Produktion
SPIEGEL mobbt Windmüller - Was ist dran an der Kritik?
Zerstörung der Landschaft, fehlender ökonomischer Nutzen, Verschwendung von Millionen an Fördergeldern. In der letzten März-Ausgabe rechnet der Spiegel hart mit dem deutschen Windkraft-Boom ab. Nach Darstellung des Magazins lohne sich ein weiterer Ausbau weder ökologisch noch ökonomisch.
08.04.2004
Im Juni findet in Bonn die Renewables Konferenz statt. Auf der internationalen Tagung will Gerhard Schröder Deutschland als Vorreiter der Windkraft präsentieren. In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele Windkraftanlagen wie in der Bundesrepublik. Über 15.000 Mühlen rotieren zwischen Oberbayern und Nordseeküste. Die deutsche Windkraftleistung ist so stark wie die von Dänemark, Spanien und den USA zusammen. Bis 2010 soll die Zahl der Windräder verdoppelt werden.
Doch die im Spiegel angebrachten Argumente gegen den Boom des sauberen Strom wiegen schwer. Das Hamburger Polit-Magazin spricht in der Titelgeschichte von einem „Windmühlen Wahn“, der zu einer „Verspargelung der Landschaft“ führe.
Selbst grüne Umwelt- und Landschaftsschützer stellen sich mittlerweile gegen die Windkraft. Diese treibe eine Zerstörung ganzer Landschaftsstriche voran. In zahlreichen Gemeinden haben sich Bürgerinitiativen organisiert, um den Ausbau oder Neubau von Windparks zu verhindern. Von zweifelhaften Praktiken der Windparkbetreiber ist im Spiegel die Rede. Durch finanzielle Anreize und auch mit rechtlicher Drohkulissen versuchen diese ihre Rotationsblätter in der Bundesrepublik zu installieren.
Der Einstieg ins Geschäft mit dem Wind lohnt sich. Der Spiegel vergleicht die derzeitige Situation mit dem Ostimobilien-Boom der Neunziger Jahre, als hohe Fördergeldern für den „Aufbau Ost“ in dunkle Kassen flossen. Besonders die Abschreibemöglichkeiten für die „grüne Investition“ stehen im Fokus der Kritik. So können laut Spiegel-Angaben Betreiber von Windkraftanlagen mehr als 100 Prozent ihres Kapitaleinsatzes von der Steuer absetzen. Seit 1997 haben sich die Steuerausfälle so auf rund 1,1 Mrd. Euro belaufen.
Auch wirken feste Strompreise und garantierte Abnahmen äußerst lukrativ auf Investoren. Im Vergleich zum konventionellen Strom liegt der Preis für Windkraftstrom um mehr als 5 Cent mit 8,8 Cent pro Kilowattstunde deutlich teuerer. Dabei sind die Auflagen für die Windkraftanlagen dank einer Ergänzung im Baugesetzbuch von 1996 sehr gering. So liegt der Mindestabstand zwischen Windmühlen und Wohngebieten in Niedersachsen bei nur 250 Metern.
Dieser kostenintensiven staatlichen Förderung stehen zahlreiche Insolvenzen in der Branche gegenüber, auch aufgrund der vergangenen drei relativ windschwachen Jahre. Viele einst boomende Unternehmen sind zu „Kapitalvernichtern“ an der Börse geworden.
Der Spiegel beruft sich bei seiner Kritik vor allem auf eine bislang unveröffentlichte Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI), des Instituts für Energetik und Umwelt (IE) und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Deren Ergebnisse stellen die Zukunft der Windkraft sowohl ökonomisch als auch aus ökologisch in Frage.
So werden die Kosten der staatlichen Förderung deutlich weiter ansteigen. Damit die Bundesregierung das Ziel erreicht, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung auf 12, 5 Prozent zu steigern, seien bis 2019 Subventionen von mehr als 5 Mrd. Euro notwendig. Davon gingen allein 3,5 Mrd. an die Windenergie. Die Strompreise würden in den nächsten Jahren trotz dieser Milliarden-Förderung dennoch steigen.
Auch die ökologische Bilanz ist nach Erkenntnissen der Wissenschaftler ernüchternd. Selbst eine langfristige Verdopplung des Anteils Erneuerbarer Energien würde nur eine CO2-Reduzierung von 8 Millionen Tonnen ergeben. Grund: die Windkraft ersetzt selbst bislang Steinkohle-Strom aus, der mittelfristig von umweltschonenden Gaskraftwerken abgelöst werden wird. Die momentan positive Bilanz der Windkraft würde so in Zukunft gravierend schlechter aussehen. Selbst das Argument der Jobmaschine, das die Windkraftlobby anbringt zählt nach Ansicht der Forscher nicht. Die Studie schätzt, dass nach den Anfangsinvestitionen bis 2010 über 6.000 Arbeitsplätze in der Branche verloren gehen.
Die Windenergiewirtschaft hat sich nun entschieden gegen die Darstellung des Spiegels gewendet. So äußerte Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), sein Entsetzen über die „dünne Faktenlage“ des Artikels und unterstellte dem Blatt Einseitigkeit in der Berichterstattung: „Der Artikel ist eine Luftnummer, einseitig und undifferenziert. Die aufgereihten Argumente sind nicht nur längst bekannt, sondern auch schon mehrfach widerlegt worden", so Ahmels. Zudem werden Fakten die für die Windkraft sprechen unter dem Teppich gekehrt. Somit ergebe sich ein „Zerrbild“, das in keiner Weise der Realität entspreche.
So würden die Strompreise entgegen der Spiegel-Darstellung nicht weiter steigen. Die Studie komme zu einer anderen Schlussfolgerung als der Spiegel behauptet. Demnach würde eine Preiserhöhung auf dem Strommarkt durch die zukünftig niedrigere Vergütung des Einspeisung des Ökostroms kompensiert werden. Auch der Spiegel-Vorwurf, die Regierung unterstütze die Windkraft durch massive Steueranreize, ist nach Ansicht des BWE falsch.
Der Debatte um die Windkraft wird wohl so schnell nicht die Luft ausgehen. Spätestens zur Renewables Konferenz im Juni wird das Thema wieder im Vordergrund stehen.
Doch die im Spiegel angebrachten Argumente gegen den Boom des sauberen Strom wiegen schwer. Das Hamburger Polit-Magazin spricht in der Titelgeschichte von einem „Windmühlen Wahn“, der zu einer „Verspargelung der Landschaft“ führe.
Selbst grüne Umwelt- und Landschaftsschützer stellen sich mittlerweile gegen die Windkraft. Diese treibe eine Zerstörung ganzer Landschaftsstriche voran. In zahlreichen Gemeinden haben sich Bürgerinitiativen organisiert, um den Ausbau oder Neubau von Windparks zu verhindern. Von zweifelhaften Praktiken der Windparkbetreiber ist im Spiegel die Rede. Durch finanzielle Anreize und auch mit rechtlicher Drohkulissen versuchen diese ihre Rotationsblätter in der Bundesrepublik zu installieren.
Der Einstieg ins Geschäft mit dem Wind lohnt sich. Der Spiegel vergleicht die derzeitige Situation mit dem Ostimobilien-Boom der Neunziger Jahre, als hohe Fördergeldern für den „Aufbau Ost“ in dunkle Kassen flossen. Besonders die Abschreibemöglichkeiten für die „grüne Investition“ stehen im Fokus der Kritik. So können laut Spiegel-Angaben Betreiber von Windkraftanlagen mehr als 100 Prozent ihres Kapitaleinsatzes von der Steuer absetzen. Seit 1997 haben sich die Steuerausfälle so auf rund 1,1 Mrd. Euro belaufen.
Auch wirken feste Strompreise und garantierte Abnahmen äußerst lukrativ auf Investoren. Im Vergleich zum konventionellen Strom liegt der Preis für Windkraftstrom um mehr als 5 Cent mit 8,8 Cent pro Kilowattstunde deutlich teuerer. Dabei sind die Auflagen für die Windkraftanlagen dank einer Ergänzung im Baugesetzbuch von 1996 sehr gering. So liegt der Mindestabstand zwischen Windmühlen und Wohngebieten in Niedersachsen bei nur 250 Metern.
Dieser kostenintensiven staatlichen Förderung stehen zahlreiche Insolvenzen in der Branche gegenüber, auch aufgrund der vergangenen drei relativ windschwachen Jahre. Viele einst boomende Unternehmen sind zu „Kapitalvernichtern“ an der Börse geworden.
Der Spiegel beruft sich bei seiner Kritik vor allem auf eine bislang unveröffentlichte Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI), des Instituts für Energetik und Umwelt (IE) und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Deren Ergebnisse stellen die Zukunft der Windkraft sowohl ökonomisch als auch aus ökologisch in Frage.
So werden die Kosten der staatlichen Förderung deutlich weiter ansteigen. Damit die Bundesregierung das Ziel erreicht, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung auf 12, 5 Prozent zu steigern, seien bis 2019 Subventionen von mehr als 5 Mrd. Euro notwendig. Davon gingen allein 3,5 Mrd. an die Windenergie. Die Strompreise würden in den nächsten Jahren trotz dieser Milliarden-Förderung dennoch steigen.
Auch die ökologische Bilanz ist nach Erkenntnissen der Wissenschaftler ernüchternd. Selbst eine langfristige Verdopplung des Anteils Erneuerbarer Energien würde nur eine CO2-Reduzierung von 8 Millionen Tonnen ergeben. Grund: die Windkraft ersetzt selbst bislang Steinkohle-Strom aus, der mittelfristig von umweltschonenden Gaskraftwerken abgelöst werden wird. Die momentan positive Bilanz der Windkraft würde so in Zukunft gravierend schlechter aussehen. Selbst das Argument der Jobmaschine, das die Windkraftlobby anbringt zählt nach Ansicht der Forscher nicht. Die Studie schätzt, dass nach den Anfangsinvestitionen bis 2010 über 6.000 Arbeitsplätze in der Branche verloren gehen.
Die Windenergiewirtschaft hat sich nun entschieden gegen die Darstellung des Spiegels gewendet. So äußerte Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), sein Entsetzen über die „dünne Faktenlage“ des Artikels und unterstellte dem Blatt Einseitigkeit in der Berichterstattung: „Der Artikel ist eine Luftnummer, einseitig und undifferenziert. Die aufgereihten Argumente sind nicht nur längst bekannt, sondern auch schon mehrfach widerlegt worden", so Ahmels. Zudem werden Fakten die für die Windkraft sprechen unter dem Teppich gekehrt. Somit ergebe sich ein „Zerrbild“, das in keiner Weise der Realität entspreche.
So würden die Strompreise entgegen der Spiegel-Darstellung nicht weiter steigen. Die Studie komme zu einer anderen Schlussfolgerung als der Spiegel behauptet. Demnach würde eine Preiserhöhung auf dem Strommarkt durch die zukünftig niedrigere Vergütung des Einspeisung des Ökostroms kompensiert werden. Auch der Spiegel-Vorwurf, die Regierung unterstütze die Windkraft durch massive Steueranreize, ist nach Ansicht des BWE falsch.
Der Debatte um die Windkraft wird wohl so schnell nicht die Luft ausgehen. Spätestens zur Renewables Konferenz im Juni wird das Thema wieder im Vordergrund stehen.
Quelle: UD