Unsere grüne Arbeitswelt
Die Arbeitswelt wird grüner. Grüner im Sinne von nachhaltiger. Wie werden ökologisches Gewissen sowie soziale und ökonomische Verantwortung die Zukunft der Arbeit prägen? Die Deutsche Telekom gibt einen Einblick in dieses komplexes Thema.
27.07.2021
Die Corona-Krise ist derzeit eine der größten Herausforderungen für die Menschen auf diesem Planeten. Die gute Nachricht: Sie ist beherrschbar, auch wenn wir dafür noch einige Wochen oder gar Monate brauchen werden und die Pandemie in manchen Ländern, man denke an Indien, besonders heftig wütet. Eine noch größere Mission für uns ist es aber Antworten auf die Eindämmung der Klimakrise zu finden. Sie ist wohl heute schon eine der größten Tragödien der Menschheit. Die Erderwärmung, die mit einem fortschreitenden Verlust der Biodiversität einherkommt, gefährdet am Ende auch gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratische Errungenschaften.
Neo-Ökologie: Mehr als klassisch „grüne“ Themen
Umweltschutz, Ressourcenschonung, CO2-Einsparung, Corporate Social Responsibility - der Megatrend Neo-Ökologie verschiebt die Koordinaten des Wirtschaftssystems in Richtung einer neuen Geschäftsmoral. Bei Neo-Ökologie geht es eben nicht nur um die klassischen „grünen“ Themen, sondern ebenso um die sozial-ökologischen Folgen unseres Handelns: Einst rein moralische, soziale oder ökologische Fragen ökonomisieren sich. Umweltschutz, faire Arbeitsbedingungen, Korruptionsbekämpfung, Chancengleichheit gehören zunehmend mit zum ökonomischen Gewinnspiel. Konsum findet unter veränderten Prämissen von ethisch-ökologischen Kriterien und Nachhaltigkeit statt.
Umwelteinfluss von Entscheidungen prüfen
Wir müssen allerdings anders denken – beim Konsumieren, beim Wirtschaften, beim Arbeiten. Wir müssen bereit sein über das nachzudenken, was vielleicht undenkbar schien. Veränderung ist möglich, doch sie kommt nicht von ungefähr. „Ich wünsche mir, dass wir uns bei all unseren Entscheidungsprozessen die Frage stellen, welchen Umwelteinfluss diese Entscheidung hat“, gibt Tim Höttges die Richtung für die Telekom vor. „Für mich ist Nachhaltigkeit auch eine persönliche Haltung“.
So wie bei Rosica Scheid. Als „Green Pioneer“ hat die Retail-Spezialistin sich dafür stark gemacht, dass das nachhaltige Engagement der Telekom auch in den Shops deutlich sichtbarer wird. So sollen zum Beispiel die digitalen Bildschirme von den Nachhaltigkeitslabeln #GreenMagenta und #GoodMagenta erzählen. Und mit Schulungen und Kursen werden Shop-Mitarbeitende zu #GreenMagenta Botschaftern ausgebildet. Jede kleine Veränderung ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Davon ist Rosi Scheid überzeugt.
Investoren fordern Fortschritte
Überhaupt: Die Wirtschaft bietet mächtige Hebel zum Umsteuern. Für die großen Konzerne mit langer Geschichte ist das längst eine Existenzfrage geworden. Wenn einflussreiche Vermögensverwalter, wie Blackrock, BNP Paribas AM, LA Francais AM oder die norwegische DNB Druck auf Unternehmen ausüben, nachhaltiger zu werden, ist das bemerkenswert. Larry Fink, Chef von Blackrock, die auch an der Telekom beteilig ist, droht sogar damit, Vorständen und Aufsichtsräten die Zustimmung zu verweigern, wenn hier keine Fortschritte erkennbar sind. Wer also weiter auf Business as usual setzt oder nur oberflächliches Greenwashing betreibt, bleibt mittelfristig auf der Strecke. Das macht auch Tim Höttges klipp und klar: „Ohne nachhaltiges Denken, ohne Umweltorientierung und ohne Bewusstsein für unsere Verantwortung werden wir als Telekom langfristig nicht überleben.“
Raus aus dem Stau: Mobilität anders denken
Die Klimakrise drängt uns dazu, ohnehin fällige Veränderungen anzugehen. Ja, sie zwingt uns dazu in neue Lösungen zu investieren. So ist allen klar, dass die gegenwärtige Form der Mobilität die Ressourcen der Erde überfordert. Allein in Deutschland bilden mehr als 40 Millionen jährlich 1,4 Millionen Kilometer Stau. Fast zwei Tage stehen Berufspendler hier durchschnittlich im Stau, belasten die Luft und vergeuden Frei- und Arbeitszeit. Dabei gehört Deutschland nicht mal zu den Spitzenreitern. In manchen Ländern ist es vier Mal so lang.
Neue Konzepte der Fortbewegung sind gefragt. Dabei wird es nicht die eine Lösung geben, sondern ein Sammelsurium an Möglichkeiten. Dabei sind die Ansätze der Zukunft der Mobilität in Städten sehr vielfältig, von Mobilitätsstationen über Seilbahnen, Flugtaxis, Autonomes Fahren, Pedelecs und Pop-Up-Bikelanes ist alles dabei. Im Mittelpunkt dabei, die Verknüpfung von Verkehrsdaten.
Einiges davon ist noch Zukunftsmusik. Doch die Corona-Krise hat gezeigt, wie verblüffend schnell Veränderung sich mitunter vollziehen kann. Stichwort Homeoffice. Gestern noch für etliche Firmen in weiter Ferne, heute schon Alltag für viele – mit positivem Beitrag für die Umwelt durch reduzierte Emissionen. Ein weiterer Ansatz: Firmen, wie die Telekom, unterstützen die Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Das bringt nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern fördert auch die Gesundheit der Mitarbeitenden. Im Schnitt, so eine Untersuchung der Uni Frankfurt, fehlen Radpendlerinnen und -pendler zwei Tage weniger pro Jahr wegen Krankheit.
Gewohnheiten ändern
Weniger und umweltbewusster Reisen, Arbeiten in klimaeffizienten Bürogebäuden sind wichtige Treiber in der grünen Arbeitswelt. Aber auch die vermeintlichen Kleinigkeiten helfen: Denn, wer langfristig die Welt verändern möchte, kann schon mal bei seinen Gewohnheiten anfangen. Muss ich ein Dokument wirklich ausdrucken, und falls ja, habe ich es beidseitig ausgedruckt? Habe ich den Computer nachts und am Wochenende heruntergefahren? Vermeide ich Plastikflaschen und Pappbecher am Arbeitsplatz? Muss es in der Kantine wieder die Currywurst oder das Schnitzel sein?
Zebras wollen nicht den großen Deal
Eine Entwicklung, die langfristig zum Besseren führen soll, erfordert immer wieder Standortbestimmungen, neues Denken, Einsichten, Korrekturen, Disziplin, Übung, Geduld und Hartnäckigkeit. Wer Nachhaltigkeit anstrebt, muss Widersprüche und Zielkonflikte aushalten. So gesellen sich in der Start-up-Szene immer mehr Zebras zu den vielen Einhörnern. Als Zebras werden Unternehmen bezeichnet, die lieber langsam wachsen, dafür aber möglichst aus eigener Kraft und eigenen Mitteln. „Nicht die schnellstmögliche Skalierbarkeit des Geschäftsmodells ist unser Ziel, sondern der größtmögliche Einfluss auf die Gesellschaft“, sagte jüngst die Gründerin Lisa Jaspers dem Magazin „BusinessInsider“. Jaspers handelt fair hergestellte Kleidung und Einrichtungsgegenstände.
Technologie und Wachstum als Gamechanger
Etwas anders sieht das Peter Schwarz, Chef des amerikanischen Beratungsunternehmens Global Business Network, der für technologisches Wachstum plädiert. In seiner Vision ist der technologische Wandel der Gamechanger: „Wir dachten einmal, die Grenzen des Wachstums seien ökologisch bedingt – eine Frage der Ressourcen. Die alte Logik ist aber auf den Kopf gestellt: Je schneller man wächst, desto sauberer wird es. Alte Technik wird durch neue ersetzt. Wir brauchen hohes Wachstum, damit die Umwelt sauberer wird. Deshalb gibt es keine Grenzen des Wachstums.“ Hightech bringe nicht nur hohe Wachstumsraten, sondern wirke auch gegen die Armut der Welt. Informations-, Wasserstoff- und Nanotechnologie stärke die Kleinen in einer globalen Ökonomie. Futurist Schwartz („The Long Boom“) entwirft auf Lernreisen optimistische Szenarien für die Zukunft: „Unser eigentliches Ziel ist es, das Denken der Leute zu verändern.“
Neue Verteilung von Macht und Geld
Und dann gibt es noch eine Reihe von Unternehmerinnen und Unternehmer, die über eine neue Verteilung von Macht und Geld in ihren Firmen nachdenken. So wie das Berliner Start-up „einhorn products“, das vegane Kondome herstellt (siehe dazu auch den von der Telekom mitproduzierten New Work-Film „Geht doch! Arbeit. Neu. Gestalten“). Seit 2019 ist das Unternehmen im Verantwortungseigentum. Dabei wird – im Gegensatz zum klassischen Unternehmenseigentum – die Kontrolle über das Unternehmen vom Vermögen des Unternehmens getrennt. Sinn und Zweck eines Unternehmens haben höchste Priorität. „Um die Wirtschaft zu befreien, müssen wir das Eigentum befreien“, gibt sich CEO Philip Siefer kämpferisch. Noch gibt es keine Rechtsform für das Verantwortungseigentum in Deutschland. Politisch ist das Thema umstritten. Wobei auch die Digitalunternehmerin Verena Pausder Sympathien für das Modell hat. In ihrem Buch „Das neue Land“, in dem sie New Work zum Alltag und New Leadership zur Norm erklärt, denkt sie laut über die Einführung einer nachhaltigen GmbH nach. Bei einer nGmbH müssten Gründerinnen sich verpflichten, klimaneutral zu wirtschaften und dies auch nachweisen. Außerdem wären sie dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen – und zwar mit mindestens fünfzehn Prozent. Zusätzlich müssten sie jährlich ein vorgeschriebenes Spendenvolumen in soziale Zwecke investieren. Die neue Unternehmensform wäre attraktiv, weil sie steuerliche und bürokratische Entlastungen mit sich bringt. Der Staat würde Anreize setzen, damit Kapitalgeber in sie investieren. Mit der nGmbH, so Pausder, würden wir folglich ein neues soziales Verständnis von Wirtschaft stärken und gleichzeitig unseren Planeten schützen.
Andere Stimmen sehen in der Idee des Verantwortungseigentums ein „Paradebeispiel für den Sozialismus“, der sich auf leiser Sohle in unser Wirtschaftsleben schleiche. Auf eines können sich mittlerweile aber wohl alle einigen: Weitermachen wie bisher geht nicht – und ein verlorenes Paradies, in das wir zurückkehren können, hat leider nie existiert.