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Frauen-Start-ups: Mit weniger Geld zu mehr Erfolg

Männer dominieren die Start-up-Szene. Erfahrungen zeigen, dass sie wesentlich leichter an Investorenkapital kommen als Frauen. Das wollen Initiativen wie die Berliner Genossenschaft „WeiberWirtschaft“ oder das Frauen-Business-Angel-Netzwerk „Auxxo“ ändern. Axel Springer und Porsche wiederum haben gemeinsam eine Wagniskapital-Initiative für Gründerinnen gestartet.

23.03.2021

Frauen-Start-ups: Mit weniger Geld zu mehr Erfolg

Wer ein Unternehmen gründen möchte, braucht eine Geschäftsidee und Mut, vor allem aber Geld. Das gilt besonders für Start-ups. Denn diese jungen Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee starten nach der Definition des Gabler-Wirtschaftslexikons mit geringem Startkapital. Junge Gründerinnen und Gründer haben – wenn Eigenmittel und Kreditfinanzierung nicht ausreichen – grundsätzlich drei Optionen: Crowdfunding, Business Angels und Risikokapital.

Dabei zeigt sich aber: Das Geschlecht entscheidet mit über den Gründungserfolg. Denn zum einen wurden laut „Female Founders Monitor“ (FFM) 2020 nur 16 Prozent der Start-ups von Frauen gegründet, zum anderen sind sie bei der Suche nach Fremdkapital strukturell benachteiligt. Während sich nämlich knapp zehn Prozent der Frauen-Start-ups für Crowdfunding entscheiden und dabei eher kleine Summen erlösen, drehen männliche Geschäftsstarter lieber das große Rad. Ein Viertel der männlichen, aber nur fünf Prozent der weiblichen Teams bemühten sich um mehr als eine Million Euro. Hierzu wandten sich knapp 18 Prozent der Männer-Start-ups an Risikokapitalfonds, die Startkapital gegen Unternehmensbeteiligungen bereitstellen. Dagegen wählten nur 1,6 Prozent der weiblich dominierten Jungunternehmen diese Option.

Als „Geldquelle“ beliebter waren bei Männern (gut 25 Prozent) und Frauen (rund acht Prozent) aber „Business Angels“. Dabei handelt es sich meist um einzelne Investoren, die üblicherweise etwas geringere Summen bereitstellen, ihre Investments dafür aber intensiver betreuen.

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Frauen haben bei Investoren schlechtere Karten

Die auffällige Benachteiligung von Gründerinnen bei der Suche nach Fremdkapital könnte daran liegen, dass überwiegend Männer, die sich oft bereits aus gemeinsamen Studientagen kennen, über die Vergabe von Investitionsmitteln entscheiden. Das vermutet Bettine Schmitz, Mitgründerin der Beteiligungsgesellschaft Auxxo, im Podcast von „t3n digital pioneers“. Der Europäische Investitionsfonds (EIF) führe im Rahmen eines Gründungsförderungsprogramms beispielsweise eine etwa 80 Namen umfassende Liste von anerkannten Business Angels. Darauf finde sich keine einzige Frau.

Der Anteil von weiblichen Angels muss größer werden. Das ist auch das Ziel des „Business Angels Netzwerk Deutschland“ (BAND). Es hat die Kampagne „Women Business Angels Year 2020/21“ mit dem Ziel gestartet, dass der Anteil der Investorinnen bis 2025 ein Viertel betragen soll. Denn es mache durchaus einen Unterschied, ob Geschäftsideen von Frauen oder Männern bewertet würden, betont Bettine Schmitz. Auffällig sei etwa, dass Männer von Investoren oft nach den großen Visionen gefragt werden. Frauen müssten hingegen viel häufiger erläutern, wie sie etwaige Risiken abfangen wollen. Im Ergebnis ernten Männer dann höhere Kapitalausstattungen für aufwendigere Unternehmungen. Die laut FFM 2020 oft kleiner dimensionierten Frauen-Projekte werden im Gegenzug schlechter bewertet.

Investitionen in weibliche Unternehmungen lohnen sich

Dabei ist die männliche Skepsis gegen weibliche Start-up-Ideen auch wirtschaftlich unvernünftig: „Mit Daten belegt ist, dass Gründerinnen und Fondsmanagerinnen im Schnitt erfolgreicher mit dem investierten Geld umgehen als Männer. Frauen gründen tendenziell überproportional in gesellschaftlich sinnvollen Feldern“, schreiben Bettine Schmitz und ihre Auxxo-Mitgründerinnen Fabiola Hochkirchen und Gesa Maiczaika in der Zeitschrift „Unternehmerin“.

Die drei Investorinnen generierten aus dieser Einsicht eine Geschäftsidee und gründeten im Mai 2019 ihr „Female Business Angels Netzwerk“. „Es gibt so wenig weibliche Investorinnen, da müssen wir uns auch mal tummeln“, erinnert sich Bettine Schmitz an die Geschäftsidee. Seitdem ist Auxxo eine Anlaufstelle für Gründerinnen auf der Suche nach Unterstützung. Nach Schmitz‘ Angaben vereint das Netzwerk mittlerweile 90 potenzielle Investorinnen.

Initiativen für mehr weibliches Unternehmertum sind grundsätzlich kein neues Phänomen. Bereits seit 1954 setzt sich etwa der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) dafür ein. In der Folge der Frauenbewegung der 1970 und 1980er Jahre gab es einen weiteren Schub. 1989 bildete sich in Berlin beispielsweise die Genossenschaft „WeiberWirtschaft“. Sie betreibt nach eigenen Angaben Europas größtes Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrum. Das WeiberWirtschaft-Unterstützungskonzept hebe sich von den eher techniklastigen öffentlichen Förderprogrammen ab, sagt Geschäftsführerin Dr. Katja von der Bey zu welt.de. Denn Frauen gründeten häufiger in den Bereichen Handwerk, Gastronomie, Gesundheitswirtschaft oder Kreativwirtschaft.

Besonders schlechte Aussichten auf Förderung haben oft sogenannte FemTech-Projekte wie das britische Start-up Elvie, das Gesundheitsprodukte für Frauen vertreibt. Gründerin Tania Boler beschreibt das Dilemma auf stern.de: „Tech-Companies werden größtenteils von Männern geführt und Männer können Frauengesundheit nur bedingt verstehen. Sie sehen nicht, dass es hier einen echten Bedarf gibt. Und eine beachtliche Chance.“

APX Büro Berlin
APX Büro Berlin

Porsche und Axel Springer starten Wagniskapital-Initiative für Gründerinnen

Weibliche Tech-Start-ups zu fördern sei „smart“, glaubt hingegen der Frühphaseninvestor APX, ein Joint Venture des Medienkonzerns Axel Springer und des Sportwagenherstellers Porsche. Deshalb hat APX „VC for Female Founders“ ins Leben gerufen, eine nach eigener Darstellung einzigartige Initiative in der DACH-Region. In Kooperation mit der Berliner Venture-Capital-Firma Join Capital wurden 38 erfahrene Investoren akquiriert, die künftig Gründerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterstützen. Dabei soll es um Finanzierungsfragen genauso gehen wie um Strategien für die Präsentation der Geschäftsidee und die Vermittlung von Kontakten zu Investmentfonds. Den Auftakt bildeten Anfang August 2020 die „Funding Office Hours“. Dort konnten Start-ups ihre Ideen in 20- bis 30-minütigen Blöcken vorstellen.

Mit der Female-Founder-Initiative wolle APX zeigen, „dass Investments in von Frauen geführte Start-ups wirtschaftlich sehr erfolgreich sein können“, sagt Melanie Schröder, Director Portfolio und Finance bei APX, in einer Unternehmensmitteilung. Der Bedarf ist da, denn bislang stammten selbst bei APX nur 20 Prozent der Bewerbungen von Frauen, so Schröder.

Seit seiner Gründung 2018 hat APX mehr als 50 Start-ups Risikokapital für die frühe Gründungsphase vermittelt. Insgesamt verfügt das Unternehmen nach einer Kapitalaufstockung durch die Partner Springer und Porsche zu Beginn dieses Jahres über einen Wagniskapitalstock von 55 Millionen Euro und ist in der Lage, in einzelne Unternehmen bis zu einer halben Million Euro zu investieren.

Mit dem Engagement bei APX will sich Porsche auch den Zugriff auf Technologien der Zukunft sichern. Dafür wurde 2016 Porsche Digital gegründet. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten dort laut welt.de an acht Standorten. Deren Aufgabe ist neben der Realisierung digitaler Kundenprojekte auch, innovative Start-ups zu entdecken und sie über den „Accelerator“ APX in Schwung zu bringen.

Mit einem ähnlichen Ziel engagiert sich Porsche auch im Kooperationsprojekt „Startup Autobahn“. 25 Unternehmen – darunter auch Daimler, BASF und ZF Friedrichshafen – suchen und fördern unter diesem Titel vor allem sogenannte Hard-Tech-Startups, die intelligente Lösungen an der Schnittstelle von Hard- und Software entwickeln wollen.

Quelle: UmweltDialog
 

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