Vielfalt & Inklusion

Aufwärtstrend bei Frauen in Vorständen deutscher Konzerne

In den Führungsgremien der DAX40, MDAX und SDAX-Unternehmen sind 2024 erstmals 136 Frauen vertreten – ein Anstieg von 14 Positionen im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem bleibt Diversität eine Herausforderung: Fast 37 Prozent der Unternehmen haben keine weibliche Vorstandskraft. Nachhaltige Maßnahmen sind gefragt, um langfristige Veränderung zu erzielen.

13.02.2025

Aufwärtstrend bei Frauen in Vorständen deutscher Konzerne

Neuer Höchststand: In den führenden Unternehmen Deutschlands gibt es so viele weibliche Vorstandsmitglieder wie nie zuvor. Insgesamt 136 Frauen arbeiten gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen in den obersten Gremien der DAX40-, MDAX- und SDAX-Konzernen – das sind 14 mehr als im vergangenen Jahr. Der Zuwachs wird besonders deutlich, wenn man die aktuellen Zahlen mit denen von vor vier Jahren vergleicht: Im Januar 2021 waren lediglich 65 Managerinnen in den Vorständen der 160 größten Unternehmen Deutschlands vertreten – also weniger als die Hälfte der heutigen Zahl.

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Den 136 Frauen stehen in den Vorstandsgremien insgesamt 559 männliche Kollegen gegenüber – somit ist nahezu jeder fünfte Vorstand (19,6 Prozent) weiblich. Der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte erhöht. Trotz dieses Anstiegs bleibt der Frauenanteil jedoch gering, und viele der geschäftsführenden Gremien sind auch im Jahr 2025 nach wie vor reine Männerbastionen: Fast vier von zehn Unternehmen (37 Prozent) in DAX40, MDAX und SDAX haben keine einzige Frau in ihren Vorstandsgremien.

Diese Ergebnisse stammen aus einer Analyse der Vorstandsstrukturen der 160 im DAX, MDAX und SDAX gelisteten Firmen, die von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY halbjährlich durchgeführt wird.

Ev Bangemann, Leiterin des Bereichs Climate Change & Sustainability Services bei EY in Deutschland: „Trotz der Fortschritte, die wir durchaus sehen: Für Frauen bleibt der Weg in die Führungsebene – egal ob mittleres Management oder Führungsspitze von Unternehmen – steinig. Zudem brauchen Frauen erwiesenermaßen länger, um in Top-Funktionen zu kommen, verweilen dort aber kürzer als Männer. Um dies dauerhaft zu ändern, braucht es unter anderem eine größere Offenheit für neue und emphatischere Arten der Führung, wie sie Frauen vielfach leben. Wir sehen aber auch: Quoten allein reichen nicht aus, es braucht nachhaltige Maßnahmen, die früher ansetzen, wie beispielsweise Sponsoringprogramme oder Beförderungen in Eltern- oder Teilzeit, um zu zeigen, dass die Unternehmen hinter ihren weiblichen Führungskräften stehen und auf sie setzen.“

Mehr als ein Drittel der neubestellten Vorstände im Jahr 2024 waren Frauen

Im Verlauf des vergangenen Jahres wurden bei den 160 untersuchten Unternehmen insgesamt 85 neue Führungskräfte in den Vorstand berufen – darunter befanden sich 30 Frauen, was einem Anteil von 35 Prozent entspricht. Gleichzeitig haben insgesamt 74 Vorstandsmitglieder ihre Positionen aufgegeben, wovon 16 weiblich waren. Dies führt im Endeffekt zu einem Plus von 14 zusätzlichen Managerinnen im Jahr 2024. Die Anzahl der männlichen Führungskräfte verringerte sich hingegen um drei. Den höchsten Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern verzeichnen die Unternehmen der Telekommunikationsbranche: Hier sind ein Viertel (25 Prozent) der Entscheidungsträger Frauen. In den Sektoren Konsumgüter und Rohstoffe liegt der Frauenanteil bei jeweils 24 Prozent, was nur geringfügig darunter liegt. In der Medienbranche hingegen sind lediglich 13 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich.

Bangemann: „Sehr viele Konzerne haben begriffen, dass Vielfalt in ihren Chefetagen ein wichtiger Aspekt ihres wirtschaftlichen Erfolges ist. Allerdings ist dies noch längst nicht überall der Fall. So bleibt der Anteil der Vorstände mit nur einer einzigen Frau im Gremium hoch. Das wirft Fragen auf, wie ernst die Unternehmen das Thema Diversität in Führungspositionen nehmen.“ Die Vorteile einer diversen Besetzung von Führungspositionen, so Bangemann, lägen auf der Hand: „Unternehmen, in denen Entscheidungen nur von einem Geschlecht oder Managerinnen und Managern mit wenig diversem Hintergrund getroffen werden, haben einen Großteil ihrer aktuellen und potenziellen Kundschaft und deren unterschiedliche Bedürfnisse gar nicht im Blick. Diversität in den Managementebenen kann hingegen sicherstellen, dass sich Unternehmen bestmöglich auf ihre verschiedenen Kundengruppen ausrichten. Chancengleichheit und Fairness sind Faktoren, die immer eine Rolle spielen müssen – aber auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Interessen kann sich mangelnde Diversität zum klassischen Eigentor für die Ambitionen von Unternehmen entwickeln. Dies gilt gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben.“

Deutlicher Anstieg bei Vorständen mit mindestens einer Managerin im MDAX

Für die eigenen Mitarbeiter:innen seien divers aufgestellte Führungsgremien zudem ein positives Signal – auch weil sich eine diverse Belegschaft dann besser reflektiert und repräsentiert fühle, so Bangemann: „Bei vielen Unternehmen ist die Belegschaft schon einen Schritt weiter und deutlicher diverser aufgestellt als die Führungsetage.“ Dies wird auch in den Führungsetagen der DAX40-Unternehmen deutlich, wo der Frauenanteil besonders hoch ist: Mehr als ein Viertel der Mitglieder in den Vorständen des deutschen Leitindexes sind weiblich (26 Prozent). Im Vergleich dazu ist der Anteil in den Vorständen des MDAX (20 Prozent) und SDAX (14 Prozent) erheblich geringer. Interessant ist jedoch, dass der Prozentsatz der Firmen mit mindestens einer weiblichen Vorständin im deutschen Spitzenindex von 93 Prozent zu Beginn des Jahres 2024 auf 95 Prozent am 1. Januar 2025 nur um zwei Prozentpunkte anstieg, während dieser Wert im MDAX deutlich anstieg (64 Prozent, plus zwölf Prozentpunkte). Im SDAX hingegen verringerte sich der Anteil leicht – von 46 auf 44 Prozent.

Sieben der 160 analysierten Unternehmen haben eine weibliche (Co-) Geschäftsführerin. Zu diesen Firmen zählen: CEWE, Commerzbank, Daimler Trucks, Merck, PVA TePla, TAG Immobilien und Renk. Das ergibt einen Anteil von vier Prozent. Bangemanns Fazit: „Festzuhalten bleibt, dass wir eine stabile, positive Entwicklung sehen – auch wenn wir zum Teil deutlich hinter unseren europäischen Nachbarn liegen. Am Ziel sind Deutschlands Unternehmen in puncto Diversität noch nicht, aber der eingeschlagene Weg ist der richtige.“

Quelle: UD/cp
 

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