Nestlé sagt Jugendarbeitslosigkeit den Kampf an
Jugendarbeitslosigkeit ist ein Problem am europäischen Arbeitsmarkt. So lag laut Statista deren Quote Ende des vergangenen Jahres EU-weit noch immer bei knapp 19 Prozent. Im Rahmen seines Nachhaltigkeitsengagements will Nestlé junge Europäer fit für den Arbeitsmarkt machen und die Jugendarbeitslosigkeit reduzieren. Dazu hat der Lebensmittelhersteller unter anderem die Initiative „Alliance for Youth“ gegründet, die bis 2020 jungen Menschen 230.000 Ausbildungsplätze, Arbeitsstellen, Trainingsangebote oder Praktika anbietet.
01.03.2017
„Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Allianz von der Initiative eines einzelnen Unternehmens hin zu einer breiten sozialen Bewegung entwickelt“, sagte Luis Cantarell, Executive Vice President von Nestlé, anlässlich einer Debatte im Europäischen Parlament zum Thema Jugendarbeitslosigkeit im Herbst vergangenen Jahres. „In 23 Ländern haben wir heute Mitgliedsunternehmen, die nicht nur Jobs und Trainings anbieten, sondern auch mit Behörden und Schulen zusammenarbeiten, um neue Perspektiven zu entwickeln.“
Neben Nestlé gehören der „Alliance for Youth“ insgesamt 200 kleine und große Unternehmen wie Adecco, AXA, Cargill, EY Consulting, Facebook, Google, Metro, Nielsen, Publicis, Twitter sowie White & Case an. Seit dem Start 2014 konnten über 100.000 junge Europäer an den verschiedenen Maßnahmen der Initiative teilnehmen. So hat diese über 10.000 Workshops organisiert, um Arbeitssuchende auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und mehr als 600 duale Ausbildungen nach deutschem und österreichischem Vorbild in ganz Europa etabliert.
Die Initiative von Nestlé verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:
- Sie ist aktives Mitglied der „Europäischen Ausbildungsallianz“ der Europäischen Kommission, die die Qualität, das Angebot und das Image der Berufsausbildung verbessern sowie ihre Mobilität stärken möchte. In diesem Rahmen unterstützt die „Alliance for Youth“ die Schaffung von Lehrstellen und Weiterbildungsmöglichkeiten und ist Botschafter für diesen Ansatz in ganz Europa. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung des dualen Lernens, das theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen der Lehre kombiniert. Ein Vorteil, von dem sowohl die jungen Erwachsenen durch eine qualifiziertere Ausbildung als auch die Unternehmen durch einen Pool an talentierten Nachwuchskräften profitieren.
- Sie entwickelt verschiedene Programme, damit Jugendliche Arbeitserfahrungen sammeln können und den Zugang zu Praktikumsstellen erhalten. Mangelnde Arbeitserfahrung sehen Betroffene nämlich als Hauptgrund für ihre Arbeitslosigkeit an, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen im Auftrag der „Alliance for Youth“ gezeigt hat.
- Sie motiviert Mitarbeiter dazu, den Jugendlichen bei der Berufsvorbereitung zu helfen, indem sie etwa Ratschläge zur Erstellung von Lebensläufen und zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche geben.
Marianne Thyssen, Europa-Kommissarin für Beschäftigung und Soziales, zeigte sich in Brüssel von der Nestlé-Initiative begeistert: „Ich bin sehr erfreut, dass sie im Rahmen der Europäischen Ausbildungsallianz ihre Bemühungen mit einem neuen Ziel verstärkt und 230.000 jungen Europäern neue Angebote macht, die ihren Einstieg ins Berufsleben absichern“, so Thyssen. „Diese Allianzen machen gute Fortschritte, die Beschäftigungsmöglichkeit junger Menschen durch die Qualität der Lehre und Arbeitsmöglichkeiten zu steigern.“
Grundlage der „Alliance for Youth“ ist wiederum das interne Nestlé-Unternehmensprogramm Youth Employment Initiative (YEI), das der Lebensmittelhersteller 2013 als Antwort auf die Beschäftigungskrise junger Europäer initiierte. In diesem Rahmen hat das Unternehmen von 2014 bis 2016 über 32.000 Beschäftigungsmöglichkeiten wie Vollzeitstellen, Ausbildungsplätze oder Praktika angeboten und will bis 2020 weitere 35.000 Job-Chancen bereitstellen. Die YEI wird durch das sogenannte „Readiness for Work“-Programm flankiert, das durch ergänzende Maßnahmen wie Coachings und Beratungen die Arbeitsmarktchancen junger Menschen verbessern soll.
Verlorene Generation
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist eine der Folgen der letzten Wirtschaft- und Finanzkrise. Den Höchststand erreichte sie 2013, als EU-weit über 24 Prozent der Jugendlichen ohne Arbeit waren. Auch wenn sich mit 18,6 Prozent (Dezember 2016) die Daten verbessert haben, kann sich die EU mit der Anzahl an arbeitslosen Jugendlichen nicht zufrieden geben: „Wenn Jugendliche erst einmal langzeitarbeitslos sind, dann sind sie in den Arbeitsmarkt kaum mehr integrierbar. So entsteht eine verlorene Generation“, sagt etwa die Wirtschaftswissenschaftlerin Brigitte Unger von der Universität Utrecht in einem Interview mit Zeit Online. Ein Jugendlicher, der nicht lerne, morgens früh zur Arbeit zu gehen und stattdessen nur schlapp zu Hause rumhänge, werde langfristig teurer als die sofortige Bereitstellung eines Arbeitsplatzes.
Mit einer Arbeitslosenquote von über 42 Prozent (Dezember 2016) stellt sich die Situation für junge Menschen aus Spanien besonders gravierend dar. Festanstellungen mit einem guten Auskommen sind dort Mangelware. Das weiß man auch bei Nestlé Deutschland, das sich innerhalb des YEI-Programms besonders für junge Spanier und Portugiesen einsetzt und bereits 24 Stellen an diese vergeben konnte.
Spanische Azubis bei Nestlé Deutschland
Wer mehr über die jungen Menschen aus Spanien und Portugal erfahren will, die bei Nestlé in Deutschland eine Ausbildung gemacht haben, kann ihre Geschichten hier nachlesen.
Darüber hinaus hat Nestlé Deutschland von 2014 bis 2016 über 1665 junge Menschen direkt eingestellt und über 1485 Ausbildungsplätze, Traineestellen und Praktika besetzt. Dieses Engagement soll auch künftig aufrechterhalten werden. So planen die Frankfurter bis 2020 über 2.800 Job-Angebote und Fortbildungen im Rahmen der YEI-Beschäftigungsinitiative anzubieten.