Schaeffler Technologie-Magazin: Nachhaltigkeit spannend erzählt
Nachhaltigkeit: sperriges Thema, zu komplex? Es lassen sich kaum spannende Geschichten zu erzählen? Dass das nicht stimmt, zeigt ein Blick in die aktuelle Ausgabe des Technologie-Magazin „Tomorrow“ der Schaeffler Gruppe. Dessen Autoren haben sich rund um die Welt auf die Spur der Nachhaltigkeit begeben und viel Buntes und Neues entdeckt. Riesige im Meer versenkte Räder etwa oder Querdenker, die selbst aus verdorbener Milch noch einen Stoff für die Zukunft zaubern.
07.11.2016
Milch taugt auch zu Textilien. Wer das sehen und anfassen will, muss sich nach Norddeutschland begeben. Dort, in Hannover, stellt die Modedesignerin Anke Domaske eine hochwertige Biofaser her, die sie aus nicht mehr zum Verzehr zugelassener Milch gewinnt. Domaske produziert aus dem Milcheiweiß Kasein eine Faser, die nicht nur sehr belastbar und hautfreundlich ist. Sie ist auch nachhaltiger als konventioneller Stoff, weil kompostierbar und in der Herstellung wenig wasserintensiv.
Die ausgebildete Mikrobiologin hat aus ihrer Idee mittlerweile ein brummendes Geschäft gemacht. Ihre Maschinen laufen auf Hochtouren. Die Nachfrage wächst. Probleme mit dem Nachschub dürften die Firmenchefin nicht plagen. Schließlich ist der Grundstoff für ihre Faser dauerhaft und verlässlich in großer Menge verfügbar: Alleine in Deutschland fallen jedes Jahr zwei Millionen Tonnen verdorbene Milch an. Früher wurde die einfach weggeschüttet.
Mehr als eine Image-Broschüre
Geschichten wie diese sind es, mit denen die Schaeffler Gruppe in der aktuellen Ausgabe ihres Technologie-Magazins „Tomorrow“ das Thema Nachhaltigkeit aus etlichen Winkeln beleuchtet. Mit interessanten Beiträgen aus aller Welt, in denen der Auto- und Industriezulieferer auch immer wieder mal für seine Produkte trommelt. Das Magazin als reine Image-Broschüre abzutun, würde ihm daher nicht gerecht. Dazu sind viele Artikel eben doch zu weit weg vom eigentlichen Geschäft der Bayern. Dafür hätten sich wohl auch viele der durchaus bekannten Autoren der aktuellen Ausgabe nicht hergegeben.
Die nehmen ihre Leserschaft stattdessen mit auf eine Reise in die Vielfalt der Nachhaltigkeit, die mitunter sogar bis auf die Ebene der Mikroorganismen führt. Etwa in einem Beitrag, in dem Bakterien die Hauptrolle spielen, genauer: deren Fähigkeit, Stoffe zu zersetzen. Das machen sie in Kläranlagen schon lange. Jetzt haben Forscher ein Verfahren erdacht, mit denen auch Plastikabfälle eliminiert werden können. Das tut Not: Von den rund 55 Millionen Tonnen PET-Plastik, die weltweit jedes Jahr produziert werden, schaffen es nur zwei Millionen Tonnen ins Recycling.
Auf diese wachsenden Plastikmüllberge wollen Wissenschaftler der japanischen Kyoto Universität jetzt ein Bakterium ansetzen. PET dient ihm als Nahrung. Es zersetzt das Plastik, noch allerdings quälend langsam. Um ein fingernagelgroßes Stück abzubauen, brauchen die Kleinstlebewesen sechs Wochen. Doch das Ende Fahnenstange scheint nicht erreicht. „Wir müssen das Bakterium verbessern, um es wirksamer zu machen“, sagt der an der Entdeckung beteiligte Agrarchemiker Kohei Oda vom Kyoto Institute of Technology. Eine Möglichkeit dazu könnte in der Gentechnologie liegen.
Drehen am großen Rad
Dass man technologisch manchmal auch am ganz großen Rad drehen muss, um den Alltag auf nachhaltigere Füße zu stellen, zeigt „Tomorrow“ in einem Beitrag, der dort spielt, wo alles Leben seinen Ursprung nahm: im Meer. Dessen gewaltige Kräfte nutzen findige Köpfe nämlich inzwischen zur Energiegewinnung. Mit Gezeitenkraftwerken wollen sie den Meeren so viel Kraft abtrotzen, um eines Tages zehn bis 20 Prozent des weltweiten Energiebedarfs zu decken. Dafür versenken sie leistungsstarke Turbinen mit riesigen Rotorrädern auf dem Grund des Meeresbodens.
Ein solcher Kraftprotz tut auf dem Meeresgrund vor der Küste Frankreichs seine Arbeit. Das Unterwasserkraftwerk ist 17 Meter hoch, hat einen Rotordurchmesser von zehn Metern und kommt auf ein Gewicht von 450 Tonnen. Damit produziert es eine Leistung von 1,1 Megawatt erneuerbarer Energie. Die nächste Generation hat der französische Turbinenhersteller Sabella schon in Planung. Sie soll eine Spitzenleistung von zwei Megawatt erreichen. Und das wie ihr Vorgänger quasi unsichtbar, wetterunabhängig und absolut vorhersagbar, wie Ebbe und Flut eben.
Um tatsächlich einmal nennenswerte Anteile des weltweiten Energiebedarfs zu decken, müssen Hersteller wie Sabella ihre Kosten noch deutlich senken. Hohe Stückzahlen braucht es dafür. Genau so wichtig ist es „einzelne Komponenten kostenbewusst anzulegen“, so Erwann Nicolas, Leitender Ingenieur bei Sabella. Die Franzosen setzen dazu auf Technik aus Deutschland. Bei der Schaeffler Gruppe, die zu den größten Industriezulieferern der Welt zählt, beziehen die Franzosen zum Beispiel Standardlager für ihr Meeresströmungskraftwerk – und haben ihre Konstruktion eigens daran angepasst, um ihre Kosten deckeln zu können.
Technologien für eine „grüne“ Zukunft
Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstandes der Schaeffler Gruppe, sagt, genau das bedeute Nachhaltigkeit für sein Haus: „Neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen, insbesondere solchen, die einen Beitrag zu einer kostengünstigen, verlässlichen und umweltschonenden Energiebilanz leisten“. Der Traditionskonzern will seinen Kunden so den Weg ebnen, um ihre CO2-Emissionen zu senken oder steigenden Kraftstoffkosten zu begegnen – und nimmt dafür selbst jede Menge Geld in die Hand: 2015 wendeten die Bayern 720 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung auf. 45 Prozent mehr als 2011.