Schiffsfinanzierung in Südamerika
Die KfW IPEX-Bank zählt weltweit zu den bedeutendsten Schiffsfinanzierern. Davon profitieren europäische Reeder ebenso wie Menschen und Umwelt in der brasilianischen Amazonasregion.
09.09.2009
Er ist die Lebensader für mehr als zwölf Millionen Menschen, der wichtigste Weg durch den tropischen Regenwald Brasiliens: der Amazonas. Auf ihm wird alles transportiert, was die Menschen in der Region benötigen - von Baumaterialien über Lebensmittel bis zu Medikamenten. Und auch Flüssiggas, zumeist bezeichnet als Liquified Petroleum Gas (LPG). Die Londoner Reederei MC Shipping Inc. betreibt die drei Tankschiffe Windermere, Grasmere und Ullswater. Sie pendeln ständig von Coari im Landesinneren über Manaus mit seinem großen Umschlaghafen bis zur Millionenstadt Fortaleza an der Atlantikküste - eine Gesamtstrecke von 2.800 Kilometern.
Von ihrer Ladung, verflüssigtes Erdgas, profitieren die Menschen in der Region. Mit dem sehr sauberen Flüssiggas ersetzen sie andere Brennstoffe, etwa wertvolles Tropenholz. Auf jeder Tour kann jedes der Schiffe rund 7.000 Kubikmeter Flüssiggas transportieren. In Manaus und Fortaleza wird es aus den großen Schiffstanks in Flaschen umgefüllt, die dann mit Lkws ins Landesinnere gebracht werden. Dort werden die Gasflaschen an Privathaushalte und Kleinunternehmer, etwa Betreiber von Restaurants, verkauft. „Das Gas nutzt die einheimische Bevölkerung zum Kochen und Heizen. Es ist nicht für den Export bestimmt“, sagt Philip Day, Technischer Direktor bei MC Shipping.
Bei der Finanzierung der drei Flüssiggastanker hat die KfW IPEX-Bank die britische Reederei unterstützt. Sie zählt zu den wichtigsten Schiffsfinanzierern weltweit - und hat auch MC Shipping die entsprechenden Kredite zur Verfügung gestellt. Dabei trat die KfW IPEX-Bank als Alleinfinanzierer auf, andere Banken sind nicht beteiligt. „Wir freuen uns, dass die Schiffe im Amazonasgebiet eingesetzt werden“, sagt Dr. Carsten Wiebers, Leiter Schiffsfinanzierung bei der KfW IPEX-Bank. „Dort helfen sie der einheimischen Bevölkerung ebenso wie der Umwelt.“ Denn zum einen verbessert das Flüssiggas die Lebensbedingungen der Einwohner der amazonischen Bundesstaaten, die damit schlechtere Alternativen wie Brennholz oder Dieselöl ersetzen können. Zum anderen wird das empfindliche Ökosystem Regenwald geschont, wenn das Gas auf dem Amazonas transportiert wird. „Der Fluss ist besser als jede Autobahn“, sagt Philip Day. „Jede neu gebaute Straße oder Pipeline würde nur die Umwelt zerstören.“
MC Shipping hat die Schiffe an das brasilianische Mineralölunternehmen Petrobras verchartert. Das Unternehmen betreibt die Ölfelder von Ucuru, rund 285 Kilometer entfernt von Coari mitten im ansonsten unerschlossenen Regenwald. Dort fördern rund 2.000 Mitarbeiter des Konzerns Erdöl und Erdgas, raffinieren das Öl zu Benzin und Diesel und verflüssigen das Gas zu LPG. Anschließend werden die Produkte über Pipelines nach Coari gepumpt. Dort werden sie auf Tankschiffe umgeladen, um den Norden Brasiliens mit Energie zu versorgen. Dabei spielen die drei Schiffe von MC Shipping eine wichtige Rolle.
Einheimische Bevölkerung profitiert
Die Unternehmensführung von Petrobras legt großen Wert darauf, dass in erster Linie die Einwohner Brasiliens vom Unternehmen profitieren. Die Produkte werden kaum exportiert, sondern vor allem zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung genutzt. „Wir sind eine besondere Spezies. Wir produzieren viel Öl und raffinieren das auch selbst - aber den Großteil fördern und verkaufen wir in Brasilien“, beschreibt Petrobras-Präsident José Sergio Gabrielli die Philosophie seines Unternehmens. „Normalerweise sind große nationale Ölkonzerne vor allem Exporteure, ohne eigene Binnenmärkte. Und die großen Ölmultis sind alles Händler, die kaufen und verkaufen. Wir befinden uns genau in der Mitte.“
Die Reederei MC Shipping verhält sich bei ihrem Engagement in Brasilien ähnlich - sehr zur Freude der finanzierenden KfW IPEX-Bank: „Die LPG-Tanker, die MC Shipping auf dem Amazonas betreibt, sind durchaus hochseetauglich“, sagt Schifffahrtsexperte Carsten Wiebers. „Umso überraschender war es für uns, dass die Schiffe auf dem Amazonas eingesetzt werden. Wir freuen uns über die positiven Impulse, die sie der Bevölkerung geben.“ Und die gehen weit über die Grundversorgung mit Brennstoff hinaus. Denn natürlich werden auch die gesamte Ausrüstung der Schiffe und die Verpflegung im Land gekauft. Und rund ein Drittel der Besatzung wird in Brasilien rekrutiert.