BMW revolutioniert Abluftreinigung mit elektrischer Innovation
Die BMW Group setzt sich im Bestreben nach einer möglichst emissionsarmen Fahrzeugproduktion kontinuierlich dafür ein, neue Technologien und innovative Ansätze in den Fertigungsprozess einzubinden. Die neu konzipierte Methode der elektrischen Abluftreinigung eröffnet dabei völlig neue Perspektiven.
03.12.2024
Wenn Karosserien von Fahrzeugen lackiert und anschließend getrocknet werden, entstehen gasförmige und dampfförmige Substanzen. Um die Umwelt nicht durch die in der Lackiererei eingesetzten Lösungsmittel zu belasten, wird die entstehende Abluft durch Verbrennung gereinigt, bevor sie über Schornsteine in die Atmosphäre gelangt. Während des Reinigungsprozesses strömt die verschmutzte Luft durch ein Keramikbett, in dem die Rückstände der Lösungsmittel verbrannt werden. Hierfür muss die Luft innerhalb kurzer Zeit stark erhitzt werden, was bislang nur durch Erdgas realisiert werden konnte.
Anstelle von Erdgas setzt die BMW Group in ihren neueren Lackierereien nun auf elektrische Energie für die Reinigung der Abluft. Ein innovatives Verfahren namens „eRTO“ ermöglicht es, die hohen Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius, die für die thermische Behandlung der Abluft aus Lackierkabinen und Trocknungsräumen erforderlich sind, nun vollständig mit Strom zu erzeugen.
eRTO: Elektrisch regenerative thermische Oxidation
Durch die eRTO-Anlage wird es möglich, vollständig auf fossile Brennstoffe bei der thermischen Oxidation zu verzichten. Stattdessen wird Strom aus nachhaltigen Quellen genutzt. Die eRTO-Anlage wird zwischen der Lackierkabine, dem Trocknungsprozess und dem Kamin installiert. Ein etwa zwei Meter hohes, flächiges Keramikbett fungiert als Rekuperator zur Rückgewinnung der Wärmeenergie und erreicht dabei Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius. Elektrische Heizstäbe sorgen dafür, dass die umliegende Keramik erhitzt wird. Für den Betrieb der Anlage genügt eine Anschlussleistung von nur wenigen hundert Kilowatt, da die erzeugte Wärme im System gehalten wird und nur in geringem Maße verloren geht. Das Resultat: Ein weiterer Produktionsprozess ohne Erdgas, was zu erheblichen CO2-Einsparungen führt.
Michele Melchiorre, Leiter Produktionssystem, Planung, Werkzeug- und Anlagenbau der BMW Group erklärt dazu: „Für andere energieintensive Prozesse in der Lackiererei – wie Fahrzeugtrocknung oder Heißwassererzeugung – gibt es bereits Lösungen, wie auf den Einsatz von Erdgas verzichtet werden kann. Die elektrische Abluftreinigung ist damit der letzte Baustein auf dem Weg der BMW Group, ihre Lackierereien künftig mit regenerativer Energie betreiben zu können.“
Serieneinzatz in Debrecen
Die Funktionalität der eRTO-Anlage wurde zunächst im regulären Betrieb der Lackiererei im BMW Group Werk Regensburg getestet. Weitere Prüfungen und Validierungen des Verfahrens erfolgen im BMW Brilliance Werk Lydia in China, wo es um die Abluftreinigung aus der Trocknungsanlage für Frontklappen geht. Der Standort Dingolfing setzt das Verfahren als erstes europäisches BMW Group Werk im Serienbetrieb in einer von vier Lackierlinien ein, und auch im neuen Werk in Debrecen, Ungarn, wird künftig ausschließlich das eRTO-Verfahren zur Reinigung der Abluft verwendet.