Zwopr – neue Plattform für Alltagshelden
Nennen wir sie Elena, die junge Frau, die gerade nach Berlin gezogen ist, im Oktober ihr Studium beginnt und in ihrer neuen Wahlheimat noch niemand kennt. Sie muss größere Besorgungen machen, hat aber keinen Führerschein. Eine helfende Hand beim Montieren des neuen Regals zu haben, wäre klasse. Zudem bräuchte sie jemanden, der mal einen Tag auf ihren Hund Benny aufpasst. Unterstützung in solchen Alltagssituationen gibt’s bei der Nachbarschaftshilfe-Plattform Zwopr.
25.09.2020
Von Marcus Prosch
Auf dem Portal finden Menschen zusammen, die ihr Wissen und ihr Können zur Verfügung stellen wollen. Bei Zwopr kann man eine neue Form des gegenseitigen Helfens entdecken und erleben. Mehrere Tausend haben sich bereits angemeldet.
Smart helfen und helfen lassen – und als Dankeschön Bäume pflanzen
Gezahlt wird für die nachbarschaftliche Solidarität nicht mit Geld. Als Dankeschön kann man sich selbst als Helfender engagieren oder man spendet Bäume für das neue Zwopr-Aufforstungsprogramm. Partner ist die Umwelt-Organisation Trees For The Future. Jede Spende für eine geleistete Hilfestellung hat einen direkten Impact für unseren Planeten und die Lebensbedingungen der Menschen, die es am nötigsten haben. Von zehn Hilfesuchenden pflanzen bereits acht Bäume und verwandeln auf diesem Weg Hilfsbereitschaft auf smarte Weise in Klimaschutz.
Gegründet wurde Zwopr vor rund einem Jahr von den drei Traunsteinern Bernhard Koller (38), Christian Ebert (51) und Tassilo Ippenberger (38); sie sind Freunde seit über 20 Jahren. Koller und Ebert haben inzwischen ihr Firmendomizil in den Münchner Osten verlegt, ins hippe Werk 1, dem Start-up-Hotspot der Stadt. Ippenberger unterstützt von der Hauptstadt-Repräsentanz Berlin aus. Was den drei Gründern aufgefallen ist, teilen sie mit vielen Mitmenschen. Bernhard Koller bringt es auf den Punkt: „Unseren Freunden sind wir dank Instragram, Facebook und Co heute oft näher als früher, nur wohnen diese meist nicht in der unmittelbaren Umgebung. Wer Hilfe bei Aufgaben im echten Leben sucht, bleibt in der Anonymität der Großstadt oftmals alleine. Wir sind angetreten, die Hilfsbereitschaft der Menschen im urbanen Raum zu organisieren.“
Gesellschaftliches Engagement liegt im Trend
Über 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Deutschland ohne Bezahlung für das Gemeinwohl. Freiwilliges Engagement hat eine große Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Neu ist, dass gesellschaftliches Engagement digitaler wird.
Die Corona-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß die Hilfsbereitschaft in unserer Bevölkerung ist. In der Hochphase des Lockdowns haben sich die täglichen Anmeldezahlen bei Zwopr verzehnfacht. Die Plattform-Gründer sind zu dieser Zeit eine Partnerschaft mit dem Roten Kreuz Berlin Müggelspree, dem größten Kreisverband der Stadt, eingegangen. Das DRK setzte die App ein, um Nachbarschaftshilfe für all jene zu organisieren, die von häuslicher Isolation betroffen und auf Unterstützung angewiesen waren. Einkaufshilfe war das Thema der Stunde.
Guten Zeiten für Nachbarschaften
Die Corona-Pandemie bietet eine Chance für eine neue Form des Zusammenlebens. Das zeigt die paradoxe Erfahrung, die wir gerade machen. Wir sind gezwungen Abstand zueinander zu halten, aber gleichzeitig suchen wir die soziale Nähe zu unseren Mitmenschen. Wir sind es gewohnt, dass man fast alles kaufen kann, doch jetzt wird uns bewusst, dass man Hilfsbereitschaft nicht einfach so im Internet bestellen kann. Deshalb gibt es Zwopr.
„Wir leben in guten Zeiten für Nachbarschaften“, erklärt Co-Gründer Christian Ebert. In funktionierenden Nachbarschaften sind die Menschen glücklicher. Freiwilliges Engagement hebt auch die Lebensqualität der Helfer selbst“, so der Unternehmer.
Impact Investing und strategische Partnerschaften als Wachstumstreiber
Noch verdienen die drei Social Entrepreneurs kein Geld mit ihrem Portal. Sie haben einige Hunderttausend Euro investiert. Business Angels sind an Bord, Gespräche mit Investoren und Partnerunternehmen laufen. Smarte Kooperation stehen ganz oben auf der Agenda der Gründer. „Wir könnten noch einen Tick schneller wachsen – mit smarten Allianzen“, erklärt Bernhard Koller. Im Blick hat er dabei strategische Partnerschaften mit Unternehmen, Hilfsorganisationen und Kommunen, die von dem Hybrid-Ansatz aus Nachbarschaftshilfe und Nachhaltigkeit, der in Deutschland seines Gleichen sucht, ebenso überzeugt sind wie die Gründer.
Über den Autor
Marcus Prosch (50) ist Kommunikationsberater in München. Er unterstützt seine Mandanten insbesondere bei der Entwicklung von Positionierungsstrategien, in Transformations- und Kulturwandelprozessen sowie in den Bereichen CSR- und Nachhaltigkeitskommunikation. Für Zwopr ist er sowohl für die Kommunikation als auch fürs Partnermanagement zuständig. Zu seinen Kunden zählen diverse Social- und Tech-Start-ups, in die er zum Teil auch investiert ist. Vor seiner Selbständigkeit war Marcus Prosch mehr als 18 Jahre als Experte für Corporate Communications bei der ProSiebenSat.1 Group tätig. Mehr unter www.prosch-communications.de