Produktion
Unternehmen unterschätzen REACH
Die EU-Chemikalienverordnung ist vielen Unternehmen noch immer unbekannt. Eine PwC-Umfrage ergab: Jeder vierte Hersteller hält sich nicht für betroffen. Vor allem Handel und Konsumgüterindustrie sowie die Automobilbranche sind am wenigsten vorbereitet.
18.03.2008
Am 1. Juni 2008 startet die sechsmonatige Frist zur Vorregistrierung
von etwa 30.000 chemischen Substanzen und deren Anwendungen nach der
EU-Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation and
Authorisation of Chemicals). Vielen Unternehmen sind die Auswirkungen
der Verordnung aber noch immer nicht klar. So wissen weltweit zwei von
fünf leitenden Führungskräften nur in groben Zügen, welche
Anforderungen auf sie im Detail zukommen. Jeder vierte
Entscheidungsträger ist sogar der Überzeugung, dass die Verordnung für
sein Unternehmen gar keine Konsequenzen hat, wie aus der Umfrage
"Waking up to REACH" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. An der Umfrage beteiligten
sich weltweit 241 leitende Führungskräfte aus 29 Ländern und sechs
Branchen.
Zum ersten Mal beschränkt sich eine Chemikalienverordnung nicht auf die Industrie, die chemische Produkte herstellt und in den Verkehr bringt, sondern gilt für alle Unternehmen, die chemische Substanzen oder Zubereitungen verwenden. Im Branchenvergleich sind die Chemie- und Pharmaindustrie am besten auf die Richtlinie vorbereitet, während ebenfalls betroffene Branchen wie das Produzierende Gewerbe, die Holz-, Papier- und Verpackungsindustrie, der Handel und die Konsumgüterindustrie sowie die Automobilbranche zum Teil großen Nachholbedarf haben.
Trügerische Sicherheit
"Viele Hersteller und Importeure wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Dabei ist nur noch bis zum 1. Dezember Zeit, die bislang in Verkehr gebrachten Chemikalien im Produktportfolio systematisch zu erfassen und eine Vorregistrierung zu beantragen. Unternehmen, die diese Frist versäumen, dürfen Produkte, die nicht vorregistrierte Stoffe enthalten, ab dem Stichtag bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Zulassung nicht mehr in der EU in den Verkehr bringen", warnt Volker Fitzner, Partner und Leiter des Bereichs Chemie bei Advisory.
Die EU-Chemikalienverordnung soll sicherstellen, dass die Wirkung aller neuen und sämtlicher bereits in der EU verwendeten chemischen Stoffe und Verbindungen auf die menschliche Gesundheit und Umwelt gestestet wird. Für die Industrie bedeutet dies, dass sie bis 2018 rund 30.000 auf dem Markt existierende chemische Substanzen bei der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA) in Helsinki registrieren lassen muss.
Europäische Unternehmen sind relativ gut über REACH informiert, während die Befragten in Nordamerika über deutlich schlechtere Kenntnisse verfügen. In Europa geben 68 Prozent aller befragten Unternehmen an, dass sie sich mit der Richtlinie und deren Konsequenzen beschäftigt haben (32 Prozent davon sogar intensiv). Das trifft auch auf 65 Prozent der Unternehmen in Asien zu, aber nur auf 45 Prozent der Befragten in Nordamerika. Wenig oder überhaupt nicht mit REACH befasst haben sich demgegenüber nur 31 Prozent der europäischen sowie 36 Prozent der asiatischen Unternehmen, während der Anteil der gering oder gar nicht informierten Führungskräfte in Nordamerika mit 55 Prozent überdurchschnittlich hoch ist.
Autoindustrie ist Schlusslicht
Chemie- und Pharmaproduzenten sind nach eigener Einschätzung am besten auf die Umsetzung der Richtlinie vorbereitet. Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 100 erreicht die Chemieindustrie einen Wert von gut 69, die Pharmahersteller kommen auf knapp 62 Punkte. Demgegenüber liegen Handel und Konsumgüterindustrie bei knapp 45 Punkten, die Automobilindustrie erreicht lediglich knapp 40 Punkte. Noch geringere Werte ergeben sich bei der Zusammenarbeit mit den Zulieferern. Hier erreicht die Automobilindustrie nur knapp 29 Punkte, die befragten Chemieunternehmen erreichen immerhin 56 von 100 möglichen Punkten.
"Viele Unternehmen scheuen die mit der Umsetzung der Verordnung verbundenen Kosten und spielen auf Zeit. Langfristig ist diese Strategie äußerst riskant. Ein Zulassungsverbot für eine vorher nicht-registrierte Chemikalie bringt nämlich nicht nur die Produktions- und Lieferkette durcheinander, sondern verunsichert auch die Verbraucher. Unternehmen, die REACH nicht ernst nehmen, können früher oder später einen erheblichen Imageverlust erleiden", warnt Bernd Schneider, REACH-Experte im Bereich Chemie bei PwC.
Insgesamt hat bislang lediglich jedes zehnte befragte Unternehmen eine detaillierte Risikoanalyse im Zusammenhang mit REACH erstellt, 30 Prozent haben sich immerhin bereits mit möglichen Risiken beschäftigt. Demgegenüber wissen 57 Prozent der Befragten kaum oder überhaupt nicht, welche Konsequenzen die Umsetzung der Richtlinie für ihr Unternehmen unter Risikogesichtspunkten haben kann.
Die Unternehmen müssen bei der Umsetzung von REACH ihre gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigen: Zwei Drittel der Befragten wollen die Einhaltung der Registrierungsfristen bei den Zulieferern sicherstellen. Nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen bieten den in der Lieferkette vorgelagerten Herstellern auch Unterstützung bei der Umsetzung der Chemikalienverordnung an. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Befragten rechnet mit Änderungen im Produktportfolio, gut jedes fünfte (22 Prozent) Unternehmen erwartet, dass Erzeugnisse auf Grund von REACH vom Markt genommen werden müssen.
Zum ersten Mal beschränkt sich eine Chemikalienverordnung nicht auf die Industrie, die chemische Produkte herstellt und in den Verkehr bringt, sondern gilt für alle Unternehmen, die chemische Substanzen oder Zubereitungen verwenden. Im Branchenvergleich sind die Chemie- und Pharmaindustrie am besten auf die Richtlinie vorbereitet, während ebenfalls betroffene Branchen wie das Produzierende Gewerbe, die Holz-, Papier- und Verpackungsindustrie, der Handel und die Konsumgüterindustrie sowie die Automobilbranche zum Teil großen Nachholbedarf haben.
Trügerische Sicherheit
"Viele Hersteller und Importeure wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Dabei ist nur noch bis zum 1. Dezember Zeit, die bislang in Verkehr gebrachten Chemikalien im Produktportfolio systematisch zu erfassen und eine Vorregistrierung zu beantragen. Unternehmen, die diese Frist versäumen, dürfen Produkte, die nicht vorregistrierte Stoffe enthalten, ab dem Stichtag bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Zulassung nicht mehr in der EU in den Verkehr bringen", warnt Volker Fitzner, Partner und Leiter des Bereichs Chemie bei Advisory.
Die EU-Chemikalienverordnung soll sicherstellen, dass die Wirkung aller neuen und sämtlicher bereits in der EU verwendeten chemischen Stoffe und Verbindungen auf die menschliche Gesundheit und Umwelt gestestet wird. Für die Industrie bedeutet dies, dass sie bis 2018 rund 30.000 auf dem Markt existierende chemische Substanzen bei der Europäischen Agentur für chemische Stoffe (ECHA) in Helsinki registrieren lassen muss.
Europäische Unternehmen sind relativ gut über REACH informiert, während die Befragten in Nordamerika über deutlich schlechtere Kenntnisse verfügen. In Europa geben 68 Prozent aller befragten Unternehmen an, dass sie sich mit der Richtlinie und deren Konsequenzen beschäftigt haben (32 Prozent davon sogar intensiv). Das trifft auch auf 65 Prozent der Unternehmen in Asien zu, aber nur auf 45 Prozent der Befragten in Nordamerika. Wenig oder überhaupt nicht mit REACH befasst haben sich demgegenüber nur 31 Prozent der europäischen sowie 36 Prozent der asiatischen Unternehmen, während der Anteil der gering oder gar nicht informierten Führungskräfte in Nordamerika mit 55 Prozent überdurchschnittlich hoch ist.
Autoindustrie ist Schlusslicht
Chemie- und Pharmaproduzenten sind nach eigener Einschätzung am besten auf die Umsetzung der Richtlinie vorbereitet. Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 100 erreicht die Chemieindustrie einen Wert von gut 69, die Pharmahersteller kommen auf knapp 62 Punkte. Demgegenüber liegen Handel und Konsumgüterindustrie bei knapp 45 Punkten, die Automobilindustrie erreicht lediglich knapp 40 Punkte. Noch geringere Werte ergeben sich bei der Zusammenarbeit mit den Zulieferern. Hier erreicht die Automobilindustrie nur knapp 29 Punkte, die befragten Chemieunternehmen erreichen immerhin 56 von 100 möglichen Punkten.
"Viele Unternehmen scheuen die mit der Umsetzung der Verordnung verbundenen Kosten und spielen auf Zeit. Langfristig ist diese Strategie äußerst riskant. Ein Zulassungsverbot für eine vorher nicht-registrierte Chemikalie bringt nämlich nicht nur die Produktions- und Lieferkette durcheinander, sondern verunsichert auch die Verbraucher. Unternehmen, die REACH nicht ernst nehmen, können früher oder später einen erheblichen Imageverlust erleiden", warnt Bernd Schneider, REACH-Experte im Bereich Chemie bei PwC.
Insgesamt hat bislang lediglich jedes zehnte befragte Unternehmen eine detaillierte Risikoanalyse im Zusammenhang mit REACH erstellt, 30 Prozent haben sich immerhin bereits mit möglichen Risiken beschäftigt. Demgegenüber wissen 57 Prozent der Befragten kaum oder überhaupt nicht, welche Konsequenzen die Umsetzung der Richtlinie für ihr Unternehmen unter Risikogesichtspunkten haben kann.
Die Unternehmen müssen bei der Umsetzung von REACH ihre gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigen: Zwei Drittel der Befragten wollen die Einhaltung der Registrierungsfristen bei den Zulieferern sicherstellen. Nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen bieten den in der Lieferkette vorgelagerten Herstellern auch Unterstützung bei der Umsetzung der Chemikalienverordnung an. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Befragten rechnet mit Änderungen im Produktportfolio, gut jedes fünfte (22 Prozent) Unternehmen erwartet, dass Erzeugnisse auf Grund von REACH vom Markt genommen werden müssen.
Quelle: UD