Reporting

Volkswagen mit Nachhaltigkeit auf der Überholspur

Hohe Ziele für den Umweltschutz und die Weltmärkte setzt sich der Volkswagenkonzern mit seinem neuen Nachhaltigkeitsbericht. In der Automobilproduktion sollen bis 2018 Energie- und Wasserverbrauch, Kohlendioxidausstoß und Abfallaufkommen um 25 Prozent sinken. In Deutschland strebt Volkswagen sogar eine Verringerung der Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent an. Den Kraftstoffverbrauch von europäischen Neuwagen will der Konzern bis in sechs Jahren derart drosseln, dass der Ausstoß an CO2 nur noch 95 Gramm pro Kilometer beträgt und dem dann geltenden EU-Limit entspricht. Zugleich setzt das Unternehmen die Blinker zur Überholspur: Im weltweiten Geschäft möchte es die Mitbewerber hinter sich lassen und zudem auf dem Markt der Elektrofahrzeuge die Nummer eins werden.

22.05.2014

Nachhaltigkeitsbericht 2013 von Volkswagen

Beim Klimaschutz hat der Konzern laut Bericht schon wichtige Etappenziele erreicht. Allein in den Jahren von 2010 bis 2013 ging der Energieverbrauch in der Fahrzeugherstellung um 12,5 Prozent und der Kohlendioxidausstoß um 19,5 Prozent zurück. Mit dem Programm „Think blue. Factory“ setzt der Konzern ein Ausrufezeichen hinter einen schonenden und zugleich effizienten Umgang mit den natürlichen Ressourcen. 3.400 Maßnahmen hat Volkswagen bereits ergriffen, um ökologisch weiter nach vorn zu kommen. Doch nicht nur die Umwelt ist auf der Gewinnerseite, sondern auch der Konzern selbst, sparte er doch Kosten von 28,6 Millionen Euro pro Jahr ein.

Einige Beispiele:

  • Das Werk in Emden nutzt sowohl das größte Geothermiefeld auf dem Globus als auch weitere regenerative Energieformen wie Biomasse oder Kraftwärme-Kopplung.
  • Im polnischen Polkowice hat Seat mit einer Fläche von 276.000 Quadratmetern die größte Photovoltaikanlage in der Automobilindustrie errichtet.
  • Am Standort Salzgitter werden alle Industriewässer recycelt, und im indischen Pune kann durch den Einsatz eines Membran-Bio-Reaktors das Abwasser vollständig in den Kreislauf eingespeist werden.
  • Die neue Lackieranlage für Stoßfänger des Golf 7 in Wolfsburg verbraucht 50 Prozent weniger Energie und verringert Staub und Lösungsmittel um über 90 Prozent.
  • Insgesamt betrachtet bezieht der Konzern heute etwa ein Drittel seines Stroms aus erneuerbaren Energien.
Anzeige

Wenn VW im vergangenen Jahr rund 10,6 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert hat, dann vor allem deshalb, um den Schadstoffausstoß der Neuwagenflotte einzudämmen. Das geschah unter anderem mit einer neuen Golf-Generation, da die Modelle um bis zu 100 Kilo leicher sind, und durch das Einschwenken auf neue Wege in der Antriebs- und Kraftstoffstrategie. Auf diese Weise gelang es laut Nachhaltigkeitsbericht, Otto- und Dieselmotoren zu verbessern, aber auch Erdgas-, Elektro- und Hybridfahrzeuge und Wagen mit Brennstoffzelle weiter zu entwickeln. Als neue „Effizienzmodelle“ bezeichnet VW beispielsweise den Golf TDI Blue Motion (3,2 Liter Diesel pro 100km, 85 g Co2 pro km) oder den Seat Leon (85 CO2 pro km).

Kritische Anmerkungen kamen von Greenpeace-Sprecher Daniel Moser. Gegenüber dem NDR sagte er, VW müsse viel stärker bei der Fertigung von Autos ansetzen, Kohlendioxidbelastung zu verringern. Denn der Betrieb der Fahrzeuge mache nach VW-Angaben 60 Prozent der CO2-Bilanz des Unternehmens aus. Der Bereich Fertigung mache gerade mal 1,2 Prozent aus.

Führungsanspruch bei E-Mobilität

Auf dem Markt der Elektro- und Hybridfahrzeuge will Volkswagen bis Ende 2014 mit 14 Modellen auftrumpfen. Wenn es die Nachfrage hergibt, können es laut Volkswagen auch 40 werden. Im vergangenen Jahr hat der Konzern mit dem e-up! das erste Elektroauto zur Serienreife gebracht, und im Herbst stellte Volkswagen die Elektrovariante des Golf vor, der seit dem Frühjahr zur Flotte gehört. Den Anspruch, ab 2018 Marktführer zu sein, untermauern die Wolfsburger mit dem eigenen Engagement. Das Know-how auf dem Gebiet der Elektromobilität habe man in eigenen Komponentenwerken aufgebaut und rund 70.000 Mitarbeiter in den Bereichen Entwicklung, Produktion und Service geschult.

Das Leitbild des Umweltschutzes prägt aber nicht nur Produktion, Forschung und die Ausstattung der Fahrzeuge. Den Nachhaltigkeitsbericht nimmt der Konzern zum Anlass, die Vielzahl weiterer Felder zu beschreiben, auf denen er sich den ökologischen Herausforderungen widmet. Das reicht vom gemeinsamen Engagement mit dem NABU für den Moorschutz in Deutschland über die wissenschaftliche Erforschung der Artenvielfalt in Mexiko bis hin zur Umwandlung von Nadel- in Mischwälder unweit von Berlin.

Darüber hinaus befasst sich Volkswagen mit neuen Lösungsansätzen zu drängenden Themen der Mobilität. In 100 Städten Deutschlands werden Carsharing-Projekte angeboten, am Hauptsitz Wolfsburg beteiligt sich der Konzern an Konzepten, um den Pendlerverkehr zu optimieren, VW gehört zum Innovationsnetzwerk „Morgenstadt – City Insights“, das den nachhaltigen Umbau von Städten thematisiert. Der Konzern veranstaltet mit NABU zusammen Fahrtrainings, mit denen die Teilnehmer lernen, Spritverbrauch um 25 Prozent zu vermindern und der Autobauer unterstützte 2013 die Aktion „Stadtradeln“ des Klimabündnisses. Die Tochter Skoda tritt beim Sponsoring von Radsport kräftig in die Pedalen, schließlich nahm die Firmengeschichte mit der Herstellung von Fahrrädern ihren Anfang.

Auf der Produktionsstraße wird ein Fahrzeug zusammengebaut.

Lieferketten nachhaltig gestalten

Während das Unternehmen für sich selbst Umweltstandards reklamiert, fordert Volkswagen sie auch von Lieferanten ein. Nachhaltigkeitsanforderungen sind seit November vergangenen Jahres Bestandteil von Verträgen der Allgemeinen Beschaffung. Von Hauptlieferanten erwartet der Konzern beispielsweise, dass sie, falls Holz aus Urwäldern zum Einsatz kommt, nur Material mit dem Siegel FSC (Forest Stewardship Council) verwenden. Ob aber auch Firmen in Schwellenländern diesen Ansprüchen genügen, war Gegenstand einer Risikoanalyse. 2013 gab es daher Lieferantenaudits in Indien und Mexiko, 2014 weitet Volkswagen die Sichtungen und Schulungen auf weitere Länder aus.

Offen geht der Konzern mit dem Thema Korruption um, der er den Kampf angesagt hat. Doch nicht nur interne Kontrollsysteme zeigen ihre Wirkung, laut Nachhaltigkeitsbericht wurden auch 200.000 Mitarbeiter geschult, welche Anforderungen mit einem regelkonformen Verhalten in einem Unternehmen verbunden sind. Im vergangenen Jahr gingen insgesamt 95 Hinweise direkt beim Antikorruptionsbeauftragten im Volkswagen Konzern ein, 251 Hinweise auf fragwürdiges Verhalten kamen bei Revisionen der Marken- bzw. Konzerngesellschaften zusammen. Dass der Konzern „alle Verstöße gegen Gesetze und interne Richtlinien“ sanktioniert, bekamen weltweit 101 betroffene Mitarbeiter zu spüren. Im Bericht ist von „personellen Maßnahmen“ die Rede, in 54 Fällen erhielten die Beschäftigten die Kündigung.

Personal soll stetig ausgebaut werden


Ende 2013 zählte der Konzern insgesamt 572.800 Mitarbeiter, rund vier Prozent mehr als im Vorjahr. Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Personal heißt für den Autobauer, über 86.000 Beschäftigte im vergangenen Jahr in diversen Maßnahmen zu qualifizieren, rund 17.700 junge Leute nach dem dualen System auszubilden (und das auch im Ausland), kostenlose Vorsorgeuntersuchungen zunächst an deutschen Standorten anzubieten, um sie inzwischen auch auf internationale Standorten auszuweiten. Besonders in den Fokus genommen hat VW auch die Situation älterer Beschäftigter. Mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Technischen Uni Darmstadt und der Uni Köln hat der Konzern ein umfangreiches Programm zu Arbeitsprozessen und Prävention entwickelt.

Langfristig will VW den Anteil von Frauen auf allen Hierarchieebenen auf 30 Prozent erhöhen. Im Management klafft da noch eine große Lücke, liegt die Quote doch derzeit noch bei 9,8 Prozent (Vorjahr: 9,3). Hingegen ist bei den Auszubildenden das Ziel mit 27,4 Prozent fast erreicht.

Das Personal von Produktionsstätten im Ausland rekrutiert der Konzern in der dortigen Bevölkerung. Im Fall des künftigen Werkes im US-amerikanischen Chattanooga hat sich VW verpflichtet, die örtlichen Bewerber zum Zuge kommen zu lassen. Im chinesischen Urumqi werden bei Neueinstellungen die Bevölkerungsgruppen „repräsentativ“ berücksichtigt. Im Reich der Mitte plant VW ohnehin den großen Sprung nach vorn: die Zahl der Mitarbeiter soll bis 2018 von 75.000 auf 100.000 und die Fertigungskapazität von 2,6 Millionen auf vier Millionen Autos steigen.

Mit dem Nachhaltigkeitsbericht untermauert Volkswagen sein Ziel, Ökologie, wirtschaftlichen Erfolg und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Winterkorn bei der Präsentation des 152 Seiten starken Kompendiums. 2013 hat VW mit 9,73 Millionen Fahrzeugen fünf Prozent mehr Autos verkauft als noch im Vorjahr Bis 2018 wolle man das erfolgreichste, faszinierendste und nachhaltigste Automobilunternehmen der Welt werden, betonte Winterkorn.

Quelle: UD
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche