Mitbestimmung - gelungene Nachfolge-Planung bei Evonik
Ein strategisches Zukunftskonzept mit dem Ziel, die Mitbestimmungsgremien mit gut ausgebildeten und kompetenten Betriebsräten nachzubesetzen und dabei zugleich jünger und weiblicher zu werden – dafür hat sich die betriebliche Mitbestimmung bei Evonik stark gemacht. „Für uns als Unternehmen sind die Betriebsräte wichtige Sparringspartner zur erfolgreichen Entwicklung des Konzerns“, sagt Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik. Für das Programm „Gesamtbetriebsrat 2020“ ist Evonik auch beim Deutschen Betriebsräte-Preis nominiert.
15.12.2016
„In den vergangenen zwei Jahren ist es uns gelungen, die Gremien deutlich zu verjüngen und den Anteil der Frauen unter den Mandatsträgern zu erhöhen. Beides ist neben der fachlichen Kompetenz Voraussetzung dafür, die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Evonik auch in Zukunft schlagkräftig vertreten zu können“, sagt Ralf Hermann, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats (GBR) des Unternehmens.
Personalvorstand Wessel betont: „Ich schätze unsere Betriebsräte als versierte und kompetente Gesprächs- und Verhandlungspartner. Angesichts des demographischen Wandels gilt es nun, die nächste Generation von Betriebsräten auf ihre wichtige Aufgabe vorzubereiten. Um zukunftsfähig zu bleiben, brauchen wir auf Arbeitnehmerseite auch langfristig verlässliche Partner auf Augenhöhe." Edeltraud Glänzer, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Evonik und Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, merkt an: „Es ist absolut zu begrüßen, dass Evonik diese wichtige Aufgabe so frühzeitig und umfassend angegangen ist. Es ist uns wichtig, die Nachwuchssicherung bei Betriebsräten im Blick zu haben. Das Projekt GBR 2020 von Evonik ist dabei beispielhaft.“
Ganzheitlicher Ansatz
Nach den Betriebsratswahlen 2014 zeigte sich: 19 von 37 Mitgliedern des Gesamtbetriebsrates der Evonik Industries AG waren zu diesem Zeitpunkt mindestens 54 Jahre alt. Aufgrund tariflicher Vorruhestandsregelungen würden sie alle bis zu den nächsten Wahlen 2018 ausscheiden. Gleiches galt für die sechs betrieblichen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.
Um den drohenden Verlust von Know-how abzuwenden, entschied sich der Gesamtbetriebsrat für einen umfassenden, ganzheitlichen Ansatz. In enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie wurde ein Personalentwicklungsprogramm für den Gesamtbetriebsrat aufgelegt: „GBR 2020 – Intelligente Nachfolgeplanung“.
Mögliche Nachfolger der ausscheidenden Gesamtbetriebsratsmitglieder wurden identifiziert und im Rahmen des speziell für sie konzipierten Fortbildungsprogramms auf die neue Aufgabe vorbereitet. In sechs jeweils dreitägigen Modulen beschäftigten sich die Teilnehmer mit wirtschaftlichen und juristischen Fragen, der persönlichen Weiterentwicklung sowie mit Themen wie Verhandlungsführung oder Teamarbeit. Weiterer wichtiger Punkt: Aufbau von Vertrauen und Knüpfen von Netzwerken. Ein Durchgang mit 14 Teilnehmern wurde bereits abgeschlossen, ein zweiter läuft noch. Gleichzeitig übernehmen die Nachwuchskräfte mehr Verantwortung in der tagtäglichen Betriebsratsarbeit – während sich die „alten Hasen“ langsam zurückziehen.
Elf Mitglieder haben den GBR seit 2014 bereits aus Altersgründen verlassen und ihre Mandate an qualifizierten Nachwuchs übergeben. Und auch im Aufsichtsrat der Evonik Industries AG haben sich drei der sechs ursprünglich bis Mai 2018 gewählten betrieblichen Arbeitnehmervertreter zugunsten Jüngerer zurückgezogen. Zwei der neu besetzten Mandate nehmen nun Frauen wahr.
Bei Evonik vertreten 250 Betriebsrätinnen und Betriebsräte die Interessen von ca. 21.000 Beschäftigten in Deutschland. Sämtliche Standorte von Evonik in Deutschland haben Betriebsräte oder werden betriebsrätlich vertreten. Derzeit entsenden 21 Betriebsratsgremien Mitglieder in den GBR.