Wie Integration nachhaltig gelingt
Die Ankunft in Deutschland bedeutet für viele Geflüchtete nicht das Ende der Herausforderungen der Flucht, sondern den Anfang vieler neuer Unwägbarkeiten: Wie lerne ich Deutsch? Wie finde ich eine Arbeit? Wo finde ich Unterstützung, um in Deutschland „richtig“ anzukommen? Social-Bee bietet Antworten auf diese Fragen und ermöglicht Integration, die viel mehr als ein Bleiberecht bedeutet.
13.12.2019
„Wir setzen uns ein für eine weltoffene Gesellschaft, in der jede und jeder eine Chance bekommt. Integration ist ein komplexer Prozess, der viele unterschiedliche Akteure miteinschließt“, so Zarah Bruhn, Gründerin und Geschäftsführerin des münchener Social Start-ups Social-Bee. Wie komplex dieser Prozess ist und wie schwierig es sein kann, die Erfolge eines Integrationsdienstleisters zu messen, zeigt der Wirkungsbericht von Social-Bee für das Geschäftsjahr 2017/2018. Dieser entspricht dem Social Reporting Standard (SRS) und erscheint nun erstmalig – passend zum Internationalen Tag der Menschenrechte. Seit 1948 wird am 10. Dezember an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte erinnert, somit an die unveräußerliche Würde jedes Einzelnen und den Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung.
Ist erfolgreiche Integration überhaupt messbar?
Der Wirkungsbericht zeigt einerseits in Zahlen und Fakten die Erfolge auf: So wurden 132 Geflüchtete in Arbeit gebracht – das entspricht nach Wirkungslogik des SRS einer gesellschaftlichen Ersparnis von 2.216.500 Euro. Zusätzlich konnte die Anzahl der Kundenunternehmen auf 63 erhöht werden. Andererseits verweist der Bericht auf die indirekte gesellschaftliche Wirkung, die die Arbeit des Social Start-ups hat: Der Wissenstransfer über Mitarbeiter an andere Geflüchtete, Freunde, Kollegen und Verwandte, führt zum Abbau von Vorurteilen durch positive Erfahrungen und schafft wichtige Berührungspunkte, die für eine gelungene Integration unerlässlich sind.
Indirekte Erfolge wurden hier also bereits zum Teil messbar gemacht. Und trotzdem bedeutet Integration noch so viel mehr: die Freude über die erste Unterhaltung in einer neuen Sprache, der Stolz auf das erste Gehalt, die zurückerlangte Würde beim Einzug in eine eigene Wohnung – Emotionen und Werte, die sich nur schwer schwarz auf weiß abbilden lassen. Aus diesem Grund geht der Wirkungsbericht von Social-Bee einen Schritt weiter: Es gibt eine Printversion, die nicht nur aus Papier besteht, sondern aus Materialien, die symbolisch für Flucht stehen. Und es gibt einen begleitenden Film, der aufzeigt, woher diese anderen Materialien kommen.
Das beginnt beim Umschlag aus Schlauchbootresten, einer Seite aus einem Stück Wärmedecke und dem Ausschnitt einer Schwimmweste. Anfassbare Belege von Meilensteinen des Integrationsprozesses in Deutschland sind: Lehrmaterial aus einem Sprachkurs ebenso wie Bewerbungsschreiben oder eine Seite zur ersten eigenen Wohnung aus Tapete.
Emotionale Wirkung im Bewegtbild
Ergänzt wird die Printversion durch einen Film, der aufzeigt, wo die hier integrierten Materialien herkommen. Er erzählt also gewissermaßen die Entstehungsgeschichte des gedruckten Berichts und zeigt symbolisch auf, wie der Weg nach Deutschland für Geflüchtete nach wie vor leider oft aussieht. Zudem lässt er beispielhaft Betroffene und Hilfsorganisationen zu Wort kommen. Der Film verweist auf die für Viele traumatische Erfahrung, mit der Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland umgehen müssen.
Eine Microsite zeigt alle Materialien des Wirkungsberichts und Hintergrundinformationen zur Entstehung: Ein PDF des Berichts, Fotos der Printversion mit den integrierten Materialien sowie den Film zum Abruf. Das Projekt entstand in Gemeinschaftsarbeit auf pro-bono-Basis mit verschiedenen Partnern. Neben der Nachhaltigkeitsberatung Akzente zählt dazu unter anderem die Kreativagentur David+Martin und Mimycri, ein Start-Up aus Berlin, das Taschen aus Schlauchbootresten aus Chios fertigt.
Zu dem Wirkungsbericht gelangen Sie hier.
Über den Wirkungsbericht
Die Münchner Nachhaltigkeitsberatung akzente ist mit seinem Projektteam aus Karolina Krauss (Projektleitung/Konzeption), Clara Muth (Redaktion), Lisa Reichensperger und Elisabeth Senger (Konzeption/Datenerfassung) für konzeptionelle und inhaltliche Aufbereitung des Berichts unter Anwendung des SRS-Leitfadens verantwortlich. Der Social Reporting Standard (SRS) ist ein systematischer Berichtsstandard mit Wirkungsfokus. Er schafft einen einheitlichen Berichtsrahmen für gemeinnützige Organisationen, Social Entrepreneurs und Social Businesses.
Die Idee zur Gestaltung des Printberichts sowie das Aufzeigen seiner Entstehung in einem begleitenden Film stammen von der Münchner Kreativagentur David+Martin unter der Leitung von Kreativchef David Stephan. Die Crew aus David Stephan (Creative Direction), Sabrina Brandenburger (Produktion und Skript), Thomas Dirnhofer (Regie), Alex Schiller (DoP und Regie) und Tobias Bloier (1. AC) reiste 2.200 Kilometer über die Balkanroute von Chios bis nach München. Hier wurden Materialien gesammelt, die in den Bericht eingebunden sind, und Menschen interviewt, die sich für Andere engagieren. Die Gestaltung des Berichts oblag Stephanie Rodriguez, Andrea Böhm und LisaCampo.