Endstation Afrika: Alte Elektronikgeräte landen in Hinterhöfen und auf Müllhalden
Die Industrienationen machen es sich zu leicht: Jedes Jahr exportieren sie Millionen Tonnen gebrauchter Elektronikgeräte in die Entwicklungsländer - unter dem Vorwand, dort für digitalen Fortschritt zu sorgen. Doch drei Viertel der Computer, Fernseher und Stereoanlagen sind nur noch Schrott, berichten Medien und Greenpeace.
01.02.2006
Die Geräte landen auf kaum gesicherten öffentlichen Deponien oder auf wilden Müllkippen und vergiften die Umwelt. Die amerikanische Organisation Basel Action Network, die sich gegen den Handel mit gefährlichem Abfall einsetzt, hat die Situation in Nigerias Hauptstadt Lagos untersucht und erschreckende Zustände vorgefunden: Auf Hunderten von Halden türmen sich elektronische Geräte - oft mitten in Wohnvierteln. Um Platz zu schaffen wird der Schrott regelmäßig in Brand gesteckt, so dass Schwermetalle, Dioxine und andere organische Verbindungen ungehindert in Boden, Wasser und Luft entweichen konnten. Viele der Geräte trugen noch Hinweise auf die ehemaligen Besitzer. Demnach kommt der größte Teil der digitalen Altlast aus Europa und den USA.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace weist schon seit längerem darauf hin, dass Elektroschrott systematisch in sog. Entwicklungsländer exportiert wird. Dabei wird in vielen Fällen internationales Recht (die „Basel Konvention“, welche den grenzüberschreitenden Transport gefährlicher Abfälle regelt) gebrochen, so Greenpeace Österreich. Bei Inspektionen von 18 europäischen Häfen im Jahr 2005 wurde festgestellt, dass 47 Prozent des Mülls, der exportiert werden sollte (darunter auch Elektroschrott), illegal war. Alleine aus Großbritannien wurden 2003 23.000 metrische Tonnen Elektronikschrott illegal in den Fernen Osten, Indien, Afrika und China exportiert.
China versucht diesen Handel zu stoppen, indem es den Import von Elektroschrott im Jahr 2000 verboten hat. Greenpeace hat jedoch aufgedeckt, dass diese Gesetze nicht eingehalten werden. Im Süden Chinas kommt nach wie vor Elektroschrott aus der entwickelten Welt an. Dort gibt es Dörfer, die sich völlig dem lebensgefährlichen Recycling von Elektroschrottbestandteilen widmen.
Auch in Indien hat Greenpeace ein wachsendes Elektroschrottproblem aufgedeckt. Alleine auf Schrottplätzen in Delhi werden 10.000 – 20.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr verarbeitet, 25 Prozent davon sind Computer.
Der internationale Greenpeace-Bericht vom August 2005 gibt die Ergebnisse von Analysen von Staub, Boden und Abwasser von Schrottplätzen, die auch als Recyclinghöfe genutzt werden, in China und Indien wieder. Die Analysen zeigen klar, dass zahlreiche giftige Chemikalien, einschließlich Schwermetallen, in die Arbeitsplätze und in die angrenzende Umwelt frei gesetzt werden. Die Bleikonzentrationen in Staubproben aus einigen der chinesischen Recyclinghöfe waren im Vergleich zu normalem Hausstaub um hunderte Male erhöht. Die Kontamination war nicht auf das Recycling selbst beschränkt. Auch Staub, der in den Häusern der Arbeiter gesammelt wurde, war im Vergleich zu solchen ohne eine Verbindung der Bewohner zum Elektroschrottrecycling stärker mit Schwermetallen belastet.