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Road to Copenhagen (2): Klimasünder Schifffahrt unterschätzt
Lange Zeit galt die Schifffahrt als besonders umweltfreundlich. Neue Studien beweisen das Gegenteil. Tatsächlich sind Schiffe mit die größten Umweltsünder. Die Treibhausgas-Emissionen der Schifffahrt sind dreimal höher als bisher angenommen und vergleichbar zum Flugverkehr. Das geht aus einem neuen UN-Bericht hervor.
17.04.2009
Neue Studien des Instituts für Physik der Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Universität Delaware in den Vereinigten Staaten von Amerika zeigen übereinstimmende Abschätzungen für CO2 Emissionen aus der internationalen Schifffahrt. Im Jahr 2000 stammten nach diesen Berechnungen 800 Mio t CO2 oder rund 2,7% aller anthropogenen CO2-Emissionen von Schiffsmotoren. Aufgrund der vorhandenen Unsicherheiten in allen Emissionskatastern sollten diese Werte als eine beste Schätzung für CO2 mit einem Unsicherheitsbereich zwischen 600 und 900 Tg angesehen werden. Die CO2 Emissionen der internationalen Schifffahrt liegen damit nach diesen Studien in derselben Größenordnung wie publizierte Werte zum Luftverkehr.
Greenpeace kritisiert daher: „Das entspricht einem Anteil von 4,5 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen. Allein das weltgrößte Containerschiff, die Emma Maersk, pustet auf den Fahrten zwischen China und Europa 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft - etwa so viel wie ein mittelgroßes Kohle-Kraftwerk. Der UN-Bericht geht davon aus, dass die Emissionen von Schiffen zu einer der größten CO2-Quellen hinter Autoverkehr, Haushalt, Landwirtschaft und Industrie werden wird. Zum Vergleich: Die Flugzeugindustrie ist verantwortlich für circa 650 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr, kaum mehr als die Hälfte der Schiffsemissionen.
Bis jetzt war der Weltklimarat (IPCC) von einem maximalen Ausstoß von lediglich 400 Millionen Tonnen durch die Schifffahrt ausgegangen. Laut Guardian haben Wissenschaftler für den UN-Bericht nun auf Grundlage genauerer Daten der Öl- und Schiffsindustrie neue Berechnungen angestellt. Das Ergebnis: Nicht nur die Schiffsemissionen sind wesentlich größer als bisher angenommen. Die Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um weitere 30 Prozent steigen werden.
Die Europäische Union hatte bislang angenommen, dass die Schifffahrt für weniger als 2 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist. Schiffsemissionen sind daher auch nicht Bestandteil der europäischen Reduktionsziele zum Klimaschutz.
Auf politischer Ebene hat man sich bislang viel zu wenig um den Schiffsverkehr gekümmert. Auch die Schifffahrt muss ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Hier gibt es durchaus Möglichkeiten, erläutert Christian Bussau. So haben erste Versuche gezeigt, dass man mit Zugdrachen, also großen Segeln, die über den Schiffen schweben, den Treibstoffverbrauch deutlich reduzieren kann.“
Bei den Klimaverhandlungen in Kopenhagen soll daher nun die Einbeziehung der Schifffahrt auf der Agenda stehen. Ob es hier aber wirklich zu Lösungen kommen wird, darf bezweifelt werden, da das Thema zusätzlich völkerrechtlich kompliziert ist: Ein Großteil der Flotte fährt nämlich unter Dritte-Welt-Flaggen, um Steuern zu sparen. Bei CO2-Emissionen sind diese häufig ausgenommen.
Eine neue HypoVereinsbank-Studie „Volle Kraft auf Grün: Schifffahrt mit Kurs auf Ökologie“ zeigt aber auch Chancen auf: Nach Ablieferung aller zurzeit bestellten Schiffe bis 2012/2013 wird die weltweite Handelsflotte bei dem heutigen Stand der Technik über 1.600 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Heute liegt dieser Wert bei etwa 1.200 Millionen Tonnen CO2. Neue Kraftstoffe und Antriebstechnologien werden also bei den Ablieferungen durch den frühzeitigen Bestellzeitpunkt noch keine entscheidende Rolle spielen. Möglich sind jedoch schon heute technische Modifikationen am Schiff, eine Optimierung der Dieselmotoren sowie die Nachrüstung mit Zusatzsystemen wie beispielsweise dem SkySails-Antriebssystem.
Problem Schweröl als Treibstoff
Eines der Hauptprobleme liegt in der Antriebstechnologie: 90 Prozent aller großen Schiffe fahren heute mit Schweröl, informiert Greenpeace. „Schweröl fällt bei den Raffinerien als Rückstand bei der Erdölverarbeitung an und ist voller Verunreinigungen, Sand und Asche, sagt Christian Bussau, Schifffahrts-Experte von Greenpeace. Beim Verbrennen werden neben Kohlendioxid auch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub ausgestoßen. Schiffe sind im Prinzip schwimmende Müllverbrennungsanlagen.“
Folglich spielt das Thema Feinstaubbelastung eine zentrale Rolle: Aerosole der internationalen Schifffahrt erzeugen einen stark negativen Strahlungsantrieb berichtet der Fachinformationsdienst Oekonews in Österreich. Demnach soll dieser so genannte indirekte Aerosoleffekt von Schiffsemissionen auf das Klima ist wesentlich höher als früher abgeschätzt sein und bis zu 39 Prozent zum gesamten vom Menschen erzeugten indirekten Aerosoleffekt bei.
Innovationen für die Seefahrt
Bei aller Kritik: Lösungen sind durchaus möglich. Sie gehen vor allem einher mit einer Weiterentwicklung der Schiffe. Einen Weg zeigen Bioniker auf, die versprechen, die Schiffsbeschichtung zu revolutionieren: Seitdem es die Seefahrt gibt, gilt dem Schutz der Schiffsrümpfe besondere Aufmerksamkeit. Um Seepocken, Miesmuschel andere Beläge zu vermeiden, werden traditionell giftige Beschichtungen eingesetzt. Bremer Bioniker entwickelten nun eine natürliche, umweltfreundliche Alternative.
Ein anderer innovativer Weg wird von der Linde Group beschritten: Sie forscht an Wasserstofftankstelle für Passagierschiffe. Der Technologiekonzern The Linde Group hat in Hamburg in Anwesenheit von Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, im Rahmen der Zemships-Initiative die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe offiziell eröffnet. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe.
Greenpeace kritisiert daher: „Das entspricht einem Anteil von 4,5 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen. Allein das weltgrößte Containerschiff, die Emma Maersk, pustet auf den Fahrten zwischen China und Europa 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft - etwa so viel wie ein mittelgroßes Kohle-Kraftwerk. Der UN-Bericht geht davon aus, dass die Emissionen von Schiffen zu einer der größten CO2-Quellen hinter Autoverkehr, Haushalt, Landwirtschaft und Industrie werden wird. Zum Vergleich: Die Flugzeugindustrie ist verantwortlich für circa 650 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr, kaum mehr als die Hälfte der Schiffsemissionen.
Bis jetzt war der Weltklimarat (IPCC) von einem maximalen Ausstoß von lediglich 400 Millionen Tonnen durch die Schifffahrt ausgegangen. Laut Guardian haben Wissenschaftler für den UN-Bericht nun auf Grundlage genauerer Daten der Öl- und Schiffsindustrie neue Berechnungen angestellt. Das Ergebnis: Nicht nur die Schiffsemissionen sind wesentlich größer als bisher angenommen. Die Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um weitere 30 Prozent steigen werden.
Die Europäische Union hatte bislang angenommen, dass die Schifffahrt für weniger als 2 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist. Schiffsemissionen sind daher auch nicht Bestandteil der europäischen Reduktionsziele zum Klimaschutz.
Auf politischer Ebene hat man sich bislang viel zu wenig um den Schiffsverkehr gekümmert. Auch die Schifffahrt muss ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Hier gibt es durchaus Möglichkeiten, erläutert Christian Bussau. So haben erste Versuche gezeigt, dass man mit Zugdrachen, also großen Segeln, die über den Schiffen schweben, den Treibstoffverbrauch deutlich reduzieren kann.“
Bei den Klimaverhandlungen in Kopenhagen soll daher nun die Einbeziehung der Schifffahrt auf der Agenda stehen. Ob es hier aber wirklich zu Lösungen kommen wird, darf bezweifelt werden, da das Thema zusätzlich völkerrechtlich kompliziert ist: Ein Großteil der Flotte fährt nämlich unter Dritte-Welt-Flaggen, um Steuern zu sparen. Bei CO2-Emissionen sind diese häufig ausgenommen.
Eine neue HypoVereinsbank-Studie „Volle Kraft auf Grün: Schifffahrt mit Kurs auf Ökologie“ zeigt aber auch Chancen auf: Nach Ablieferung aller zurzeit bestellten Schiffe bis 2012/2013 wird die weltweite Handelsflotte bei dem heutigen Stand der Technik über 1.600 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Heute liegt dieser Wert bei etwa 1.200 Millionen Tonnen CO2. Neue Kraftstoffe und Antriebstechnologien werden also bei den Ablieferungen durch den frühzeitigen Bestellzeitpunkt noch keine entscheidende Rolle spielen. Möglich sind jedoch schon heute technische Modifikationen am Schiff, eine Optimierung der Dieselmotoren sowie die Nachrüstung mit Zusatzsystemen wie beispielsweise dem SkySails-Antriebssystem.
Problem Schweröl als Treibstoff
Eines der Hauptprobleme liegt in der Antriebstechnologie: 90 Prozent aller großen Schiffe fahren heute mit Schweröl, informiert Greenpeace. „Schweröl fällt bei den Raffinerien als Rückstand bei der Erdölverarbeitung an und ist voller Verunreinigungen, Sand und Asche, sagt Christian Bussau, Schifffahrts-Experte von Greenpeace. Beim Verbrennen werden neben Kohlendioxid auch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub ausgestoßen. Schiffe sind im Prinzip schwimmende Müllverbrennungsanlagen.“
Folglich spielt das Thema Feinstaubbelastung eine zentrale Rolle: Aerosole der internationalen Schifffahrt erzeugen einen stark negativen Strahlungsantrieb berichtet der Fachinformationsdienst Oekonews in Österreich. Demnach soll dieser so genannte indirekte Aerosoleffekt von Schiffsemissionen auf das Klima ist wesentlich höher als früher abgeschätzt sein und bis zu 39 Prozent zum gesamten vom Menschen erzeugten indirekten Aerosoleffekt bei.
Innovationen für die Seefahrt
Bei aller Kritik: Lösungen sind durchaus möglich. Sie gehen vor allem einher mit einer Weiterentwicklung der Schiffe. Einen Weg zeigen Bioniker auf, die versprechen, die Schiffsbeschichtung zu revolutionieren: Seitdem es die Seefahrt gibt, gilt dem Schutz der Schiffsrümpfe besondere Aufmerksamkeit. Um Seepocken, Miesmuschel andere Beläge zu vermeiden, werden traditionell giftige Beschichtungen eingesetzt. Bremer Bioniker entwickelten nun eine natürliche, umweltfreundliche Alternative.
Ein anderer innovativer Weg wird von der Linde Group beschritten: Sie forscht an Wasserstofftankstelle für Passagierschiffe. Der Technologiekonzern The Linde Group hat in Hamburg in Anwesenheit von Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, im Rahmen der Zemships-Initiative die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe offiziell eröffnet. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe.
Quelle: UD