Umweltmanagement-Systeme: Unternehmen sehen klaren Mehrwert
Systematischer Umweltschutz mit speziellen Öko-Managementsystemen spielt für Unternehmen eine zunehmend wichtige Rolle – und zahlt sich für die meisten aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des norwegischen Zertifizierers DNV GL – Business Assurance unter 1.700 Fachkräften in großen und kleinen Unternehmen aus der ganzen Welt. Neben der Sorge um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben treiben vor allem die Kunden diese Entwicklung voran.
13.07.2017
Während in einer Vorgängererhebung aus dem Jahr 2014 rund 35 Prozent der Befragten angaben, dass die Kundenerwartungen ein wichtiger Grund für die Installation von Umweltmanagementsystemen gewesen seien, ist dieser Wert in der aktuellen Erhebung auf rund 50 Prozent gestiegen. Größeres Gewicht messen die Umfrageteilnehmer lediglich der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bei. Rund 42 Prozent und damit sieben Prozent mehr als vor drei Jahren führen zudem Sorgen um die Reputation des eigenen Unternehmens als einen Treiber an. Einen Wettbewerbsvorteil erhoffen sich 40 von 100 Befragten – 5,8 Prozent mehr als 2014.
Öko-Managementsysteme zentral für Unternehmenserfolg
DNV GL-Vorstand Luca Crisciotti sagt, es gebe in den Unternehmen einen „positiven Trend in Hinblick auf Systeme zum Umweltmanagement". Sie seien für viele Unternehmen nicht mehr einfach nur eine „grüne“ Option, wie es in der Ende Juni veröffentlichten Studie heißt. Vielmehr würden sie inzwischen als ein zentraler Faktor für den Erfolg der eigenen Strategie erachtet. Rund drei Viertel der Befragten unterschreiben diese Aussage. Ebenso viele meinen, dass ein systematisches Umweltmanagement in den kommenden drei Jahren weiter Gewicht gewinnen wird.
Entsprechend erwarten die meisten Umfrageteilnehmer weiter steigende Investitionen in Umweltmanagementsysteme. So glauben rund 44 Prozent, dass die entsprechenden Aufwendungen ihres Unternehmens in den kommenden drei Jahren steigen werden. Das sind fast zehn Prozent mehr als in der Vorgängerstudie 2014. 51 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Niveau aus. Lediglich zwei von hundert Befragten erwarten sinkende Investitionen.
Bei der Frage, welche Öko-Risiken die Unternehmen als besonders wichtig erachten, steht der Umgang mit Abfall an oberster Stelle; gefolgt von der Entsorgung gefährlicher Materialien und Abwässer. Der Ausstoß von Klimagasen wie Kohlendioxid folgt an fünfter Stelle, die Nutzung nicht-erneuerbarer Rohstoffe an siebter. Gegenüber der Vorgängererhebung gibt es in dieser Rangliste nur geringfügige Änderungen. Das Ausmaß, in dem diese Risiken die Befragten sorgen, nahm tendenziell eher ab.
Unternehmen sehen konkreten Nutzen
„Die Unternehmen arbeiten an diesen Themen und scheinen mehr Kontrolle über sie zu gewinnen“, heißt es in der Studie dazu. Auch würden Unternehmen, die ein Umweltmanagementsystem oder Vorsorgepläne aufgesetzt hätten, deutlich besser als der Schnitt beim Umgang mit diesen Risiken dastehen – und das in allen abgefragten Kategorien und zwar um 20 Prozent oder mehr. So falle es ihnen beispielsweise deutlich leichter, am Horizont auftauchende Öko-Probleme frühzeitig zu identifizieren und ihr Personal entsprechend zu schulen.
Dass sich systematischer Umweltschutz für die Unternehmen auszahlt, zeigt sich der Erhebung zufolge auch im Rückgang umweltrelevanter Unfälle. 52 Prozent der Befragten nennen dies als einen Vorteil. Rund 48 Prozent sagen zudem, durch systematischen Umweltschutz habe sich ihr Verhältnis zu den Aufsichts- oder Regulierungsbehörden verbessert. 40 Prozent geben ab, sie sparten dadurch Geld. Das sind fast acht Prozent mehr als in der Vorgängererhebung. Einen Wettbewerbsvorteil sehen 36 Prozent; einen gestiegenen Markenwert ihres Unternehmens 32 von 100.
Systematischer Umweltschutz zahlt sich aus
Fast 80 von 100 Befragten meinen zudem, dass die Vorteile eines systematischen Umweltschutzes in einem guten Verhältnis zu den dafür entstehenden Kosten stehen. Rund 45 Prozent sind der Auffassung, der Nutzen überwiege sogar deutlich. 34 Prozent sehen ein ausgeglichenes Verhältnis. Nur jeder fünfte Befragte erachtet die Kosten als zu hoch. Auch hier zeigt sich, dass die Unternehmen am stärksten profitieren, die bereits ein systematisches Öko-Management aufgesetzt haben: Von den Befragten aus diesen Unternehmen geben 57 Prozent an, dass der Nutzen die Kosten übersteigt.
Noch höher erachten die Befragten die Vorteile für den Wert des eigenen Unternehmens und dessen Stakeholder, wenn das Umweltmanagement den weltweit anerkannten Vorgaben der internationalen Norm ISO 14001 folgt und das Unternehmen deren Einhaltung von unabhängigen Stellen zertifizieren lässt. Satte 80 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass dies in einem Wertgewinn für das Unternehmen und seine Anspruchsgruppen mündet. Von den Befragten aus den Unternehmen, die schon ein fortgeschrittenes Umweltmanagement nutzen, meinen dies sogar 95 Prozent.
Nachholbedarf in der Lieferkette
Deutlich wird in der Erhebung indes auch, dass die befragten Unternehmen bislang nur wenig Aufmerksamkeit für den systematischen Schutz der Umwelt bei ihren Zulieferern aufbringen. Nur eines von drei Unternehmen verfügt demnach über ein Programm, das die Öko-Risiken im eigenen Lieferantennetz ins Auge nimmt. DNV GL-Vorstand Luca Crisciotti sagt, die Unternehmen müssten den Einfluss anerkennen lernen, den sie auf ihre Zulieferer für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette hätten. Sie hätten diebsbezüglich ebenso Macht wie die Konsumenten mit ihrem Wunsch nach mehr Umweltschutz in den Unternehmen.
Über die Studie
Für die Umfrage mit dem Titel „Do companies care about the environment?“ hat das Meinungsforschungsinstitut GFK Eurisko im Auftrag des norwegischen Zertifizierers DNV GL – Business Assurance im März insgesamt 1709 Fachkräfte aus Unternehmen jeder Größe und Branche befragt. 45 Prozent der Befragten stammen aus Europa, 40 Prozent aus Asien. Umfrageteilnehmer aus Nord- und Südamerika stellen weitere elf Prozent. Sämtliche Unternehmen aus der Erhebungsgruppe sind Kunden der DNV GL – Business Assurance.