Deutschlands neue Unternehmerinnen
Die HypoVereinsbank hat eine Studie zur Ausbildung und Motivation von Gründerinnen in Deutschland vorgestellt. Gemeinsam mit der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München und der Bundesweiten Gründerinnenagentur zeigt diese Studie auf, welche Schwerpunkte Frauen bei einer Existenszgründung legen. An der Studie beteiligten sich fast 500 Gründerinnen aus allen Bundesländern, so dass ein valider Überblick über die aktuelle Entwicklung gegeben wird.
30.04.2013
Bernhard Landgraf, verantwortlicher Bereichsleiter für Gründungs- und Nachfolgefinanzierung der HypoVereinsbank: "Existenzgründungen sind wichtig für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Angssichts immer mehr gut ausgebildeter Frauen ist es von großer Bedeutung, dass die Rahmenbedingungen für Gründerinnen passen. Dieser Frage stellt sich die vorliegende Studie. Daneben geht es um das gerade für Frauen immens wichtige Thema der Work-Life-Balance und um die noch immer bestehenden Vorteile von Männern beim Aufbau eines eigenen Unternehmens. Die Studie zeigt, dass vieles schon besser ist, aber noch nicht alles gut."´
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:
Motivation ist alles. Selbstbestimmung und flexibles Arbeiten auch.
Der überwiegende Anteil der befragten Frauen gründet aus eigenem Antrieb. Sie suchen eine persönlich erfüllende Tätigkeit. Für viele spielt die zeitliche Flexibilität, die es erlaubt, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen, die wichtigste Rolle.
Typisch weibliche Stärken stehen im Vordergrund.
Die Selbsteinschätzung der Gründerinnen offenbart eher weiblichen Stärken. So wird der Aussage „Ich kann gut mit Menschen umgehen und zuhören
“ mit 18,1% am häufigsten zugestimmt. 17,9% behaupten von sich, gut organisieren zu können, und 12,9% sehen die eigene Kreativität als ihre größte Stärke. Erst dann folgen eher „männliche“ Stärken: 10,7% der Befragten sagen, sie können sehr gut strategisch und vorausschauend planen.
Gründerinnen warten bis zum richtigen Zeitpunkt.
Deutschlands Gründerinnen gehen die Unternehmensgründung gut geplant an. Ganze drei Viertel geben an, sich „schon länger“ mit der Gründung beschäftigt zu haben: Oft geht der Entscheidung ein Entwicklungsprozess von mehreren Jahren voraus, in dem sich über 25% der Frauen mehr oder weniger intensiv beraten lassen.
Gründerinnen krempeln ihr Leben nicht um. Privatleben und Work-Life-Balance bleiben auch während der Gründung an erster Stelle.
Die meisten Gründerinnen stellen ihr Privatleben und die Familie an die erste Stelle - die Work-Life-Balance muss stimmen. So stimmen 42,6% der Aussage „Ich arbeite, um zu leben“ zu. Neben dem Beruf geben die meisten Gründerinnen (38,2%) Familie und Freunden insgesamt den höchsten Stellenwert. 31,6% der Gründerinnen machen in der Gründungsphase zwar private Abstriche, erwarten aber, dass sich die Work-Life-Balance schnell wieder einpendelt. Frauen machen sich also selbstständig, um ihren Alltag selber zu gestalten und unabhängiger von starren Tagesabläufen in großen Organisationen zu sein.
Verwirrt im Gründungsdschungel: Gründerinnen vermissen Förderung und Verständnis.
Auch speziell für die Bedürfnisse von Gründerinnen wird nicht genug getan, denkt über die Hälfte der Gründerinnen: Sie konstatieren, dass Förderprogramme und Beratungsangebote die spezifische Gründungssituation von Frauen nicht verstehen oder die Anforderungen von Frauen nicht berücksichtigen. Viele Frauen finden, dass der „Beratungsdschungel“ den Überblick über die vorhandenen Angebote erschwert und geschlechtsspezifische Beratung kaum auffindbar ist.
Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld ist meist vorhanden.
Aus dem persönlichen Umfeld allerdings erhalten die meisten Gründerinnen (57,5%) Zuspruch und Unterstützung. Rund jede vierte Befragte gibt jedoch an, dass sie mit Ablehnung im privaten Umfeld zu kämpfen hatte.
Was Gründerinnen bremst: Bilanzen, Buchhaltung, Business-Plan.
Das größte Hindernis für Gründerinnen ist die Einarbeitung in wirtschaftliche und steuerliche Fragen (21,5%). Hier bemängeln viele speziell die Beratungsangebote nach der Gründung: Vor allem bei den Themen Steuerrecht und Buchhaltung haben die Frauen das Gefühl, nur unzureichende Beratung zu erhalten.
Mentoring-Programme: beliebt, aber unbekannt
Mentoring als Gründungsunterstützung ist keine Selbstverständlichkeit. Noch fast jede fünfte Gründerin weiß nicht, wie sie an einen Mentoringplatz kommen könnte. Nur knapp 40% der befragten Gründerinnen nutzen Mentoring. Der Kontakt mit dem Mentor erfolgt bei den meisten Gründerinnen persönlich (76%). Am meisten profitieren die Befragten von der Erfahrung ihres Mentors. Fast die Hälfte der Gründerinnen wünscht sich explizit einen weiblichen Mentor (47,8%).
Social Media als Geschäftsmodell wird wichtiger. Für die meisten sind sie aber nur ein Kanal unter vielen.
Gründerinnen schöpfen das Potenzial sozialer Medien in ihren jungen Unternehmen noch nicht aus. Für viele Gründerinnen (45%) sind Facebook und Co. ein Kanal unter vielen. Aber immerhin für fast jede Zehnte sind Social Media allerdings schon unabdingbar für das Geschäftsmodell. Speziell in der Gründungsphase hat die Hälfte der Befragten (49,4%) soziale Medien überhaupt nicht in die Planung einbezogen. Die andere Hälfte hat Foren und Blogs zumindest passiv zur Informationsgewinnung genutzt bzw. sich sogar aktiv mit anderen Gründerinnen ausgetauscht und Netzwerke aufgebaut.