Audi CR-Zwischenbericht 2015: Nachhaltigkeit in Schlaglichtern
In seinem aktuell erschienenen Corporate Responsibility (CR-)Zwischenbericht 2015 stellt der Audi-Konzern Kennzahlen, Maßnahmen und Fortschritte im Bereich Unternehmensverantwortung vor. Im Mittelpunkt steht dieses Mal die Diskussion, welche Chancen und Herausforderungen drängende Zukunftsthemen wie Klimawandel, Digitalisierung und eine moderne Arbeitswelt für die Gesellschaft und die Automobilbranche mit sich bringen. Dabei lässt Audi neben eigenen Experten auch externe Stakeholder aus Forschung und Wirtschaft zu Wort kommen – entsprechend dem Motto: "Audi & Co."
30.06.2016
Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung war 2015 trotz großer Herausforderungen ein Erfolgsjahr für Audi. So konnte der Konzern seine Umsatzerlöse um 8,6 Prozent auf 58,4 Milliarden Euro steigern und einen Bestwert von 1.803.246 ausgelieferten Fahrzeugen der Kernmarke Audi erzielen. Durch die Nachhaltigkeitsbrille gesehen wurde das vergangene Jahr allerdings von der Diesel-Abgas-Thematik überschattet. Als Konsequenz daraus hat die VW-Tochter etwa ihre Mitgliedschaft im Global Compact der Vereinten Nationen Ende 2015 vorübergehend ausgesetzt. Das übergeordnete Konzernziel „Wir leben Verantwortung" will Audi jedoch gerade vor diesem Hintergrund mit Nachdruck verfolgen: "Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate ist es umso wichtiger, dass wir unsere technologische Kompetenz voll und ganz darauf ausrichten, die Zukunft unserer Gesellschaft aktiv zu gestalten", so der Vorstandsvorsitzende der AUDI AG, Rupert Stadler, im aktuellen CR-Zwischenbericht.
Unter der Überschrift "Audi & Co." stellt der Automobilhersteller aktuelle Ansätze für eine nachhaltige Mobilität vor und geht unter anderem folgenden Fragen nach: Mit welchen neuartigen Antriebsarten und Kraftstoffen sind wir künftig auf den Straßen unterwegs? Welche Lösung ist am umweltverträglichsten? Welche Potenziale birgt die zunehmende Vernetzung des Autos mit dem Internet, der Infrastruktur und anderen Verkehrsteilnehmern? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus in puncto Datenschutz und Datensicherheit? Und wie wirkt sich die fortschreitende Digitalisierung auf die Arbeitswelt aus?
Ökologie & Emotion
Der Automobilhersteller berücksichtigt bewusst die Meinungen kritischer Stimmen aus der Gesellschaft. So erörtert im Kapitel "Ökologie & Emotion" ein Audi-Experte gemeinsam mit Dr. Wiebke Zimmer vom Öko-Institut e. V. die Frage, welche Antriebe das größte Potenzial für eine ökologisch nachhaltige Mobilität der Zukunft haben. Eine wichtige Stellschraube zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen stellt hierbei aus Sicht der Experten die Elektromobilität dar. Laut Bundesregierung sind heute rund 55.000 Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs, darunter 33.000 Hybridfahrzeuge und 19.000 reine Elektrofahrzeuge. Damit liegt der Bund weit hinter dem Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen, die bis 2020 in den Verkehr gebracht werden sollen. Hier setzt die kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Kaufprämie an, mit der die Anzahl der E-Autos auf gut 500.000 erhöht werden soll.
Auch bei Audi geht man davon aus, dass Elektrofahrzeuge in Zukunft einen hohen Anteil im Portfolio haben werden. Genaue Prognosen seien jedoch sehr schwierig, so Siegfried Pint, Leiter Entwicklung Elektrifizierung Antrieb. Eine wichtige Voraussetzung, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben, sei ein Ausbau der Ladeinfrastruktur, den der Bund mit rund 300 Millionen Euro fördern will. Neben der Elektromobilität arbeitet Audi auch an der Wasserstoff-Brennstoffzelle. "Wir verfolgen verschiedene Antriebstechnologien. Für uns als Hersteller wäre es zu riskant, nur auf eine einzige Karte zu setzen", erläutert Entwicklungsleiter Pint.
Bei dem Ziel, seinen Kunden eine CO2-neutrale Mobilität zu ermöglichen, setzt Audi neben alternativen Antrieben auch auf die Produktion und die Bereitstellung nachhaltiger Energieträger und dahinterliegender Systemkomponenten. Denn das Auto ist im Fahrbetrieb nur dann wirklich nachhaltig, wenn alternative Antriebstechnologien und nachhaltige Energieträger zusammengeführt werden. Audi geht hier bereits seit einigen Jahren mit gutem Beispiel voran und produziert in seiner Power-to-Gas-Anlage im niedersächsischen Werlte mittels Ökostrom einen synthetischen Kraftstoff, das Audi e-gas. Audi nutzt das synthetische Methan inzwischen schon für den Antrieb des Audi A3 g-tron und Audi A4 g-tron. Neben dem Audi e-gas forscht Audi an einer Reihe weiterer regenerativer Kraftstoffe, den sogenannten Audi e-fuels.
Intelligenz & Vernetzung
Im Kapitel "Intelligenz & Vernetzung" des CR-Zwischenberichts 2015 diskutieren Audi-Entwickler Andreas Reich und Marcus Keith mit Verkehrsforscher Prof. Dr. Michael Schreckenberg die Vorteile und Herausforderungen, die die zunehmende Vernetzung und Automatisierung des Autos mit sich bringen. Einig sind sich die Experten darin, dass die Entwicklung schrittweise erfolgen muss: "Wir gehen keine Risiken ein, sondern bauen bei jedem Schritt von Neuem auf einer sicheren Basis auf", so Marcus Keith, Entwicklungsleiter Anzeige und Bedienung.
Beim pilotierten Fahren hat sich Audi mittlerweile einen Platz an der Spitze der Automobilindustrie erarbeitet. Der Fokus der Entwickler liegt dabei insbesondere auf zwei Bereichen, erläutert Andreas Reich, Leiter der Vorentwicklung Elektrik/Elektronik der Audi Electronics Venture GmbH, im Report: zum einen auf dem pilotierten Fahren auf der Autobahn, wo Audi daran arbeitet, dass das Fahrzeug immer komplexere Situationen eigenständig meistert, und zum anderen auf dem pilotierten Parken. Die Grundlage dafür sind verschiedene Sicherheits- und Fahrerassistenzsysteme, wie etwa der Abstandsassistent ("Audi adaptive cruise control") und der Spurhalteassistent ("Audi active lane assist"), die bereits heute in vielen Audi-Modellen im Einsatz sind.
Neben mehr Komfort verspricht sich Audi vom pilotierten Fahren vor allem eine Verringerung des Unfallrisikos. "Pilotiert fahrende Autos", so Keith, "können Leben retten. Der größte Fehlerfaktor ist nach wie vor der Mensch." So sind laut Statistischem Bundesamt heute etwa 86 Prozent der Verkehrsunfälle in Deutschland auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Zu mehr Sicherheit trägt unter anderem die Car-to-Car-Kommunikation als weiteres wichtiges Element des pilotierten Fahrens bei, mit der sich Autos zukünftig gegenseitig vor Gefahren wie Glatteis oder vorausliegenden Unfällen warnen können.
Die Car-to-X-Kommunikation wiederum wird es Fahrzeugen ermöglichen, immer intensiver mit der Infrastruktur zu kommunizieren. In den USA ist für 2017 beispielsweise ein Pilotprojekt zur Vernetzung von Autos mit Ampelanlagen geplant, das zu einem flüssigeren und effizienteren Verkehr beitragen soll: Der Fahrer eines neuen Q7 oder A4 kann dann auf dem Display im Cockpit ablesen, welche Geschwindigkeit er wählen sollte, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen, erklärt Vorentwicklungsleiter Andreas Reich. "Der neue Dienst kann den Kraftstoffverbrauch im Stadtverkehr um 15 Prozent senken."
In Deutschland konnte Audi seine Fortschritte beim pilotierten Fahren bereits auf der Autobahn A9 demonstrieren, dem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ausgewiesenen Testfeld. Hier fuhr das Forschungsauto Audi A7 piloted driving concept unter realen Verkehrsbedingungen und bewältigte nicht nur verschiedene Fahrmanöver selbstständig, sondern führte diese vor allem mit Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer durch.
Mensch & Maschine
Vom mobilen Arbeiten über den Einsatz von Robotern in der Produktion bis hin zu digitalen Lernmitteln: Der Trend zur Digitalisierung verändert auch die moderne Arbeitswelt. Im Stammwerk Ingolstadt beispielsweise kommen bei der Audi A4-Montage schon jetzt Roboter zum Einsatz, die Hand in Hand mit den Menschen arbeiten. Roboter Adam etwa übernimmt ergonomisch unvorteilhafte Tätigkeiten für die Mitarbeiter. "Dabei muss der Roboter im Takt des Menschen arbeiten – und nicht der Mensch im Takt des Roboters", stellt Karl Unger, Leiter Produktionsstrategie/-system und Technologieentwicklung bei Audi, klar. "Wenn wir diese Regel beherzigen, wird der Ausbau von Mensch-Roboter-Kooperationen auf eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern stoßen."
Die Sorge, dass aufgrund des technischen Fortschritts Arbeitsplätze verloren gehen, teilt Prof. Bauer vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) nicht: "Wir sollten nicht so sehr der Frage nachgehen, wie viele Jobs wegfallen – oder in welchem Zeitraum. Wir sollten uns lieber damit beschäftigen, wie Unternehmen in der Zukunft interessante Produkte und ausreichend Wertschöpfung schaffen, um neue, interessante Arbeit zu generieren."
Wie aber wirkt sich die Digitalisierung auf Arbeitszeit, Arbeitsort und Arbeitsinhalt aus? Hier sei ein klarer Trend zur Individualisierung und Flexibilisierung zu erkennen, erklärt Dr. Jochen Haberland, Leiter Personalpolitik und Grundsatzfragen bei Audi. So nutzen bereits viele Audi-Mitarbeiter die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Und auch für den Ausbildungs- und Weiterbildungsbereich bringt die Digitalisierung eine Reihe von Veränderungen mit sich. Klassische Weiterbildungsangebote zum Beispiel werden zunehmend durch Formen des computergestützten Eigenstudiums ergänzt.
Über den Bericht
Der Audi CR-Zwischenbericht 2015 ist kein Nachhaltigkeitsbericht gemäß den GRI G4-Richtlinien, sondern eine Aktualisierung der wichtigsten Kennzahlen im Zeitraum 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2015 und eine Darstellung zentraler CR-Maßnahmen und -Fortschritte in Schlaglichtern. Eine vollständige Liste der Kennzahlen und des CR Programms ist hier online abrufbar. Der nächste vollumfängliche CR-Bericht auf Basis der Global Reporting Standards erscheint im ersten Halbjahr 2017.