Kulson: nachhaltige Sneaker für saubere Meere
Weiße Sneaker sind längst kein Trend mehr, sie sind jetzt ein Klassiker. Kulson, ein junges Label aus Berlin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den perfekten Sneaker zu entwickeln. Das Fußbett ist aus recyceltem Material, sie werden fair in Europa hergestellt und das Unternehmen setzt sich für die Säuberung der Weltmeere ein. TEAM CODE ZERO hat mit Benjamin Hoffmann, dem Gründer und Geschäftsführer von Kulson, gesprochen.
24.10.2019
TEAM CODE ZERO: Weiße Sneaker gibt es ohne Ende, warum habt ihr noch einen auf den Markt gebracht?
Benjamin Hoffmann: Ja, in der Tat gibt es da sehr viele, aber aus unserer Sicht eben noch nichts, was exakt unseren Vorstellungen vom perfekten Schuh entspricht. Qualität und Quantität sind ja zwei sehr unterschiedliche Dinge. Die Idee für unseren Schuh kam mir nach einer frustrierenden Einkaufstour durch Berlin mit immer den gleichen, teils wirklich hässlichen Sneakern, die ich schon auf dem Weg dorthin auf der Straße zig mal gesehen hatte. Nachdem ich in fünf Läden nichts Passendes gefunden habe, dachte ich mir: Warum mach ich das nicht einfach selbst?
Was genau hat Dir bei den vorhandenen Modellen nicht gefallen?
Hoffmann: Zunächst urteilt natürlich das Auge. Allein vom Design her fällt schon mal vieles raus: zu klobig, zu viel Schnickschnack, zu sehr einem kurzfristigen Trend folgend. Die sogenannten Ugly Sneaker zum Beispiel, die momentan häufig zu sehen sind, werde ich wahrscheinlich nie so richtig verstehen. Weiter geht es dann beim Material. Ich will Schuhe aus hochwertigem Leder, die lange halten. Und nicht zuletzt störte mich der Herstellungsprozess. Viele hochpreisige Marken lassen billig in Asien produzieren, die günstigen eh. Die Arbeitsbedingungen und der dortige Umgang mit der Umwelt sind zu oft miserabel. Das wollen wir besser machen.
Und Ihr habt das alles perfektioniert? Design, Material, Herstellung.
Hoffmann: Genau. Das Design ist stark skandinavisch geprägt. Die schlichten, klaren Linien, das betont Minimalistische habe ich während meines Studiums in Kopenhagen lieben gelernt. Beim Material sind wir in Portugal und Italien fündig geworden. In Portugal sind mein Geschäftspartner Jakob Burger und ich früher oft zum Surfen gewesen und waren begeistert von Land und Leuten. Die Schuhe werden dort in der Nähe von Porto unter fairen Bedingungen in kleinen Stückzahlen mit höchsten Qualitätsansprüchen und feinstem italienischen Leder sorgfältig vernäht. Mit der Achse Skandinavien – Deutschland – Italien – Portugal haben wir ein durch und durch europäisches Produkt geschaffen, auf das wir stolz sind.
Wie viel Arbeit steckt in so einem Schuh? Von der ersten Skizze bis zum fertigen Modell?
Hoffmann: Wir haben für die Entwicklung, mit allem was dazugehört, fast zwei Jahre gebraucht. Immerhin war unser Anspruch kein Geringerer, als den perfekten Sneaker zu entwickeln. Die kleinste Verschiebung einer Naht oder einer Linie macht optisch, aber auch mit Blick auf den Tragekomfort, einen riesigen Unterschied. Nach 21 Prototypen waren wir dann designtechnisch endlich dort, wo wir heute sind.
Wolltest Du schon immer Deinen eigenen Schuh auf den Markt bringen?
Hoffmann: Ich wollte immer schon ein eigenes Produkt mit meiner Handschrift kreieren, hinter dem ich voll und ganz stehe. Dass dies nun ein Sneaker-Label geworden ist, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Aber letztlich lag es nie so fern, denn ich liebe gute Schuhe und die Natur noch ein ganzes Stück mehr. Nachhaltigkeit mit einem coolen Produkt zu paaren, finde ich durchaus traumhaft.
Deine Liebe zum Ozean hat Euch nicht nur für den Produktionsstandort Portugal inspiriert, sondern hatte auch Einfluss auf Euer Geschäftsmodell. Was haben Eure Sneaker mit dem Erhalt der Ozeane zu tun?
Hoffmann: Wir spenden jedes Jahr vier Prozent unseres Umsatzes an Organisationen, die dabei helfen, die Ozeane sauber zu halten bzw. diese wieder aufzubauen. Im letzten Jahr haben wir an ‘The Great Bubble Barrier’, ‘One Percent for The Planet’ und ‘Healthy Seas’ gespendet. Diese drei Unternehmen ziehen tonnenweise Plastikmüll und alte Fischernetze aus dem Meer. Es wäre schlimm, wenn unsere Enkel Schildkröten und Wale nur noch aus alten Büchern kennen würden. Spenden sind übrigens nicht der einzige grüne Aspekt unseres Unternehmens. Das superbequeme Fußbett unserer Sneaker besteht aus einem Memory Foam, der aus recycelten Textilabfällen hergestellt wird, das sich immer wieder dem Fuß anpasst. Dadurch, dass wir auf gute Verarbeitung und Qualität enorm Wert legen, halten die Schuhe ewig und sind somit ressourcenschonend.
Wie achtest du privat auf die Umwelt?
Hoffmann: Ich versuche im Alltag einfach zukunftsorientiert zu denken, auch wenn es vermeintliche Kleinigkeiten sind. Ich trenne meinen Müll, minimiere meinen Einwegplastikverbrauch, schmeiße nichts auf den Boden, esse wenig, aber dafür gutes Fleisch und bevorzugt regionale Produkte. Am Strand schaffe ich es mittlerweile nicht mehr, an Plastikmüll vorbeizugehen, ohne diesen aufzuheben. Umweltbewusstsein fängt bei kleinen Dingen an.
Ihr bietet nur ein einziges Sneaker-Modell an, das auch noch unisex ist, warum?
Hoffmann: Weniger ist manchmal mehr. Kulsons sollen nicht irgendwelche Schuhe sein, Kulson soll der Lieblingsschuh sein. Ein klein wenig haben wir unsere Palette aber mittlerweile erweitert, zumindest was die Farben angeht. Wir haben jetzt auch einen komplett oliv-grauen Schuh im Sortiment mit einer wirklich besonderen und gelungenen Farbe und ein weißes Modell mit rosa Sohle. Der läuft etwas besser bei Frauen, aber ich versuche, den Männern da Mut zu machen. Wenn man also keine Probleme mit seiner Männlichkeit hat, ist die rosa Sohle der Hammer und aktuell sogar mein Favorit.
Ihr verkauft vor allem online, hattet aber auch schon zwei Popup-Stores in Berlin. Was war Dein Eindruck von den Kunden?
Hoffmann: Ich war überrascht, wie krass unterschiedlich die sind. Da kamen Hipster, die den neuesten Scheiß haben wollten, Zahnärzte, die ihr komplettes Praxisteam mit den Schuhen ausgestattet haben und neulich war auch ein älteres Ehepaar da. Die hatten beide seit zig Jahren keine Sneaker mehr getragen, aber sie sagten, dass unsere Schuhe sie an Klassiker aus ihrer Jugend erinnern. Zeitloses Design eben.
Welche drei Personen würdest Du am liebsten in Euren Sneakern sehen?
Hoffmann: Der erste wäre Boyan Slat, der niederländische Unternehmer hinter der Initiative ‘The Ocean Cleanup’, der ein System zum Auffangen des in den Meeresströmungen treibenden Plastikmülls entwickelt hat. Die zweite Person wäre Michelle Obama. Als starker Frau mit gutem Style, gesundem moralischen Kompass und Blick für Nachhaltigkeit würden ihr Kulson-Sneaker gut stehen. Und dann würde ich gerne noch den Streetart-Künstler Banksy in unseren Schuhen sehen. Einfach um ihn überhaupt mal zu sehen zu bekommen! Mir gefällt, wie er mit minimalistischem Stil große Botschaften zum Ausdruck bringt und trotz weltweiten Erfolgs stets hinter den Kulissen bleibt.
Ein Blick in die Zukunft. Habt Ihr keine Angst, dass der weiße Sneaker mal aus der Mode kommt?
Hoffmann: Weiße Sneaker werden genau wie schwarze Anzüge immer im Trend liegen. Und nachhaltige Geschäftsmodelle, die sich für eine saubere Umwelt und faire Produktionsbedingungen einsetzen, werden immer wichtiger. Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und dabei unseren Idealen treu zu bleiben.