Produktion

Intelligentes Auto-Recycling

Rund neun bis zehn Millionen Fahrzeuge werden jährlich in der EU ausgemustert. Übrig bleiben davon zwischen acht und neun Millionen Tonnen Abfall. Fast ein Fünftel eines durchschnittlichen Altautos landet heute noch im Müll. Darunter auch nahezu all seine Kunststoff-Bauteile.

02.01.2005

Mit einer Idee zur Lösung dieses Problems landete das Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft an der Universität Bremen (BIBA) nun in Brüssel einen Haupttreffer und gewann ein Forschungsprojekt. Im ersten Leben Sprudelflasche, im zweiten vielleicht Badehose oder Kehrschaufel: Kunststoffe können viele Leben haben. Doch wenn sie erst einmal zu Sitz, Türgriff oder Kühlergrill verarbeitet in ein Auto eingebaut wurden, ist Schluss. Danach geht es ab auf die Deponie oder in die Müllverbrennung. "Denn die Kunststoff-Bauteile lassen sich nur schwer sortieren und sind oft ohnehin nicht wieder zu verwerten", erklärt Diplom-Informatiker Ioannis Fikouras. Der BIBA-Wissenschaftler hat das Projekt initiiert und wird es auch leiten. "Statt diese wertvollen Werkstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen, werden sie vernichtet", sagt er. Das sei weder ökologisch noch ökonomisch haltbar, und erlaubt sei es bald auch nicht mehr.

Ab 2006 müssen mindestens 85 Prozent eines Altfahrzeuges wieder verwertet werden, ab 2015 sogar 95 Prozent. So verlangt es die EU- Altauto-Richtlinie von 2000. Heutiger Stand jedoch ist: Von 1.000 Kilogramm Altauto landen gut 700 Kilogramm im Hochofen. Unter den verbleibenden nichtmetallischen Bestandteilen eines heutigen Schrottwagens sind rund 100 Kilogramm Kunststoff. Dieser Anteil wird weiter wachsen, da im Fahrzeugbau zunehmend leichtere Werkstoffe verwendet werden. So besteht zum Beispiel der neue Audi A2 - er ist das Altauto von 2015 - bereits zu 23,3 Prozent aus Polymeren (Kunststoff).

"Unser Ziel ist es nun, diese Kunststoff-Bauteile technisch derart auszustatten, dass die Sortierung und damit auch die eine Wiederverwertung möglich wird", sagt Fikouras. Geht es nach seinen Vorstellungen, werden die Fahrzeug-Bauteile künftig intelligent und können so die Logistik im Recycling-Prozess beeinflussen. "Wichtig ist aber auch die Beschaffenheit der Bauteile selbst", sagt Dipl.-Ing. Christian Dörsch vom Bremer Institut für Konstruktionstechnik (BIK). Er wird das BIBA in dem Forschungsvorhaben unterstützen. Sinnvoll sei es, im Automobilbau möglichst gleichartige Kunststoffe zu verwenden. Vier Bremer Wissenschaftler haben nun zweieinhalb Jahre Zeit, zu diesen Themen zu forschen und ihre Ideen umzusetzen. Das Projekt läuft von Januar 2005 bis Juni 2007.

Unter den acht Projekt-Partnern sind der italienische Autohersteller Fiat und das französische Unternehmen Faurecia, Europas größter Automobilteile-Zulieferer. Das BIBA ist der einzige deutsche Partner und ist mit 700.000 Euro an dem Projekt beteiligt. Das gemeinsame Thema: Intelligentes Auto-Recycling.
Quelle: UD
 
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