Schweigen ist nicht Gold
Prostatakrebs, auch Prostatakarzinom genannt, ist unter Männern die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. So werden hier laut Robert Koch-Institut jährlich über 63.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Bayer hat zu diesem Thema die Aufklärungskampagne „Männer.Reden.Jetzt.“ gestartet. Die Initiative soll bereits Erkrankte dazu ermutigen, ihren Arzt über gesundheitliche Veränderungen wie zunehmende Schmerzen oder Müdigkeit zu informieren. „Möglichst früh über Symptome zu sprechen, ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Erkrankung optimal behandelt werden kann und die Lebensqualität erhalten bleibt“, so Bayer gegenüber der Presse.
14.10.2016
„Männer.Reden.Jetzt.“ ist aus den Ergebnissen der bisher größten internationalen Umfrage zu Anzeichen der Erkrankung hervorgegangen. Die Analyse ist von der Internationalen Prostatakrebs-Koalition (IPCC) mit Unterstützung von Bayer initiiert worden, um zu erforschen, wie bereits betroffene Männer und ihre Angehörigen besser mit den Symptomen eines fortschreitenden Prostatakarzinoms umgehen können. In Deutschland wurden dazu über 80 Personen befragt. Das Ergebnis: Auch wenn die Betroffenen zwar die Symptome des sich ausbreitenden Krebsgeschwürs wie Erschöpfung, Schmerzen oder Schwäche bemerkten, behielten sie das aus unterschiedlichen Gründen für sich.
So bringen sie beispielweise die Anzeichen nicht mit der Erkrankung in Verbindung (30 Prozent) oder sie schweigen, um ihre Familie nicht zu beunruhigen (39 Prozent). 18 Prozent der Männer halten es sogar für ein Anzeichen von Schwäche, wenn sie über ihre Leiden sprechen. „Eine wichtige Lektion für mich war, auf die Signale meines Körpers zu achten. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man mit Schmerzen ins Stadion geht, da man denkt, als taffer Sportler würde man die Probleme alleine lösen können“, erklärt der ehemalige Hochspringer Carlo Thränhardt. Doch das sei fast immer ein Irrtum.
Schweigen brechen
Als Botschafter der Aufklärungskampagne möchte Thränhardt Männer dazu bringen, ihr Schweigen zu brechen und über ihre Beschwerden zu reden: „Ziel ist es, dass Patienten die Symptome der fortschreitenden Erkrankung rechtzeitig erkennen und Behandlungsmöglichkeiten aktiv mit dem Arzt besprechen können“, erklärt Bayer.
Denn: Schweigen Patienten über Symptome, kann das ihre Prognose, so Bayer, verschlechtern. Dabei richtet sich „Männer.Reden.Jetzt“ auch an die Angehörigen der Patienten, die bei schwierigen Themen wie Krebsleiden meistens eine wichtige Rolle im Gespräch mit dem Arzt einnehmen. Die zentrale Informationsstelle der Initiative ist in Deutschland die Kampagnenhomepage maennerredenjetzt.de. Hier finden Betroffene nicht nur Informationen und nützliche Fakten zur Krankheit und mögliche Behandlungsmethoden wie Chemo- oder Strahlentherapie, sondern werden auch beim Umgang mit Prostatakrebs unterstützt – unter anderem mit einem Symptomfragebogen und einem Leitfaden für das Gespräch mit dem Arzt.
Passende Therapie kann Leiden lindern
„Reden stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen rechtzeitiger Diagnose und dem Einsatz bestimmeter Wirkstoffe zum richtigen Zeitpunkt dar“, informiert Bayer. Denn das jeweilige Stadium der Erkrankung sei eine der wichtigsten Faktoren für die Auswahl der Therapie: „Erhalten Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung rechtzeitig die für sie passende Therapie, kann das das Voranschreiten verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten erhalten.“
Während der Krebs im Frühstadium, in dem er in der Regel geheilt werden kann, meist keine Symptome verursacht, können aufkommende Beschwerden wie unerklärliche Schmerzen oder der Verlust der Blasenkontrolle Anzeichen für ein Fortschreiten der Krankheit sein. Sollten sich dann bereits Metastasen gebildet haben, ist eine Heilung kaum möglich: „Eine der häufigsten und schwerwiegendsten Komplikationen beim fortgeschrittenen Prostatakrebs sind Knochenmetastasen“, erklärt der Urologe Professor Martin Schostak von der Universität Magdeburg. Diese sind mit einer starken Verkürzung der Lebenszeit verbunden.
Über Prostatakrebs
Männer erkranken an einem Prostatakarzinom meistens, wenn sie älter als 70 Jahre alt sind, wie die Deutsche Krebsgesellschaft (DKS) mitteilt. Dabei liegt hierzulande die Wahrscheinlichkeit bei 13 Prozent; das Risiko daran zu sterben allerdings nur bei drei Prozent: „Das heißt, Prostatakrebs ist zwar die häufigste Krebserkrankung bei Männern, aber nicht die häufigste Todesursache. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben zu sein, ist mit 93 Prozent die zweithöchste unter allen Krebserkrankungen in Deutschland“, so die DKS.
Geschlechterrolle führt zu Schweigen
Die Verschwiegenheit der Männer über ihre gesundheitlichen Beschwerden bei Prostatakrebs ist auch aus medizinsoziologischer Perspektive zu verstehen: „Ein auffälliges Paradox ist, dass Männer sich im Vergleich zu Frauen gesunder fühlen, aber tatsächlich häufiger krank sind und in allen Altersgruppen eine vorzeitige Sterblichkeit aufweisen“, sagt die Sozialwissenschaftlerin Professor Anna Maria Möller-Leimkühler von der Universität München. Dafür seien insgesamt weniger biologische Gründe als Geschlechterrollen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verantwortlich. So bewerteten Männer beispielweise Krankheiten als etwas, das es nicht geben darf, weil sie weder den Anforderungen des Arbeitsmarktes noch den Männlichkeitsnormen entsprächen.