Produktion

Pflanzenschutz-Industrie verzichtet auf Hormon-Einsatz

Chemische Stoffe, die in den Hormonhaushalt von Tieren und Menschen eingreifen, stehen seit einigen Jahren ganz oben auf der schwarzen Liste von Umwelt- und Verbraucherschützern. Die chemische Industrie reagiert nun auf Ankündigungen der Europäischen Union, die Verwendung dieser Stoffe in Pestiziden zu verbieten.

23.04.2003

Neu entwickelte Pflanzenschutzmittel kommen bereits jetzt ohne die bedenklichen Chemikalien aus. Chemikalien, die in den komplexen hormonellen Stoffwechsel des Menschen beeinflussen können, werden seit einigen Jahren verstärkt untersucht. Zu den am häufigsten verwendeten Stoffen, die eine schädliche Wirkung haben könnte, sind die sogenannten Nonylphenolethoxylate (NPE). Untersuchungen des Forschungszentrums Jülich im vergangenen Jahr belegten die Anreicherung der Abbauprodukte des Stoffes in der Nahrung. Dabei wurden besonders bei Tomaten und Äpfeln hohe Konzentrationen der Abbaustoffe nachgewiesen. Ein möglicher Grund könnte die Verwendung von NPE als Hilfsstoff in Pflanzenschutzmitteln sein.

Angesichts des drohenden Verbots des Stoffes durch die EU-Kommission verzichtet die Pflanzenschutzindustrie zunehmend auf die weitere Nutzung von NPE. Bei neuen Produkten setze die Industrie die verdächtige Substanzklasse seit Jahren nicht mehr ein. Darauf wies jüngst Regina Fischer vom Industrieverband Agrar (IVA) anlässlich eines Fachgespräches mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hin. „Die Industrie stellt sukzessive alle Produkte auf neue Rezepturen um", erklärte Fischer. Allerdings gehe auch von alten Produkten bei sachgemäßen Umgang keine Gefährdung aus. Die Genehmigung für solche Produkte sei nur erfolgt, weil ihre Unbedenklichkeit nachgewiesen wurde. Von NPE-haltigen Pflanzenschutzmitteln ginge keine Gefahr für den Verbraucher aus, wie Fischer unter Berufung auf das Bundesinstitut für Risikoforschung mitteilte.

Im Gegensatz dazu befürchten Wissenschaftler seit längeren, dass die Abbauprodukte von NPE über das Trinkwasser und die Nahrung eine schädliche Wirkung auf den Menschen ausüben. Besonders in der Frühphase der Embryonalentwicklung können sie das fein regulierte Hormonsystem im Körper stören. Sie werden für Missbildungen und Fruchtbarkeitsstörungen verantwortlich gemacht, möglicherweise ist der Stoff zudem krebserregend. Nachgewiesen ist die toxische Wirkung auf Wasserorganismen. Der World Wide Fund For Nature (WWF) vermutet, dass NPE Zwittrigkeit bei Fischen hervorruft.. Neben der Verwendung in Pestiziden wird NPE von der Industrie in vielen Bereichen als Tensid genutzt, unter anderem in Waschmitteln und Haushaltschemikalien.
Quelle: UD
 
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