätten oder anderen Organisationen und spenden für soziale Zwecke. Diese Corporate-Citizenship-Aktivitäten wollen wir künftig noch stärker an unseren Kompetenzen und CR-Zielen ausrichten. Gesellschaftliches Engagement geht für uns aber deutlich über Corporate Citizenship und Spendenaktionen hinaus. Denken Sie beispielsweise an die Auswirkungen der Energiewende, die ja alle Bürgerinnen und Bürger betrifft. Wir engagieren uns deshalb intensiv, diese Energiewende mitzugestalten und adressieren insbesondere die Einsparpotenziale auf der Nachfrageseite. Beispielsweise mit der Forderung nach verpflichtenden Stromeinsparzielen. Das ist gesamtwirtschaftlich gesehen von großer Bedeutung. Es kostet nämlich drei Mal so viel, eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen und zu verteilen als eine Kilowattstunde Strom einzusparen.
UD: Wo sehen Sie im CR-Engagement der BSH Nachholbedarf?
Böhm: Wichtige Themen sind vor allem Diversity und Talent Management. Wir müssen unsere Unternehmenskultur noch vielschichtiger gestalten weil wir sicher sind, dass wir dadurch unsere Innovationskraft und unsere Kundennähe dauerhaft erhalten und weiter ausbauen können. Ein langfristig erfolgreiches Unternehmen muss sich permanent an die ändernden Bedingungen anpassen. Diversity ist ein Beschleuniger für den permanenten Unternehmenswandel. Auch beim Einsatz alternativer Materialien und bei der Wiederverwendung von Stoffen in unseren Produkten gibt es sicherlich noch Verbesserungsmöglichkeiten.
UD: Was sind Ihre persönlichen Ziele in Ihrer neuen Funktion?
Böhm: Nachhaltigkeit ist für mich nichts Eigenes sondern originärer Bestandteil des wirtschaftlichen Handelns. Schließlich geht es immer um den langfristigen Erfolg und damit um die langfristige Tragfähigkeit unseres Geschäfts. Deshalb ist die Erfüllung ökologischer und gesellschaftlicher Anforderungen unverzichtbar. Wenn wir bei der BSH alle unsere Planungen und Geschäftsprozesse darauf abgestimmt haben, wäre ich sehr zufrieden.