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Hört hin! Warum sich Nachhaltigkeit zwischen zwei Ohren abspielt

Nachhaltigkeit findet in den Köpfen leidenschaftlicher Macher statt, für die das Thema kein Projekt ist, sondern ein lebendiger Prozess und ein Lebensprozess. Leider fehlen in vielen Unternehmen und Organisationen dafür zuweilen starke Lotsen, die die komplexe Route beherrschen und nicht erst auf Krisensituationen warten, um sich zu verändern.

09.06.2015

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Die von den IHKs angebotenen Zertifizierungslehrgänge „CSR-Manager" sind ein guter Schritt, den Lotsen das entsprechende Rüstzeug zu geben, um abteilungsübergreifend navigieren zu können. Doch ein Nachhaltigkeits- oder CSR-Manager darf niemand sein, der gerade Zeit hat. Denn dann ist er der Falsche.

Es braucht in diesem Bereich keine Topspezialisten, sondern geerdete, authentische, über den Tellerrand hinausschauende Menschen mit der Fähigkeit zur Empathie und dem Mut, auch gegen die Normen zu denken. Gebraucht werden kluge Köpfe, die imstande sind, prozesshafte Übersetzungsarbeit zu leisten und das Thema kritisch zu reflektieren.

Denn je kürzer und allgemeiner die Information ist, desto mehr standardisiert sie sich und langweilt, so dass niemand mehr zuhört. Folglich sinkt die Geduld, die ein Thema wie Nachhaltigkeit und CSR braucht und damit auch die Bereitschaft, sich tiefer damit auseinanderzusetzen. Zentrale Grundregeln heißen deshalb: Verstehbarkeit, Gestaltbarkeit und Sinnhaftigkeit.

„Eine eindeutige Philosophie, klar formulierte Ziele und Maßnahmen sowie eine konstante Richtung (die durchaus ab und zu korrigiert werden sollte) führen zum Erfolg", sagt Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation bei der memo AG. Ehrlichkeit, Verbindlichkeit und Offenheit sind für sie zentrale Kommunikationswerte. „Entscheidungen sind nicht immer bequem und gefallen auch nicht immer allen. Die Gründe, weshalb sie so getroffen werden, müssen daher fundiert sowie sachlich und fachlich korrekt sein."

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Sie verweist in diesem Zusammenhang zum Beispiel auf Maßnahmen, die viel Geld kosten, aber dennoch sinnvoll für ein Unternehmen sind. Dann stehen nicht immer alle Beteiligten dahinter. „Doch wer den klaren Nutzen und die Vorteile kommuniziert, kann sich der Rückendeckung aller Mitarbeiter (bzw. aller Stakeholder) sicher sein", so die Kommunikationsexpertin.

Die Philosophie und Strategie eines Unternehmens muss von „oben nach unten" gelebt werden

Gerade im Bereich Nachhaltigkeit macht es nach Ansicht von Claudia Silber keinen Sinn, „den Mitarbeitern gegenüber die Wichtigkeit dieses Themas zu betonen und dann nicht in diesem Sinn zu handeln".

An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass das „Uhrwerk" des Unternehmens zwar wichtig ist, aber es funktioniert nur darüber, wie die Menschen darin „ticken" und ihre Rädchen ineinandergreifen.

„Diese Kernfähigkeiten - das Erkennen von Systemen, eine grenzübergreifende Zusammenarbeit und ein kreatives Gestalten im Gegensatz zum reaktiven Problemlösen - bilden die Grundlage und liefern letztlich auch die Werkzeuge und Methoden" für einen Wandel im Denken, schreibt Peter Senge, einer der weltweit einflussreichsten Organisationsentwickler, in seinem Erfolgsbuch „Die notwendige Revolution".

Menschen und Organisationen haben (sofern sie nicht selbstgefällig sind) das Potenzial, auf einer stabilen Wertebasis Zukunft nachhaltig zu gestalten, wenn Visionen und das realistische Erkennen der Gegenwart ineinandergreifen. Senge weist nach, dass leidenschaftliche und kreative Einzelpersonen durchaus in der Lage sind, Organisationen von unten zu transformieren.

Häufig sind es aufgeschlossene Pragmatiker, die allerdings „schnellen Lösungen, gefühlsbetonten Wundermitteln oder oberflächliche Antworten für komplexe Probleme" misstrauen. Diese Menschen haben ein ausgeprägtes Gefühl für das Funktionieren ihrer Organisation, auf die sie sich entsprechend einstellen - mit planerischer Phantasie und Augenmaß für das, was ein Einzelner bewirken kann. Das ist die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen CSR-Manager.

Künftig sind virtuose Kontextmanager gefragt, keine geklonten Fallstudienakrobaten. Virtuos führen heißt nicht, sämtliche Tasten einer Klaviatur gleichzeitig zu drücken, sondern im Rahmen seiner Wirkungsmöglichkeiten eine eigene Melodie zu finden, die auch von den anderen gern gehört wird. Denn Nachhaltigkeit spielt sich zuerst zwischen zwei Ohren ab.

Quelle: UD/Huffington Post
 

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