Produktion

Das Ende des Kunststoffrecyclings in Europa?

Der EuPR European Plastics Recyclers, der die europäische Kunststoffrecyclingbranche vertritt, zeigt eine beunruhigende Entwicklung des Kunststoffrecyclings in Europa auf: In den vergangenen Jahren ist ein zunehmender Export von Kunststoffabfällen von Europa nach China zu verzeichnen.

26.01.2004

Bei den zunehmenden Exportmengen von Kunststoffabfällen handelt es sich in erster Linie um PET-Abfälle sowie Folien. Der Verband schätzt, dass ca. 30 Prozent der in Europa aufkommenden PET-Abfälle sowie ca. 50 Prozent der PE-Abfälle nach China transportiert werden. Die Nennung belegbarer Zahlen ist auf Grund mangelnder Erhebung sowie zahlreicher Mehrfacherfassung nur bedingt möglich. Die Preisexplosion für die Entsorgung dieser Abfälle in Europa lässt den EuPR darauf schließen, dass ein Grund der Preisentwicklung der Rücklauf der Mengen in Europa durch den Export nach Asien, insbesondere China ist.

Die Situation: Abfallexporte in Entwicklungsländer boomen

Händler, die von chinesischen Unternehmen beauftragt werden, bieten den Besitzern der Kunststoffabfälle in den europäischen Staaten entsprechend lukrative Preise. Aus wirtschaftlichen Gründen exportieren die Abfallerzeuger bzw. die Entsorgungsbeauftragten ihre Kunststoffabfälle zum Beispiel nach China. Dort herrschen andere gesetzliche Bedingungen. Während die Anlagenbetreiber in Deutschland und bald auch in ganz Europa hohe Standards aus dem Umwelt- und Abfallrecht und zudem auch arbeitsrechtliche Vorgaben erfüllen müssen, gibt es in Asien vergleichbar niedrige bzw. gar keine einzuhaltende Standards. Geltende Importgesetze werden von den Abnehmern ignoriert und entsprechende Kontrollinstanzen
funktionieren nur unzureichend.

"Eine dramatische Entwicklung", wie Vizepräsident Silvio Löderbusch feststellen muss. "Auf Grund extrem niedriger Lohnkosten, geringerer behördlicher Auflagen, deutlich niedrigerer Umweltstandards, scheinen chinesische Unternehmen die Transportkosten mehr als kompensieren zu können. Demzufolge haben die Recycler der EU keinerlei Möglichkeiten dem hohen Preisgefüge Paroli bieten zu können."

Ökologisch wie arbeitsrechtlich ist die derzeitige Situation auf dem Kunststoffrecyclingmarkt daher für den EuPR nicht vertretbar. Die asiatischen Anlagen entsprechen nicht dem in Europa geforderten Standard. Die Gefährdung der Umwelt nehmen asiatische Anlagenbetreiber bewusst in Kauf. Und nicht nur das: Auch die Arbeitnehmer in den betriebenen Anlagen arbeiten unter unzureichenden arbeitsrechtlichen Bedingungen. In Europa hingegen können die Anlagenbetreiber ihre hochtechnischen Anlagen auf Grund fehlender Mengen nicht auslasten.

Die Folge: Anlagensterben in Europa

Die in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgebauten Anlagenkapazitäten im Kunststoffrecycling in Europa werden aufgrund der derzeitigen Entwicklung nicht mehr gebraucht. Die anfallende Menge an Kunststoffabfällen wird wegen zunehmender Exporte immer weniger. Die Vielzahl an Anlagenbetreibern kämpfen um eine immer geringere Menge. Diese Mengenverknappung führt zu negativen Preiseffekten, die letztendlich in einem ruinösen Wettbewerb enden. Nicht ausgelastete Anlagen und Anlagenschließungen sind die Folge. Stilllegungen sind jüngst geschehen bei einem Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, das eine der modernsten
Kunststoffaufbreitungsanlagen aufgrund fehlender Marktmengen schließen sowie bei einem Unternehmen in Sachsen-Anhalt, das aufgrund fehlender Marktmengen Arbeitsplätze abbauen musste.

Die Forderung: Mehr Verantwortung der Beteiligten

Der aus EuPR-Sicht wichtigste Punkt ist allerdings das nachhaltige Ergebnis der Abfallexporte: die Gefährdung der langfristigen Entsorgungssicherheit. Die Anzahl europäischer Recycler wird in den kommenden Jahren drastisch reduziert werden. Gleichzeitig wird Asien im Rahmen seiner eigenen Entwicklung sowie des wachsenden Konsums Probleme mit dem dann anfallenden Abfallaufkommen bekommen. Dies wiederum wird den Importbedarf einschränken und damit letztendlich die Entsorgungssicherheit in Europa gefährden. Sollten die derzeit "preiswerten" Entsorgungswege über Asien dann wieder wegfallen, landen die Kunststoffabfälle statt in der stofflichen demnächst wieder in der thermischen Verwertung. Und ob das
ökologisch wie auch ökonomisch gewünscht wird, ist fraglich. Der EuPR lehnt dies entschieden ab.
 
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