DHL: Logistiktraining für den Ernstfall
Der Däne Joachim Nielsen ist ein gefragter Mann. Als Mitarbeiter der Deutschen Post DHL berät er Flughäfen in Indonesien, Bangladesh oder auch Nepal zum Thema Krisenmanagement und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Katastrophenvorsorge. Wie er sind DHL-Experten weltweit unterwegs, um im Rahmen des GARD-Programms Flughäfen auf den möglichen Ernstfall vorzubereiten. Die Experten profitieren hierbei von der langjährigen Erfahrung beim Einsatz der Desaster Response Teams (DRT). Mit ihnen stellt die Deutsche Post DHL ihre Kernkompetenz bereits seit 2005 in den Dienst der Katastrophenhilfe.
21.10.2011
In Notsituationen ist schnelle Hilfe gefragt. Jedes Jahr gibt es Angaben der Hilfsorganisation CARE zufolge über 400 Naturkatastrophen, von denen weit über 100 Millionen Menschen betroffen sind. Gerade in den ersten Tagen ist schnelle und unbürokratische Hilfe für die Betroffenen besonders wichtig. Dabei gilt der Satz: Vorsorgen ist immer besser als Heilen. Dr. Anton Markmiller, Generalsekretär von CARE Deutschland-Luxemburg, betont anlässlich des internationalen Tages der Katastrophenvorsorge am 13. Oktober: „Finanzielle Mittel für die Vorsorge sind nicht nur die Kür neben der Pflicht der Nothilfe, sondern immer eine kluge Investition.“
Besser vorsorgen
Das Trainingsprogramm der Deutschen Post DHL „Get Airports Ready for Disaster" (GARD) setzt genau an diesem Punkt an. Gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) konzentriert sich die Initiative dabei seit 2009 auf die Regionen, die potenzielle Überschwemmungs-, Erdbeben- oder Sturmschwerpunkte sind. In einer Pressemitteilung vom Juni 2011 erläutert Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL, die Initiative: „Unsere Erfahrungen in der Katastrophenhilfe zeigen uns, dass eine effiziente Logistik an den Flughäfen entscheidend ist, um den Menschen in Not schnell zu helfen. Bei der GARD-Initiative geben wir unser Logistikwissen unabhängig von einer Katastrophe an örtliche Behörden weiter. So ergänzt GARD sinnvoll unsere regelmäßigen Einsätze kurz nach Naturkatastrophen."
Die GARD-Trainer sind dabei wie Joachim Nielsen Flughafen- oder Logistikexperten, die ihre Erfahrungen an das örtliche Flughafenpersonal, Vertreter von lokalen NGOs oder internationalen Institutionen, aber auch an einheimische Katastrophenschutzmitarbeiter oder Sicherheitskräfte weitergeben. Das langfristig angelegte Training ist dabei möglichst realistisch und praxisnah aufgebaut und schließt alle möglichen Katastrophenszenarien ein. Die mehrtägigen Seminare beginnen dabei meist mit einer Bestandsaufnahme der Infrastruktur. Auch wenn es keine Standardlösung gebe, da jeder Flughafen hat eine andere Infrastruktur habe, wie Nielsen betont, ergäben sich aus der Bestandsaufnahme der verfügbaren Mitarbeiter und Helfer, der technischen Ausstattung und der wichtigsten Prozesse oftmals weitere Inhalte.
Lernen von Experten
Vor Ort werden die Trainer von Mitarbeitern, die selbst schon einmal mit den DRTs an einem Einsatz beteiligt waren, unterstützt. Diese geben zusätzliche Tipps und stellen die Praxistauglichkeit der Konzepte kontinuierlich auf den Prüfstand. 2010 fanden die GARD-Trainings an fünf Flughäfen in Nepal statt, 2011 folgen weitere in Bangladesh und Anfang November auch in Indonesien. Die dort erarbeiteten Notfallpläne dienen als Basis für die einzelnen Regionen und sind eine konkrete Hilfe im Falle einer Krisensituation. Davon ist auch Gavin White, Niederlassungsleiter DHL Global Forwarding Neuseeland und einer der GARD-Trainer für Nepal, überzeugt: „Ich war mit dem DRT vor Ort in Samoa und habe selbst erlebt, mit welchem Chaos die Flughäfen zu kämpfen haben. Darum wollte ich bei der Umsetzung von GARD in Nepal dabei sein - dieses Programm leistet greifbare Hilfe.“ Auch Joachim Nielsen wird seine Kenntnisse schon bald wieder an Flughafenmitarbeiter auf der ganzen Welt weitergeben - immer mit dem Ziel, die Abläufe auch bei ungewöhnlich hoher Auslastung zu beschleunigen.
Katastrophenschutz als Kernkompetenz
Gerade die Überlastung ist häufig ein großes Problem in Krisensituationen. Hat es eine Katastrophe erst einmal in den Fokus der Weltöffentlichkeit geschafft, fehlt es oftmals nicht an internationaler Hilfe. Diese ist aber häufig nicht zielgerichtet, geht an den Bedürfnissen vor Ort vorbei und trifft unkoordiniert im Krisengebiet ein. Hier müssen sich Unternehmen die Frage stellen, wie sie ihre Hilfe effektiv kanalisieren und sich so in Notsituationen am besten Einbringen können.
Bei der Deutschen Post fiel die Beantwortung dieser Frage leicht. Als Logistikdienstleister verfügt das Unternehmen über ein weltweites Netzwerk an Experten im Bereich Transport und Management und kann damit für eine effektive Abfertigung und Verteilung von Hilfsgütern sorgen. Um den möglichst schnellen Einsatz zu gewährleisten, stellte das Unternehmen daher seit 2005 drei sogenannte Disaster Response Teams mit Hauptsitz in Panama, Dubai und Singapore auf. Diese wurden im letzten Jahr unter anderem nach Haiti, Chile, Guatemala und Pakistan entsendet und waren rund 83 Tage im Einsatz.
Die dort gewonnenen Erfahrungen sollen im Rahmen des GARD-Programms jetzt helfen, die weltweite Krisenvorsorge zu professionalisieren. In diesem Zusammenhang konstatiert Appel: „Unsere Katastrophenschutz-Teams verfügen über mehrjährige Erfahrung bei der Arbeit in betroffenen Gebieten. Darum wissen wir, dass gute Notfallpläne und eine effiziente Logistik für eine schnelle Unterstützung der Länder und Menschen entscheidend sein können."