Politik
Gemeinsam, praxisnah, engagiert - Henriette Berg im UD-Interview
Deutschlandweit gibt es etwa 17.000 Stiftungen. Auf vielfältige Weise versuchen sie, gesellschaftlichen Problemen zu begegnen oder konkrete Hilfe in Notsituationen zu leisten. Um die Themen Umwelt und Klima hier stärker ins Blickfeld zu rücken und angehende Stifter bei ihrer Arbeit zu unterstützen, startete die Stiftung „Stifter für Stifter“ ihre Initiative „Stiften für die Umwelt. UmweltDialog sprach mit Henriette Berg, Stifterrätin Stifter für Stifter, über Chancen und Möglichkeiten von Stiftungen, den Klimawandel und die Bedeutung von langfristigem Engagement.
15.10.2010
UmweltDialog: Frau Berg, die gemeinnützige Stiftung „Stifter für Stifter“ wurde 2003 ins Leben gerufen. Was war die Motivation der Initiatoren, eine Stiftung zur Unterstützung von Stiftungen und Stiftern zu gründen? Welchen Nutzen haben Letztere davon?
Die Arbeit der Stiftung „Stifter für Stifter“ baut auf mehrjährigen Erfahrungen auf. Mitte der 1990er Jahre hatten sich in München Stifter zusammengefunden, um andere Menschen, die sich als Stifter mit eigenem Vermögen langfristig für Projekte der Kinder- und Jugendhilfe einsetzen wollen, bei ihrem Engagement zu unterstützen. Sie bauten den Kinderfonds auf, um Stiftungsgründern grundlegende Hilfe zur Verfügung zu stellen. Das erfolgreiche Angebot sprach sich rum und es meldeten sich immer mehr Interessenten, die auch in anderen gesellschaftlichen Aufgabenbereichen eine Stiftung errichten wollten. Anlass genug, die Stiftung „Stifter für Stifter“ zu gründen.
Wir bieten praxisnahe Informationen rund ums Thema Stiften - von den verschiedenen Rechtsformen über steuerliche Fragen bis hin zur Testamentsgestaltung. Die Stiftung stellt sich unendgeldlich als Treuhänder für unselbstständige Stiftungen zur Verfügung und bietet Stiftern an, geeignete Personen für die ehrenamtliche Mitarbeit in ihren Stiftungsgremien zu finden. Darüber hinaus erhalten Interessenten Gelegenheit zu Gespräch und Austausch. Aus der Überzeugung heraus, dass wir mehr dauerhaftes finanzielles bürgerschaftliches Engagement in unserer Gesellschaft brauchen, setzt sich „Stifter für Stifter“ für eine Kultur des Stiftens in Deutschland ein.
UmweltDialog: Sie haben die Initiative „Stiften für die Umwelt“ im April 2010 gestartet. Ihr Ziel ist es, Privatpersonen und Unternehmen zur Gründung einer eigenen Stiftung in den Bereichen Umweltschutz, Artenvielfalt und nachhaltige Entwicklung zu ermutigen. Können Sie uns sagen, was Sie zu dem Schritt bewogen hat, gerade diese Themen aufzugreifen?
Klimawandel und Raubbau an den natürlichen Ressourcen unserer Erde gehören zu den größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Wir werden diese nicht nur mit technischer Entwicklung und politischer Rahmensetzung bewältigen können. Die notwendigen Innovationen müssen aus der Zivilgesellschaft kommen und von den Bürgern selbst gestaltet werden. Hier können Stifter eine wichtige Rolle spielen. Wer stiftet, will auch gestalten und tut das auch.
Wir wollen mit der Benennung der Bereiche Umweltschutz, Artenvielfalt und nachhaltige Entwicklung bei unserer Initiative „Stiften für die Umwelt“ deutlich machen, dass es uns um ein Engagement von Stiftern für die Gesamtheit der von den Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992 gestellten Aufgaben geht. Wir haben die Verantwortung, die Erde für die Menschen auf allen Kontinenten und zugleich für die zukünftigen Generationen wohnlich zu erhalten. Wir können den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen somit nicht von der Frage globaler Gerechtigkeit trennen. Der Klimawandel, die Zerstörung der Artenvielfalt und die globale Wasserkrise machen das mehr als deutlich.
UmweltDialog: Wie zeigt sich in ihrer täglichen Arbeit, dass diese Nachhaltigkeitsthemen in der Gesellschaft vermehrt nachgefragt werden? Können Sie Zahlen nennen?
Die Arbeit der Stiftung „Stifter für Stifter“ baut auf mehrjährigen Erfahrungen auf. Mitte der 1990er Jahre hatten sich in München Stifter zusammengefunden, um andere Menschen, die sich als Stifter mit eigenem Vermögen langfristig für Projekte der Kinder- und Jugendhilfe einsetzen wollen, bei ihrem Engagement zu unterstützen. Sie bauten den Kinderfonds auf, um Stiftungsgründern grundlegende Hilfe zur Verfügung zu stellen. Das erfolgreiche Angebot sprach sich rum und es meldeten sich immer mehr Interessenten, die auch in anderen gesellschaftlichen Aufgabenbereichen eine Stiftung errichten wollten. Anlass genug, die Stiftung „Stifter für Stifter“ zu gründen.
Wir bieten praxisnahe Informationen rund ums Thema Stiften - von den verschiedenen Rechtsformen über steuerliche Fragen bis hin zur Testamentsgestaltung. Die Stiftung stellt sich unendgeldlich als Treuhänder für unselbstständige Stiftungen zur Verfügung und bietet Stiftern an, geeignete Personen für die ehrenamtliche Mitarbeit in ihren Stiftungsgremien zu finden. Darüber hinaus erhalten Interessenten Gelegenheit zu Gespräch und Austausch. Aus der Überzeugung heraus, dass wir mehr dauerhaftes finanzielles bürgerschaftliches Engagement in unserer Gesellschaft brauchen, setzt sich „Stifter für Stifter“ für eine Kultur des Stiftens in Deutschland ein.
UmweltDialog: Sie haben die Initiative „Stiften für die Umwelt“ im April 2010 gestartet. Ihr Ziel ist es, Privatpersonen und Unternehmen zur Gründung einer eigenen Stiftung in den Bereichen Umweltschutz, Artenvielfalt und nachhaltige Entwicklung zu ermutigen. Können Sie uns sagen, was Sie zu dem Schritt bewogen hat, gerade diese Themen aufzugreifen?
Klimawandel und Raubbau an den natürlichen Ressourcen unserer Erde gehören zu den größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Wir werden diese nicht nur mit technischer Entwicklung und politischer Rahmensetzung bewältigen können. Die notwendigen Innovationen müssen aus der Zivilgesellschaft kommen und von den Bürgern selbst gestaltet werden. Hier können Stifter eine wichtige Rolle spielen. Wer stiftet, will auch gestalten und tut das auch.
Wir wollen mit der Benennung der Bereiche Umweltschutz, Artenvielfalt und nachhaltige Entwicklung bei unserer Initiative „Stiften für die Umwelt“ deutlich machen, dass es uns um ein Engagement von Stiftern für die Gesamtheit der von den Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992 gestellten Aufgaben geht. Wir haben die Verantwortung, die Erde für die Menschen auf allen Kontinenten und zugleich für die zukünftigen Generationen wohnlich zu erhalten. Wir können den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen somit nicht von der Frage globaler Gerechtigkeit trennen. Der Klimawandel, die Zerstörung der Artenvielfalt und die globale Wasserkrise machen das mehr als deutlich.
UmweltDialog: Wie zeigt sich in ihrer täglichen Arbeit, dass diese Nachhaltigkeitsthemen in der Gesellschaft vermehrt nachgefragt werden? Können Sie Zahlen nennen?
In der Broschüre „Blauer Planet sucht Stifter“ stellen wir acht
Stifterinnen und Stifter und ihre Arbeit vor. Alle diese Stiftungen
setzen auf nachhaltige Entwicklung. Die Selbach-Umwelt-Stiftung hat z.B.
das Leitbild der klimaneutralen Stiftung entwickelt, das in der
Stiftungswelt mittlerweile weit über den Kreis der Umweltstiftungen
hinaus diskutiert wird. Die Stiftungen in Deutschland investieren nach
Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen jährlich rd. 7 Mrd.
Euro in gesellschaftliche Aufgaben. Wenn alle gemeinnützigen, d.h. dem
Gemeinwohl verpflichtete Stiftungen dieses Leitbild der klimaneutralen
Stiftung umsetzen würden - nicht nur in ihrem Geschäftsbetrieb und bei
ihrer Vermögensanlage, sondern auch bei ihrer Förderpraxis - wäre die
Wirkung groß. Dies zeigt, was kleine Stiftungen anstoßen können und dass
das Thema Nachhaltigkeit auf Interesse stößt. Das Gleiche ließe sich
bei den anderen portraitierten Stiftungen zeigen. Und es gibt viele
andere Beispiele.
Dass sich viele der in den letzten zehn Jahren gegründeten Umweltstiftungen zentral mit der Frage nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen, zeigt, dass diese Frage die Gesellschaft beschäftigt. Stifterinnen und Stifter spiegeln in ihrem Engagement auch gesellschaftliche Diskussionen. Ein aktuelles Beispiel zeigt dies für mich besonders schön: Die Musiker der Staatskapelle Berlin haben mit ihrem privaten Geld die NaturTon-Stiftung gegründet, um globale Klima- und Waldschutzprojekte zu fördern, die mit der Bevölkerung vor Ort entwickelt und realisiert werden. Projektpartner ist der WWF. Die Musiker wollen Verantwortung übernehmen, bei ihrer Arbeit eine positive Umweltbilanz erreichen, nachhaltigen Musikinstrumentenbau initiieren und Vorreiter für andere Orchester und Menschen sein.
UmweltDialog: Auf ihrer Internetseite „Stiften für die Umwelt“ heißt es, Sie beschäftigen sich mit den Themenbereichen Klima, Ressourcen, Wasser, Arten, Wälder, Ozeane, und Bildung. In welchem Gebiet würden Sie sich in der Zukunft noch mehr Engagement seitens der potenziellen Stifter wünschen?
Menschen, die eine Stiftung allein oder gemeinsam mit anderen errichten, haben sich meistens lang mit diesem Projekt beschäftigt und wollen zur Lösung einer speziellen Fragestellung beitragen. Die Stiftung ist dabei die Basis ihres dauerhaften Engagements. Stiften ist eine sehr persönliche Entscheidung. Für uns ist daher der Stifterwille maßgeblich und nicht das gerade aktuell diskutierte Umweltthema. Mit der Initiative „Stiften für die Umwelt“ zeigen wir beispielhaft anhand verschiedener Themen aus Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf, wo mehr privates Engagement notwendig ist. Diesen Problemfeldern stellen wir Stifter gegenüber, die hier mit ihrer Stiftung erfolgreich arbeiten, um zu zeigen, welche Möglichkeiten Stiftungen bieten, zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben beizutragen.
Dass sich viele der in den letzten zehn Jahren gegründeten Umweltstiftungen zentral mit der Frage nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen, zeigt, dass diese Frage die Gesellschaft beschäftigt. Stifterinnen und Stifter spiegeln in ihrem Engagement auch gesellschaftliche Diskussionen. Ein aktuelles Beispiel zeigt dies für mich besonders schön: Die Musiker der Staatskapelle Berlin haben mit ihrem privaten Geld die NaturTon-Stiftung gegründet, um globale Klima- und Waldschutzprojekte zu fördern, die mit der Bevölkerung vor Ort entwickelt und realisiert werden. Projektpartner ist der WWF. Die Musiker wollen Verantwortung übernehmen, bei ihrer Arbeit eine positive Umweltbilanz erreichen, nachhaltigen Musikinstrumentenbau initiieren und Vorreiter für andere Orchester und Menschen sein.
UmweltDialog: Auf ihrer Internetseite „Stiften für die Umwelt“ heißt es, Sie beschäftigen sich mit den Themenbereichen Klima, Ressourcen, Wasser, Arten, Wälder, Ozeane, und Bildung. In welchem Gebiet würden Sie sich in der Zukunft noch mehr Engagement seitens der potenziellen Stifter wünschen?
Menschen, die eine Stiftung allein oder gemeinsam mit anderen errichten, haben sich meistens lang mit diesem Projekt beschäftigt und wollen zur Lösung einer speziellen Fragestellung beitragen. Die Stiftung ist dabei die Basis ihres dauerhaften Engagements. Stiften ist eine sehr persönliche Entscheidung. Für uns ist daher der Stifterwille maßgeblich und nicht das gerade aktuell diskutierte Umweltthema. Mit der Initiative „Stiften für die Umwelt“ zeigen wir beispielhaft anhand verschiedener Themen aus Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf, wo mehr privates Engagement notwendig ist. Diesen Problemfeldern stellen wir Stifter gegenüber, die hier mit ihrer Stiftung erfolgreich arbeiten, um zu zeigen, welche Möglichkeiten Stiftungen bieten, zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben beizutragen.
UmweltDialog:
Die UN hat das Jahr 2010 zum Jahr der Biodiversität erklärt. Glauben
Sie, dass der Wille zum Schutz der Arten damit weiter steigen wird, und
Sie mit ihrem Angebot davon profitieren können?
Ich würde mir wünschen, dass für viele Menschen die Kampagne der Vereinten Nationen Anlass ist, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen und sich für den Erhalt der Artenvielfalt auf der Erde mit einer eigenen Stiftung einzusetzen.
UmweltDialog: Können Sie uns sagen, welche Hilfen Sie interessierten Personen und Unternehmen bei Stiftungsgründungen und darüber hinaus konkret anbieten?
Wir wollen mit der Initiative „Stiften für die Umwelt“ Menschen für ein dauerhaftes Engagement als Stifter für Umweltschutz und Nachhaltigkeit begeistern. Daher bieten wir ihnen zum einen ganz praktische Informationen, zum anderen die Gelegenheit, sich mit anderen Stiftern austauschen zu können. Schließlich überzeugt das gute Beispiel am meisten.
Auf der Homepage der Initiative finden angehende Stifter viele praktische Hinweise zu rechtlichen und steuerlichen Fragen. Interessenten können sich gerne auch an uns direkt wenden, und ihre Fragen im Gespräch mit uns erörtern. Und Sie finden auf der Homepage den „Wegweiser für Umweltstifter“, der Organisationen aufführt, die Hilfe bei der Gründung und Verwaltung von Stiftungen anbieten, z.B. bei der Suche nach Förderprojekten. Wir wissen aus eigener Erfahrung als Stifter, wie wichtig es ist, voneinander lernen zu können und in Netzwerke eingebunden zu sein. Auf unseren Veranstaltungen können Interessenten erfahrene Stifter kennenlernen und sich mit ihnen austauschen - wie natürlich auch Stifter untereinander. In diesem Herbst stellen wir auf zwei Stifterabenden in Frankfurt und im Rheinland die Umweltstifter Rainer von Boeckh und Martin Görlitz vor. Im vergangenen Herbst gab es auf unserem Stifterforum in München neben verschiedenen Fachvorträgen viele Workshops, in denen Stifter über die Arbeit ihrer Stiftungen berichteten, darunter auch vier Umweltstiftungen. Stifter können hier auch passende Kooperationspartner finden.
UmweltDialog: Sie wollen ja auch „einfache Bürger“ ermutigen, sich mithilfe einer Stiftung für das Allgemeinwohl zu engagieren. In der öffentlichen Meinung gelten Stiftungen aber oft noch als Betätigungsfeld von Millionären und Großkonzernen. Gelingt es Ihnen mit ihrer Arbeit, dieses Bild in der Öffentlichkeit zu verändern?
Dass hoffen wir stark und wir würden uns freuen, wenn auch öffentlich die erfolgreiche Arbeit kleiner Stiftungen stärker gewürdigt würde. Die Stiftungen, die in Deutschland in den letzten 10 Jahren des sog. Stiftungsbooms gegründet wurden, haben überwiegend ein eher kleines Grundstockkapital. Doch diese bewegen viel. Man muss sich nur die Entwicklung des Kinderfonds anschauen. Nach über zehn Jahren gibt es heute im Kinderfonds 173 überwiegend unselbstständige Stiftungen, die über ein Stiftungsvermögen von zusammen 19,2 Mio. Euro verfügen. Zusätzlich zu den Erträgen aus ihrem Stiftungskapital haben sie im vergangenen Jahr Spenden in Höhe von 4,6 Mio. Euro gesammelt und Projekte der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und der ganzen Welt mit 4,5 Mio. Euro gefördert. Ich finde, dass das eine beeindruckende Bilanz ist, und es zeigt, dass sich immer mehr Menschen trotz Finanzkrise mit ihrer eigenen Stiftung für ein dauerhaftes bürgerschaftliches Engagement entscheiden. In dem wir Stifter, ihre Arbeit und das, was sie bewegt, öffentlich vorstellen, wollen wir auch die Wirkungen effektiver Stiftungsarbeit zeigen und so das öffentliche Bild der vielen sogenannten kleinen Stifter und Stiftungen verändern.
UmweltDialog: In den USA haben im August 40 Milliardäre versprochen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Seit dem wird auch in Deutschland heftig über dieses Thema debattiert. Welchen Einfluss wird das auf ihre Arbeit haben?
Aus meiner Sicht hat die Diskussion das Engagement von Stiftern wieder stärker ins Zentrum der Debatte um bürgerschaftliches Engagement in Deutschland gerückt. Das ist positiv. Und sie hat die Diskussion auf einen, sehr wichtigen Aspekt gelenkt. Stiftungen mobilisieren natürlich erhebliche finanzielle Mittel für gesellschaftliche Aufgaben. Aber sie sind darüber hinaus auch Impulsgeber für die Gesellschaft. Sie engagieren sich in Bereichen, die wenig Aufmerksamkeit erfahren, aber trotzdem wichtig sind. Sie können Lösungsvorschläge entwickeln, ohne sich zunächst um die Mehrheitsfähigkeit dieser Ansätze Gedanken machen zu müssen. Ihre Unabhängigkeit und ihre Möglichkeit, Arbeit langfristig anzulegen, gibt ihnen die Chance, Innovationen in der Gesellschaft voranzutreiben. Wenn wir uns vor Augen führen, welche Herausforderung die Durchsetzung einer wirklich nachhaltigen, einer zukunftsfähigen Lebensweise bedeutet, dann können wir auf den Mut und das Engagement, auf die Kreativität und die Gestaltungsfreude von Stiftern nicht verzichten.
Ich würde mir wünschen, dass für viele Menschen die Kampagne der Vereinten Nationen Anlass ist, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen und sich für den Erhalt der Artenvielfalt auf der Erde mit einer eigenen Stiftung einzusetzen.
UmweltDialog: Können Sie uns sagen, welche Hilfen Sie interessierten Personen und Unternehmen bei Stiftungsgründungen und darüber hinaus konkret anbieten?
Wir wollen mit der Initiative „Stiften für die Umwelt“ Menschen für ein dauerhaftes Engagement als Stifter für Umweltschutz und Nachhaltigkeit begeistern. Daher bieten wir ihnen zum einen ganz praktische Informationen, zum anderen die Gelegenheit, sich mit anderen Stiftern austauschen zu können. Schließlich überzeugt das gute Beispiel am meisten.
Auf der Homepage der Initiative finden angehende Stifter viele praktische Hinweise zu rechtlichen und steuerlichen Fragen. Interessenten können sich gerne auch an uns direkt wenden, und ihre Fragen im Gespräch mit uns erörtern. Und Sie finden auf der Homepage den „Wegweiser für Umweltstifter“, der Organisationen aufführt, die Hilfe bei der Gründung und Verwaltung von Stiftungen anbieten, z.B. bei der Suche nach Förderprojekten. Wir wissen aus eigener Erfahrung als Stifter, wie wichtig es ist, voneinander lernen zu können und in Netzwerke eingebunden zu sein. Auf unseren Veranstaltungen können Interessenten erfahrene Stifter kennenlernen und sich mit ihnen austauschen - wie natürlich auch Stifter untereinander. In diesem Herbst stellen wir auf zwei Stifterabenden in Frankfurt und im Rheinland die Umweltstifter Rainer von Boeckh und Martin Görlitz vor. Im vergangenen Herbst gab es auf unserem Stifterforum in München neben verschiedenen Fachvorträgen viele Workshops, in denen Stifter über die Arbeit ihrer Stiftungen berichteten, darunter auch vier Umweltstiftungen. Stifter können hier auch passende Kooperationspartner finden.
UmweltDialog: Sie wollen ja auch „einfache Bürger“ ermutigen, sich mithilfe einer Stiftung für das Allgemeinwohl zu engagieren. In der öffentlichen Meinung gelten Stiftungen aber oft noch als Betätigungsfeld von Millionären und Großkonzernen. Gelingt es Ihnen mit ihrer Arbeit, dieses Bild in der Öffentlichkeit zu verändern?
Dass hoffen wir stark und wir würden uns freuen, wenn auch öffentlich die erfolgreiche Arbeit kleiner Stiftungen stärker gewürdigt würde. Die Stiftungen, die in Deutschland in den letzten 10 Jahren des sog. Stiftungsbooms gegründet wurden, haben überwiegend ein eher kleines Grundstockkapital. Doch diese bewegen viel. Man muss sich nur die Entwicklung des Kinderfonds anschauen. Nach über zehn Jahren gibt es heute im Kinderfonds 173 überwiegend unselbstständige Stiftungen, die über ein Stiftungsvermögen von zusammen 19,2 Mio. Euro verfügen. Zusätzlich zu den Erträgen aus ihrem Stiftungskapital haben sie im vergangenen Jahr Spenden in Höhe von 4,6 Mio. Euro gesammelt und Projekte der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und der ganzen Welt mit 4,5 Mio. Euro gefördert. Ich finde, dass das eine beeindruckende Bilanz ist, und es zeigt, dass sich immer mehr Menschen trotz Finanzkrise mit ihrer eigenen Stiftung für ein dauerhaftes bürgerschaftliches Engagement entscheiden. In dem wir Stifter, ihre Arbeit und das, was sie bewegt, öffentlich vorstellen, wollen wir auch die Wirkungen effektiver Stiftungsarbeit zeigen und so das öffentliche Bild der vielen sogenannten kleinen Stifter und Stiftungen verändern.
UmweltDialog: In den USA haben im August 40 Milliardäre versprochen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Seit dem wird auch in Deutschland heftig über dieses Thema debattiert. Welchen Einfluss wird das auf ihre Arbeit haben?
Aus meiner Sicht hat die Diskussion das Engagement von Stiftern wieder stärker ins Zentrum der Debatte um bürgerschaftliches Engagement in Deutschland gerückt. Das ist positiv. Und sie hat die Diskussion auf einen, sehr wichtigen Aspekt gelenkt. Stiftungen mobilisieren natürlich erhebliche finanzielle Mittel für gesellschaftliche Aufgaben. Aber sie sind darüber hinaus auch Impulsgeber für die Gesellschaft. Sie engagieren sich in Bereichen, die wenig Aufmerksamkeit erfahren, aber trotzdem wichtig sind. Sie können Lösungsvorschläge entwickeln, ohne sich zunächst um die Mehrheitsfähigkeit dieser Ansätze Gedanken machen zu müssen. Ihre Unabhängigkeit und ihre Möglichkeit, Arbeit langfristig anzulegen, gibt ihnen die Chance, Innovationen in der Gesellschaft voranzutreiben. Wenn wir uns vor Augen führen, welche Herausforderung die Durchsetzung einer wirklich nachhaltigen, einer zukunftsfähigen Lebensweise bedeutet, dann können wir auf den Mut und das Engagement, auf die Kreativität und die Gestaltungsfreude von Stiftern nicht verzichten.
Quelle: UD