Soziales Engagement

Südafrika: BMW startet in KwaZulu-Natal mit sozialen Projekten

Die Kinder sind kaum älter als elf, doch ihre zarten Hände durchwühlen die morgenfeuchte Erde unermüdlich nach Essbarem. Rund ein Dutzend der schwarzafrikanischen Jugendlichen hockt am Feld und gräbt anstatt im Klassenraum dem Lehrer zuzuhören. Der schuleigene Garten garantiert ihnen nicht nur eine warme Mahlzeit pro Tag - in diesem Teil der Welt keine Selbstverständlichkeit. Er soll auch dazu beitragen, ihnen einen Bezug zur Umwelt näher zu bringen, der ihren Eltern und Großeltern während der Apartheid vorenthalten wurde: Die Jugendlichen besuchen eine der landesweit 50 Schulen, in denen BMW erfolgreich sein „Schools Environmental Education Development“-Programm (SEED) umgesetzt hat.

05.06.2013

BMW treibt CSR-Projekte in Südafrika voran, Foto: BMW Group
BMW treibt CSR-Projekte in Südafrika voran, Foto: BMW Group

Der deutsche Automobilhersteller ist im Land am Kap Vorreiter, wenn es um Corporate Social Responsibility (CSR) geht. Seit Mitte der Neunziger mobilisiert das Unternehmen in Südafrika für Hilfe in den Bereichen Bildung, Wissenschaft & Technologie, Sport, Umwelt und Gemeinschaftsentwicklung. Dabei handle es sich um eine echte Verbesserung, denn Charity wolle man bei BMW nicht leisten, meint Guy Kilfoil, Kommunikationsdirektor von BMW Südafrika. „Gibst du jemandem einen Fisch, ernährst du ihn einen Tag lang. Aber lernst du ihm tatsächlich zu fischen, ernährst du ihn ein Leben lang.“ Man vermittle Fertigkeiten, biete Möglichkeiten und erlaube es Gemeinschaften, ihre Lebensverhältnisse von Generation zu Generation zu verändern. „Nach diesem Prinzip haben wir auch unsere CSR-Projekte ausgerichtet.“

Erste Erfolge
Seine neuen Projekte hatte das Unternehmen bei der „BMW Group Sustainable Future Conference“ vorgestellt, die 2011 am Rande der 17. UN-Klimakonferenz (COP17) in Durban stattfand. Dabei wollte man eine ganze Reihe sozialer Projekte in der östlichen Provinz KwaZulu-Natal starten. Eineinhalb Jahre danach, berichtet Kilfoil, machen sich hier bereits die ersten Erfolge bemerkbar. Durch das SEED-Programm sei Vandalismus an den High Schools stark zurückgegangen. Die Zahl an Schülern, die ihren Abschluss in Mathematik und Physik bestehen, sei von knapp über null Prozent im Jahr 2011 auf 25 Prozent im vergangenen Jahr angestiegen. Für 2013 erwartet Kilfoil, dass die Schüler noch besser abschneiden.  

„Mit Glühbirnen herumspielen“
Den neuen Erfolg im Zeugnis verdanken die Schüler vor allem BMWs „Math Science and Technology“-Projekt (MST), das wissenschaftliche Vorgänge greifbar machen soll. „An vielen ländlichen Schulen ist das Konzept von Experimenten fremd. Daraus resultiert, dass die Schüler Vorgänge aus Büchern lernen, anstatt mit Batterien, Steckern, Schaltplatten und Glühbirnen herumzuspielen.“ Indem man die Schulen mit ebendiesen Materialien ausstatte, lerne man ihnen ein „tieferes, fundamentaleres und praktisches“ Verständnis von Mathematik und Physik. Aber auch auf Seite der Lehrer sieht BMW viel Aufholbedarf: Weil sie es nicht anders gelernt hätten, müsste man auch sie mit den Fertigkeiten ausstatten, um die Theorie in die Praxis umzusetzen, so Kilfoil. Besonders wichtig scheint es dort, technische Zusammenhänge zu verstehen, wo die wenigsten Schüler in ihrer Muttersprache unterrichtet werden: Südafrika hat elf Nationalsprachen, doch gerade einmal zwei Drittel der Schüler lernen in ihrer Muttersprache. Noch geringer ist die Zahl in KwaZulu-Natal, wo fast ausschließlich Angehörige der Zulu-Ethnie leben.

CSR als Gewaltprävention
So ausgeprägt die soziale Ader des Automobilkonzerns scheint, sind BMWs CSR-Kampagnen nicht ganz uneigennützig: In einem Land, in dem Gewerkschaften ihre Mitglieder oft radikalisieren und Streiks in Gewaltakte ausufern, wirkt ein soziales Image beschwichtigend. Nicht nur investiert BMW außerhalb des Konzerns, auch für seine Mitarbeiter gibt es Extras wie Gesundheitschecks oder Fortbildungen. Die gefährlichen Konsequenzen eines ausbeuterischen Verhältnisses wurden einmal mehr vergangenes Jahr sichtbar: In der Marikana-Mine des Bergbauriesen Lonmin war es zu einem tagelangen Streik gekommen, bei dem die Arbeiter ihre Emotionen mit Speeren, Machenten und Keulen ausließen. 34 Bergleute wurden durch die Kugeln der Polizei getötet. Südafrikanische Zeitungen berichteten von dem Blutbad als „schlimmste Gewalt seit dem Ende der Apartheid.“

OECD: Gesellschaft unausgeglichen
Die Apartheid nennt Guy Kilfoil als Antrieb für verantwortungsbewusste Firmen. „Südafrikas Gesellschaft ist gezeichnet von Unausgeglichenheit und von Fehlern aus der Vergangenheit, die noch beseitigt werden müssen.“ Während die schwarz-afrikanische Bevölkerung 1994 die politische Freiheit erlangte, blieb die Wirtschaft größtenteils in weißen Händen. Heute zählt Südafrikas Gesellschaft laut der OECD zu einer der unausgeglichensten weltweit: Das reichste Zehntel der Bevölkerung erwirtschaftet knapp 60 Prozent des nationalen Einkommens, das ärmste Viertel gerade einmal 3,3 Prozent. „Die Anstrengungen, die ungleiche Verteilung von Reichtum auszubalancieren, hat die CSR in Südafrika vorangetrieben“, berichtet die deutsche Botschaft in Pretoria. Nötig sei dies, da die junge Demokratie die vielen Hürden unmöglich ohne die Hilfe von Unternehmen überwinden könne.

Aids-Klinik in Planung
Bei seiner Rede zur Lage der Nation im Februar nannte Präsident Jacob Zuma die Bildung als Schlüsselsektor und rief die Privatwirtschaft auf zu helfen. In BMW scheint die Regierung einen Partner für die Zukunft gefunden zu haben. Sowohl das MST- als auch das SEED-Projekt wurden in den staatlichen Lehrplan integriert. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit dem Gesundheitsamt von KwaZulu-Natal zusammen, um eine HIV/Aids-Klinik zu eröffnen. Kilfoil: „Der Bau hat noch nicht begonnen, aber vor Jahresende wird es soweit sein.“

Quelle: UD
 

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