Vor Konzernumbau: E.ON SE legt neuen Nachhaltigkeitsbericht vor
Turbulente Zeiten bei der Düsseldorfer E.ON SE: Der Konzern, eines der größten Energieunternehmen weltweit, durchläuft einen radikalen Umbau. Die Aufspaltung in die künftige E.ON und das neue Unternehmen Uniper ist beschlossene Sache. Auf Nachhaltigkeitskurs sollen beide steuern. Was E.ON dafür im vergangenen Jahr getan hat und für die Zukunft plant, dokumentiert der neue Nachhaltigkeitsbericht. Umweltdialog hat ihn unter die Lupe gelegt.
20.05.2015
Wie die anderen großen deutschen Energieversorger hat auch E.ON mit der politisch gewollten Energiewende zu kämpfen: Dem einstigen Geschäftsmodell, den Betrieb von Großkraftwerken, wurde der Boden entzogen. Die niedrigen Großhandelspreise für Strom, Überkapazitäten, die zu einer geringeren Auslastung führen, und der niedrige Preis für CO2-Zertifikate tun ihr übriges.
Mit dem auf der Hauptversammlung Anfang Mai verkündeten Konzernumbau wollen Aufsichtsratsvorsitzender Werner Wenning und Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen das Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser führen. Ab 2016 konzentriert sich E.ON deswegen auf Erneuerbare Energien, Verteilnetze und Kundenlösungen, während die neue Gesellschaft Uniper das klassische Geschäft mit der konventionellen Energieerzeugung übernimmt, inklusive Wasserkraft und globalem Energiehandel.
„Nachhaltigkeitsprinzipien bleiben uneingeschränkt gültig“
Am eingeschlagenen Nachhaltigkeitskurs soll die neue Struktur nicht rütteln, so Teyssen und Wenning. „Für uns ist es selbstverständlich, dass bei der künftigen E.ON und bei Uniper unsere bisherigen Nachhaltigkeitsprinzipien uneingeschränkt weiter gelten.“ Beide Unternehmen verpflichten sich wie bisher dem „Global Compact“ der Vereinten Nationen. Bereits verfolgte Nachhaltigkeitsziele werden aktualisiert, um sie mit der neuen Konzernstruktur in Einklang zu bringen.
Bei Null anfangen müssen beide Konzerne dabei nicht. Die künftige E.ON, die dem Nachhaltigkeitsbericht zufolge „mit ganzer Kraft die Energiewende voranbringen“ soll, erzeugt inzwischen 13,6 Prozent ihrer Energie aus regenerativen Quellen. 2020 soll deren Anteil bei 20 Prozent liegen. Zum letztjährigen Unternehmensgewinn in Höhe von 8,3 Milliarden Euro (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) trugen die Erneuerbaren bereits 1,5 Milliarden Euro bei.
Erneuerbare als zentraler Wachstumsmarkt
„Erneuerbare Energien sind für uns ein zentraler Wachstumsmarkt“, heißt es im Bericht dazu. Die Vorstandsetage will daher weiter in diese Richtung investieren: 2014 waren es 1,2 Milliarden Euro, 2015 sind Investitionen in gleicher Höhe geplant. Das meiste Geld steckt E.ON dabei in die Windkraft – und das mit Erfolg: In den vergangenen fünf Jahren konnte der Konzern in die Top 10 der weltweit führenden Windkraftbetreiber aufsteigen.
Als Betreiber von Offshore-Windparks ist E.ON sogar der drittgrößte weltweit. Zu den schon acht in Nord- und Ostsee produzierenden Parks soll demnächst die Anlage Amrumbank West zustoßen. Die Umspannstation, über die der Strom ans kontinentale Netz angebunden wird, nahm E.ON 2014 in Betrieb. Ab Herbst 2015 sollen die 80 Turbinen des Windparks dann genug Strom liefern, um 300.000 Haushalte zu versorgen. Gegenüber der konventionellen Stromerzeugung fällt damit nach Konzernangaben der Ausstoß von jährlich 740.000 Tonnen CO2 weg.
Die gesamten Emissionen aus der Strom- und Wärmeproduktion sind bei E.ON seit Jahren rückläufig. Pusteten die Kraftwerke des Konzerns 2013 noch 114 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre, waren es vergangenes Jahr insgesamt 96 Millionen Tonnen. Das ist ein deutlicher Rückgang um rund 16 Prozent, der allerdings nur zum Teil dem „grüneren“ Energiemix zu verdanken ist. E.ON hat auch schlicht weniger Strom produziert.
Fortschritte beim langfristigen Klimaziel
Aussagekräftiger ist deswegen der Indikator „CO2-Intensität“. Er zeigt an, wie viele Tonnen CO2 pro erzeugte Megawattstunde (MWh) Strom emittiert werden. Bei E.ON lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei 0,41 Tonnen CO2/MWh und damit geringfügig unter dem Wert des Vorjahres (0,44). Beim langfristigen Klimaziel bleibt der Konzern jedoch in der Spur: Bis zum Jahr 2025 soll die CO2-Intensität um 50 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 sinken. Aktuell steht der Zähler bei 35 Prozent.
Welche Klimaziele sich die neue Gesellschaft Uniper auf die Fahnen schreibt, bleibt abzuwarten. Aus Nachhaltigkeitssicht fasst sie einige besonders sensible Geschäftsfelder zusammen – darunter den internationalen Handel mit und die Stromerzeugung aus Kohle. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es dazu, die dadurch verursachten Treibhausgasemissionen stellten die größte Herausforderung dar. „Wir sehen uns deshalb in der Pflicht, diese systematisch zu reduzieren.“
Weiter engagieren wird sich Uniper dem Bericht zufolge in der Brancheninitiative „Bettercoal“. Die will die Arbeits- und Umweltbedingungen in der Kohlelieferkette verbessern und hat soziale, ökologische und ethische Mindestanforderungen an die Kohleförderung festgelegt. E.ON ist Gründungsmitglied der Initiative und war an der Entwicklung des „Bettercoal“-Kodex beteiligt. Entsprechende Audits bei den Produzenten sollen 2015 Fahrt aufnehmen.
Über den Bericht
Der E.ON-Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2014 wurde zur Hauptversammlung des Konzerns am 7. Mai veröffentlicht. Seine Inhalte orientieren sich an den Leitlinien der „Global Reporting Initiative“ (GRI) in der aktuellen Fassung G4. Daneben dient der Nachhaltigkeitsbericht als Fortschrittsbericht im Rahmen des „Global Compacts“ der Vereinten Nationen und entspricht den Anforderungen des „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“. Der komplette Bericht steht online zur Verfügung.