Produktion

Altpapier auf dem Rückzug

Wie steht es in Deutschland eigentlich um das Altpapier? Wird hierzulande genug gesammelt? Hat sich das umweltfreundliche Recyclingpapier in Haushalt, Büro und Schule mittlerweile etabliert? Antwort: die Deutschen sammeln zwar fleißig, kaufen aber zu wenig. Der Anteil von Altpapier in Deutschland ist in den vergangenen Jahren beständig gefallen.

26.03.2004

80 Prozent des verbrauchten Papiers werden hierzulande wieder recycelt. Anders sieht es bei den Verkaufszahlen aus: Waren in den neunziger Jahren noch rund 70 Prozent der Schulhefte aus umweltfreundlichem Material, sind es heute nur noch sieben Prozent. Das schlechte Image des „grauen Papiers“ und irreführende Umweltsiegel haben diesen Rückgang begünstigt.
Vielleicht werden vom 25. bis 26. März Lösungsvorschläge entwickelt. Dann findet in Stuttgart der 7. Internationalen Altpapiertag statt. Vertreter aus Verbänden, Politik und Wirtschaft diskutieren über Fragen der Entwicklung des Altpapiermarktes, der Etablierung neuer Technologien und über Perspektiven für die mittelständische Recyclingwirtschaft. Im Vordergrund steht eben auch die Frage, ob die Bedeutung der kommunalen Altpapierentsorgung in Deutschland abnimmt.

Gesprächsstoff, wie sich der Altpapier-Anteil wieder steigern lässt, gibt es somit genug. Nicht nur in den Schulen auch im Büro- und Administrationsbereich (16 Prozent) und bei grafischen Papieren (36 Prozent) sind die Zahlen wenig zufriedenstellend. Zudem wird es immer schwieriger, Produkte aus Altpapier kaufen zu können. Die Verbraucher-Zentrale NRW stellte in einer Stichprobe fest, dass unter 245 Schreibwarenhändlern nur jeder vierte bis fünfte Schreinwaren aus Altpapier im Sortiment hat. Meistens handelt es sich auch dann nur noch um Restbestände. Grund: zu geringe Nachfrage. Gegen diesen Trend wenden sich verschiedene Initiativen wie zum Beispiel „Pro Recyclingpapier“ oder "Initiative 2.000", die sich für eine Altpapiernutzung stark machen. So sollen gerade Schulklassen zum Kauf von Materialien aus Altpapier animiert werden.

Was aber trägt die Wirtschaft zur Etablierung des umweltfreundlichen Materials bei? Skandinaviens größter Hersteller von Recycling-Papier, die dänische Dalum Papir A/S, Odense sieht die Möglichkeiten der Wiederverwertung von Altpapier auf dem deutschen Markt noch längst nicht ausgeschöpft. Das Unternehmen versucht mit einer gezielten Marketing-Kampagne die sinkende Altpapierquote aufzuhalten. Dalum Papir produziert "Cyclus"-Recyclingpapier, welches nach Aussagen von Geschäftsführer Ole Theilvig mit einem Weißegrad von bis zu 85 Prozent kaum vom Frischfaser-Papier zu unterscheiden ist.

Aber auch deutsche Unternehmen wie Karstadt oder die Deutsche Post engagieren sich für die Verbreitung von umweltfreundlichem Papier. So führte Karstadt im vergangenen Jahr modernes Recycling-Kopierpapier ein. Vor dem Verkaufsstart testen 25.000 Kunden dessen Druck- und Kopierqualität. Über 98 Prozent waren mit dem Ergebnis zufrieden, fast ebenso viele gaben an, das Papier mit dem „Blauen Engel“-Siegel auch weiterhin kaufen zu wollen. Mittlerweile erfreut sich die Marke „Paper Made“ hoher Nachfrage. Ein weiterer Vorteil neben der Umweltfreundlichkeit: sie ist nicht teurer als andere Papiersorten.

Auch die Deutsche Post setzt ein Zeichen in Sachen nachhaltiger Papiernutzung. So verzichtet das Unternehmen künftig auf Papier aus schützenswerten Wäldern. Im vergangenen Jahr hatte Greenpeace den Verkauf von bestimmten Briefumschlägen in den Postfilialen kritisiert, weil das verwendete Papier aus finnischen Urwäldern stammte. Die Deutsche Post arbeitet derzeit daran, die Verbreitung von Produkten aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Papiererzeugnissen aus Recyclingpapier voranzutreiben.

Die Probleme mit dem Altpapier sind aber gerade aus Kundensicht offensichtlich: Vielen Konsumenten fällt es schwer, sich durch den Dschungel von Umweltsiegeln zu kämpfen. Unter der Fülle von Siegeln gibt es einige auch eher fragwürdige Umweltzeichen. Mehrere Hersteller vergeben zudem eigene Siegel, die nicht unbedingt für eine nachhaltige Produktion stehen müssen. Auch der Hinweis „chlorfrei gebleicht“ täuscht nur Umweltfreundlichkeit vor. Bereits seit den 80er Jahren ist chlorfrei gebleichtes Papier europaweit Standard und somit nicht mehr ein Aushängeschild für Nachhaltigkeit.

Wer umweltfreundliches Papier kaufen möchte, sollte auf das „Blaue Engel“-Siegel achten. Tests mit modernen Recyclingpapiere zeigen außerdem, dass es in punkto Druckqualität oder Haltbarkeit keine erkennbaren Unterschiede zu weißem Frischfaserpapier mehr gibt.
Quelle: UD
 
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